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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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jetzt Lust hätte, mit mir zu schlafen? — Ich weiß nicht, ob ich wollte oder nicht. Ich merke, daß ich nicht klar «nein» sagen kann. Daß ich es vielleicht doch ganz schön fände. Aber es ist mir nicht mehr so wichtig. Ich möchte mich an ihn ankuscheln. Alles andere ist erst mal nicht in meinem Kopf, wenn ich an Arne denke. Es ist nur da, wenn ich mich dazu zwinge weiterzudenken. Wenn ich meinen Phantasien freien Lauf lasse, denke ich an Arnes Zärtlichkeit. An mehr nicht. Monatelang hatte ich sofort das Bedürfnis, mit ihm zu schlafen. Monatelang. Tagtäglich. Was ist passiert? Was ist los mit mir?
    Ich bin ruhiger geworden. Ruhiger und sicherer Arne gegenüber. Ich habe das Gefühl, ich kenne ihn jetzt. Kenne ihn so gut, daß es mich nicht mehr verunsichert, wenn er mich mal wieder nicht an sich ranlassen will. Ich bin geduldiger geworden. Was ich von Arne will, braucht nicht heute oder morgen passiert zu sein. Er läuft mir nicht weg. Ich habe keine Angst mehr, daß Arne sich jetzt neu verknallt und ’ne Beziehung anfängt. Was ich von Arne will, würde dadurch nicht berührt. Ich habe Zeit. Wenn Arne ’ne neue Beziehung anfangen würde, würde sich das gleiche abspielen, was ich jetzt von Anke und Sabine gehört habe, was ich selber mit ihm erlebt habe. Arne würde sich Hals über Kopf oder auch langsam, aber sicher in eine Frau verknallen. Ein paar Wochen in der Lage sein, so was wie ’ne Beziehung zu führen. Und dann würde er seine Gefühle wieder abblocken. Würde nicht mehr «verknallt» sein, der Frau was erzählen, daß Gefühle für ’ne Beziehung nicht wichtig sind, Verabredungen nicht einhalten, seine politische Arbeit vorschieben, und... und... und... Die Frau würde hoffentlich auf den Putz hauen, sich hoffentlich nicht so wie Sabine und ich auf ihn eingelassen haben. Und dann würde Arne wieder mit denselben Fragen verunsichert in der Gegend rumstehen. Ich kann nur hoffen, daß die Frau dabei nicht allzu kaputtgegangen ist. Für Arne hätte sich jedenfalls nicht viel geändert. Höchstens noch eine Erfahrung dieser Art mehr, deren Gründe für ihn undurchschaubar sind. Ich weiß, daß seine nächste «Beziehung» nicht plötzlich ganz anders läuft als seine vergangenen. Arne kann sich ruhig verknallen jetzt. Was ich von ihm will, wird dadurch nicht berührt. Ich habe Zeit. Ich kann warten. Warten, daß Arne mir Vertrauen entgegenbringt. Daß er keine Angst mehr vor mir hat. Daß er mir glaubt, daß ich nichts «gegen» ihn tun will. Eines Tages muß er das doch merken. Irgendwann wird er daran nicht mehr vorbei können. Ich habe Zeit.
    Und dann wird mir plötzlich der Zusammenhang klar. Ich brauche ja gar nicht mehr mit ihm zu schlafen. Ich bin mir ganz sicher, daß Arne mich eines Tages mit Worten an sich heranlassen wird. Dessen bin ich mir sicher. Was ist es da noch wichtig, ob er mit mir schläft? Ich war die ganze Zeit darauf fixiert, ihm körperlich nahe zu sein, weil das bisher die einzige Möglichkeit war, die er zugelassen hat. Selbst am Anfang unserer Beziehung hat er mich mit Worten nicht so richtig an sich herangelassen. Unsere Sexualität war das einzige, wo er wirklich er selber zu sein wagte. Ein ganz empfindsamer und gefühlvoller Mensch, der ganz viel Wärme und Geborgenheit braucht. Und weil das das einzige Mal war, wo Arne mir einen Blick hinter die Fassade gestattet hat, habe ich mich damit abgefunden, daß es keine andere Möglichkeit gibt, an ihn heranzukommen. Habe mich praktisch auf seine «Bedingungen» eingelassen. Und seit ich fest daran glaube, daß es auch einen anderen Weg geben muß, sein Vertrauen zu gewinnen, hat das Zusammenschlafen plötzlich seine Funktion verloren. Es gibt zwar immer noch nichts, was mir den Gedanken daran als unmöglich erscheinen läßt. Aber es ist nicht mehr so wichtig. Der Gedanke ist in irgendeiner Schublade weit hinten in meinem Kopf, wo er von alleine nicht mehr nach vorne kommt. Nur wenn ich ihn mit Gewalt hervorziehe, weil ich mich dazu zwingen will, ehrlich zu mir zu sein.

    Ich besuche Sabine. Will noch einmal mit ihr zusammen rekonstruieren, wie das eigentlich war damals. Unser erstes Gespräch. Sie überlegt. «Ich weiß auch nicht mehr, was es war. Aber gleich am Anfang hast du irgendwas gesagt, was so voll ins Schwarze getroffen hat, daß mir sofort klarwar: der Typ hat uns beide angeschissen. Auf die gleiche Methode.»
    «Was wäre eigentlich passiert, wenn du noch nicht mit ihm fertig gewesen wärst? Wenn wir beide

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