Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
Vom Netzwerk:
konkreter sagen... mir fallen nicht einmal Beispiele ein. Aber es war so. Ich habe es so empfunden.
    Und irgendwann, so ziemlich am Anfang des Gesprächs, sagt Arne ganz spontan und mit Nachdruck: «Ich werd das Gefühl nicht los, daß du gerne mit mir Zusammensein möchtest. Ich werd das Gefühl nicht los.»
    «Das kannst du auch nicht loswerden... weil es nämlich so ist», rede ich ihm fast dazwischen, so daß er fast zur selben Zeit sagt:
    «Und ich kann es nicht. Ich kann es nicht!»
    Arne haut dabei mit der flachen Hand auf sein Bierglas. Ganz energisch und mit Nachdruck. Er kann es nicht!
    Warum sagt er nicht: Ich will es nicht. Ich möchte es nicht???? Warum muß er sich auf ein Nichtkönnen zurückziehen. Und warum diese verzweifelte Geste. Was setzt ihn denn so unter Druck, daß er mit der ganzen Kraft seiner flachen Hand dagegenanhauen muß? Ich sage ihm, daß mir selber klar ist, daß es nicht ginge mit uns. Selbst wenn er wollte, würde es höchstens ein paar Wochen gutgehen. Daß ich eigentlich so was wie «gute Freunde» mit ihm werden möchte, aber daß da noch zu viele Gefühle bei mir da sind... aber daß ich eigentlich sowieso weiß, daß er mir nicht das geben kann, was ich brauche, was ich von einer Beziehung will.
    Und dann versuche ich, es mal in Worte zu fassen, was ich eigentlich für eine «Beziehung» möchte. Daß ich erstens eine ganz stark emotionale Beziehung möchte, die zweitens nie vorm Fernseher endet, sondern immer ’ne Dynamik in der Auseinandersetzung behält. Und daß ich drittens meinen eigenständigen Bereich brauche, in den ich meinen Partner jederzeit reinlassen kann, ohne Angst haben zu müssen, daß er mir meine Selbständigkeit kaputttrampelt. Aber in erster Linie ist es eben mein Bereich, auch wenn ich ihn jederzeit für den anderen offenhalte. Ich bin zufrieden mit meiner Definition. Es trifft wirklich das, wie ich mir eine gute Beziehung vorstelle.
    «Tja, siehst du. Da unterscheiden wir uns. Da unterscheiden wir uns. Ich seh das alles sehr viel nüchterner. Viel nüchterner!» entgegnet Arne voller Überzeugung. Seine Worte werden durch seine entschlossene harte männliche Mimik unterstrichen. Seine Gesichtszüge lassen keinen Zweifel aufkommen: Er meint es ernst!
    Und dann erzählt er was davon, daß das mit den Gefühlen für ihn überhaupt nicht wichtig ist. Für ihn kommt es auf die Auseinandersetzung an. Nur auf die Auseinandersetzung. Die politische Auseinandersetzung. Das ist wichtig. Da unterscheiden wir uns. Er guckt sich an, was jemand politisch macht...
    Geht die Platte wieder los? Ich sage nichts. Höre mir zum wiederholtenmal das an, was Arne «Vertrauen entwickeln» nennt. Ich werde seltsam traurig-froh. Traurig, weil er immer noch auf seiner unrealistischen Theorie rumreitet, deren Unzulänglichkeit für seine eigene Person er in dem Gespräch mit Jan und Uschi doch auch schon halbwegs eingesehen hatte. Und froh, weil er mir noch mal deutlich macht, daß ich mit so jemanndem tatsächlich nicht die Beziehung haben könnte, die ich will.
    Ich sage ihm, daß ich Vertrauen zu ihm habe. Daß ich seine politische Arbeit sehr wenig kenne und auch finde, daß er manchmal ganz schön Scheiß macht. Aber daß ich auf einer rein menschlichen Ebene Vertrauen zu ihm entwickelt habe, so wie ich ihn die letzten Monate kennengelernt habe.
    «Wir kennen uns keine paar Monate. Ich würd sagen, wir kennen uns höchstens ein paar Wochen.»
    Ich komme noch mal darauf zurück, was ich an ihm «gut» finde. Daß ein wesentlicher Punkt war, daß ich das Gefühl hatte, wenn ich mit ihm zusammen bin, brauche ich mich nicht wieder mit so was wie Eifersucht auseinanderzusetzen.
    «Ich bin nicht eifersüchtig», sagt Arne prompt.
    So hatte ich das gar nicht gemeint! Ich sage ihm, daß es immer die Typen waren, die von mir Mehrfach-Beziehungen gefordert haben. Und daß ich nicht eifersüchtig zu sein habe. Und dann sage ich ihm, daß er mir heute abend wirklich geholfen hat und meine damit eigentlich mehr die Sachen, mit denen er mir noch mal unbewußt vor Augen geführt hat, daß er nicht «der Mann» für mich ist.
    Arne sagt ganz hart und von sich selber überzeugt: «Ja. Es hätte zwei Möglichkeiten gegeben heute abend . Entweder Verständnis zu zeigen oder die Auseinandersetzung. Ich habe den zweiten Weg gewählt. Ich habe die Auseinandersetzung gewählt. Weil ich das für sinnvoller halte.»
    Arne: Kalt, hart und unerschrocken. Er hat sich mit mir auseinandergesetzt.

Weitere Kostenlose Bücher