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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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was von ihm gewollt hätten? Dann hätte sich unsere Beziehung nicht so entwickeln können. Wie sähe das aus, mit der Frauensolidarität, wenn wir beide auf denselben Typen scharf gewesen wären?»
    Sabine zuckt mit den Schultern. Sie weiß es auch nicht. Aber auf jeden Fall anders. Wir können von Glück sagen, daß es da keine Interessenskollision gegeben hat.
    Ich schreibe ein Buch. Ich schreibe es vor allem für Frauen. «Was soll ich anderen Frauen mit auf den Weg geben? Was ist besonders wichtig herauszuarbeiten?» frage ich.
    «Die Leute mit deiner Emotionalität zu konfrontieren. Das ist wichtig.» Da hat sie recht. Das habe ich auch immer getan. Ich habe Arnes Coolheit damit beantwortet, indem ich gesagt habe: Ich bin nicht mehr bereit, meine Gefühle zu verstecken. Ich setze meine Gefühle gegen die Gefühllosigkeit dieser Welt.
    Und ich gebe meine Widersprüchlichkeiten zu. Das ist keine Schwäche. Das ist meine Stärke. Wenn ich Unklarheiten habe, kläre ich sie im Gespräch mit anderen. Schleppe sie nicht mit mir herum, bis aus mir selber die Erleuchtung kommt. Ich kläre meine Widersprüche in der Auseinandersetzung mit meiner Umwelt.
    Als ich erzähle, in welcher Form ich inzwischen Verständnis für Arne entwickelt habe, reagiert Sabine unerwartet. Mit Arnes Worten könnte man sagen: Sie hört sich das erst mal an.
    Ich hatte erwartet, daß sie das interessant findet. Aber sie sagt nur: «Ich bin wahrscheinlich zu ungeduldig für Arne. Ich kann da nicht mehr. Weißt du, Arne ist ein Mensch, der verändert sich nicht. Der dreht sich im Kreis. Da ist so vieles ungeklärt bei ihm... Arne ist wie ein großes schwarzes Loch. Du kannst alles reinschmeißen... du hörst es noch nicht mal aufschlagen. Das provoziert ja regelrecht dazu, immer größere Brocken da reinzuschmeißen.»
    Ich frage Sabine, was sie meint, wie Arne mich wohl empfindet. Daß er sich ganz klar so verhält, daß er mich doch irgendwie ganz gerne mag. Aber doch kaum von sich aus Interesse zeigt, sich mit mir zu treffen. Aber wenn ich bei ihm auftauche, dann verabredet er sich auch mit mir. Und seine Zärtlichkeiten... da müssen doch Sympathien sein... Ich möchte mal wissen... ich versteh das alles nicht... ich möcht mal wissen, wie er mich empfindet.
    «Das ist doch klar», meint Sabine, «du mußt doch ein unangenehmer Mensch für ihn sein, indem du bei ihm immer wieder ins Wespennest stichst. Alles, was er in seine Verdrängungskiste tut. Und du machst sie immer wieder auf.» Sabine lacht. Ich auch.
    Ich stelle mir Arne vor, wie er nichts Böses ahnend in ein Zimmer kommt und eine große schwere Holzkiste aufmacht, etwas hineintut, den Deckel wieder zumacht. Dann sehe ich mich zu dieser großen schwarzen Kiste gehen. Ich mache den Deckel auf. Gehe einen Schritt zur Seite.
    Arne kommt zurück. Macht die Kiste wieder zu. Geht zufrieden wieder weg. Ich trete wieder aus dem Hinterhalt, mache den Deckel wieder auf. Greife in die Kiste hinein und ziehe etwas heraus.
    Arne kommt zurück. Will gerade wieder etwas in die Kiste packen. Schiebt alles hinein. Macht den Deckel wieder zu. Ich gehe wieder hin, mache den Deckel wieder auf. Hole ein paar Sachen raus und lege sie auf den Boden vor die Kiste.
    Arne kommt zurück, steht vor der Kiste und schüttelt den Kopf. Nun muß er aber mal aufräumen! Hebt alles ganz ordentlich vom Boden auf, steckt es in die Kiste und macht sie zu. Rüttelt noch einmal am Deckel, ob er auch wirklich fest zu ist. Geht weg, bleibt aber hinter der Tür stehen, um neues Unheil zu verhindern, und gleich im Keime zu ersticken. Will sehen, wer da immer so ’ne Unordnung macht.
    Ich mach die Kiste wieder auf, will grade etwas herausziehen, da steht Arne auch schon neben mir. Nimmt es mir aus der Hand, legt es in die Kiste und macht den Deckel wieder zu. Ich mache ihn wieder auf. Nehme etwas heraus, lege es auf den Boden vor seine Füße. Arne hebt es auf, wieder rein in die Kiste. Deckel zu. Ich mach den Deckel wieder auf.
    Nun wird er aber gleich ärgerlich! Macht den Deckel zu und setzt sich oben drauf. Ich schubse ihn runter, mache den Deckel wieder auf.
    Und dieses Spielchen spielen wir nun fast seit einem halben Jahr. Ich sehe es richtig bildlich vor mir, wie Arne und ich neben einer schweren großen Holzkiste stehen und um den Deckel kämpfen. Mit einer Engelsgeduld. Uns ständig gegenseitig die Finger klemmen, wütend aufeinander werden, aber nie wirklich gegeneinander kämpfen, sondern immer nur darum, ob der

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