Der Tod des Maerchenprinzen
so wild, wenn mal irgendwo was nicht so hinhaut. Mann hat ja immer noch Ausweichmöglichkeiten. Mann braucht in keiner Beziehung mehr konsequent dafür zu kämpfen, daß sie wirklich auf allen Ebenen gut läuft. Mann redet was von Freiheit und geht zur nächsten, wenn die eine zu schwierig ist.
«Freiheit statt aufeinander eingehen!»
Was Männer Freiheit nennen, das brauch ich nicht. Ich beanspruche die Freiheit, jederzeit zu meinen Gefühlen stehen zu können. Die Freiheit, meine Eifersucht über die Revolution stellen zu dürfen, wenn sie mich kaputtmacht. Die Freiheit, mich nie wieder als Zweitfrau benutzen zu lassen, wenn ich jemannden liebe. Diese Freiheit will ich. Für diese Freiheit werde ich kämpfen!
Was erzählt der mir von Freiheit? Ich hab meine Freiheit. Ich will, daß die Männer endlich nicht mehr so oberflächlich und menschenverachtend sind. Ich plädiere nicht für Besitzansprüche, wenn ich von «meinem» Mann rede. Ich meine damit, daß ich mich darauf verlassen kann, daß «er» auf mich eingeht. Daß «er» mich gut kennt. Daß ich mich auf «ihn» verlassen kann, wenn ich Probleme habe. Bisher konnte ich mich nur auf meine Freundinnen verlassen. Die waren immer diejenigen, die mich wieder aufgepäppelt haben, wenn’s mir dreckig ging. Frauen heulen sich bei Frauen über ihre Probleme aus. Die Männer sind nur dazu da, ihnen Probleme zu machen.
Ich plädiere nicht für Besitzansprüche. Ich brauche ja selber meine Freiheit. Aber ich meine damit etwas anderes als die Rechtfertigung, oberflächlich sexuelle Beziehungen zu pflegen. Ich meine mit Freiheit etwas anderes, als jemannden, der mich liebt, Schlagworte wie «Besitzansprüche» an den Kopf zu knallen und ins nächste Bett zu steigen. Ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, ob ich ihn nicht wirklich weniger liebe als er mich. Wenn ich jemannden liebe, habe ich gar nicht das Bedürfnis, diese Art von «Freiheit» in Anspruch zu nehmen. Das Bedürfnis habe ich nur, wenn in der Beziehung Probleme schwelen, die nicht so einfach zu lösen sind. Oder wenn ich nicht so viel Gefühle entwickelt habe. Aber solche Beziehungen gehe ich gar nicht erst ein. Die Typen waren immer diejenigen, die Beziehung ohne Gefühle mit mir gemacht haben. Ich fühle mich gar nicht wohl bei so was. Ich verbringe meine Zeit lieber alleine — mit mir selber, als mit jemanndem, dem ich gar nicht richtig nahe bin. Früher habe ich das auch gemacht. Da war die Sucht danach, einen Freund zu haben, wichtiger als ich selber. Da war ich oft mit Männern zusammen, nur um nicht alleine zu sein. Das kann ich heute gar nicht mehr. Wenn ich mit den Typen nicht viel anfangen kann, dann kann ich auch keine langfristigen Gefühle entwickeln. Das reicht dann vielleicht für zwei Tage. Dann denk ich, ich bin verknallt. Und wenn ich mich dann das dritte Mal mit dem unterhalte, dann stelle ich fest, daß der ganz furchtbar uninteressant ist. Und daß ich gar nichts mehr von dem will. Und dann bin ich wieder froh, nichts gemacht zu haben. Verliebtheit entwickelt sich bei mir heute nur noch da, wo ich ganz viele Gemeinsamkeiten spüre. Wo ich das Gefühl habe, trotz häufigen Zusammenseins meinen Interessen nachgehen zu können.
Und natürlich brauche ich auch ganz viel Zeit für den Kram, den ich alleine machen will. Da könnte ich auch keinen ab, der mir dazwischenfunkt. Aber ich würde mir von niemanndem dazwischenfunken lassen. Ich bin das gar nicht gewohnt. Da soll mal einer ankommen und mich «besitzen» wollen. Da würd ich aber ganz schön bockig werden.
In der Kneipe beginne ich eine Neuauflage der Verhütungsmitteldiskussion. Diesmal allerdings in einem etwas schärferen Tonfall. Daß er wieder gewartet hat, bis ich das Thema anschneide. Und mir auch wieder nichts anderes übrigblieb, weil ich unter dem Druck stand, nicht schwanger werden zu wollen. Er mal wieder so lange keinen Gedanken darauf verschwendet, bis frau das tut. Und daß ich mir unsicher bin, ob ich mich auf mein Pessar verlassen soll, wo jetzt die gefährlichste Zeit losgeht.
Und bei aller Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit dieses brisanten Themas ist es möglich, zwischendurch miteinander zu schmusen... und dann mit aller Schärfe weiterzudiskutieren.
«Meinst du, ich hab nicht genauso ’n Bock, einfach loszumachen, ohne an was zu denken», schnauze ich ihn zärtlich an... Er lächelt. Wir umarmen uns. Kuscheln. Ich glaub, es ist rübergekommen, was ich ihm vermitteln wollte.
Als wir am
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