Der Tod des Maerchenprinzen
mit der Anti-AKW-Bewegung stärker auseinanderzusetzen, als ich es ohne die Beziehung zu ihm tun würde. Ich muß meine Kraft in erster Linie in meine eigene politische Arbeit investieren, brauche zu viel Zeit für meine eigene politische Entwicklung.
Eine falsche Entscheidung? Eine richtige Entscheidung? — Auf jeden Fall eine Entscheidung! — Er akzeptiert sie.
Dann die Auseinandersetzung um das «Freunde-Kennenlernen». Ich schildere meine Ängste. Daß ich in meinen letzten Beziehungen immer erlebt habe, daß man gegenseitig mit dem Freundeskreis des anderen gar nicht viel anfangen konnte. Schildere meine «Vergangenheit»: Erst drei Jahre mit einem verheirateten Mann, der zehn Jahre älter war als ich. Mit sechzehn oder siebzehn hab ich den kennengelernt. Konnte mich natürlich überhaupt nicht durchsetzen. Seine Frau wußte natürlich von nichts. Und vor seinen Freunden wurde ich unter der Bettdecke versteckt, wo ich hingehörte. Zum öffentlichen Vorzeigen war ich nichts. Als ich dann den Scheiß endlich hinter mir hatte, konnte ich bei meiner nächsten Beziehung gar nicht fassen, daß der Typ mich zu seinen Freunden «mitnimmt». Und daß die mich auch noch als gleichwertige Gesprächspartnerin akzeptieren. Bin voll ausgeflippt, daß er sich öffentlich zu mir bekennt. Sich freut, daß ich mich bei seinen Freunden wohl fühle. Wie glücklich wir beide damals im Dammtor-Bahnhof gesessen haben und uns das gegenseitig erzählt haben. Und dann, bei der nächsten wichtigen Beziehung die totale Scheißerfahrung. Der gleiche Versuch. Der gleiche Anspruch. Ich will nicht als Zweierbeziehung immer nur zu zweit rumhängen. Aber es klappt einfach nicht. Ich kriege keinen Draht zu diesen Jazz-Fanatikern und alten Schulfreunden von ihm. Bin verzweifelt. Will nur noch mit ihm allein sein oder unter meinen Freunden. Erst am Ende unserer Beziehung kriegen wir auf die Reihe, warum das so war. Daß es nicht an meinen Kontaktschwierigkeiten lag, sondern daß seine Freunde wirklich ’ne feste Clique sind, in die kaum noch einer reinkommt. Oder eben Jazz-Anhänger.
Ich hasse Jazz. Wie soll ich da zu seinem Freundeskreis Kontakt kriegen? Und jetzt ist bei mir erst mal eine grundsätzliche Angst entstanden, wieder irgendwo als «Freundin von...» aufzutauchen und nicht akzeptiert zu werden, obwohl ich die Hoffnung habe, daß das mit der festen Clique eine Ausnahme unter fortschrittlichen Menschen sein sollte. Daß ich wahrscheinlich erst mal die Erfahrung machen werde, daß die Leute mir gegenüber offen sind.
Aber da ist ja die viel schlimmere Angst, daß ich trotzdem nichts mit denen anfangen kann. Daß da kein Draht entsteht, trotz beiderseitigem gutem Willen.
Arne sagt: «Ich hab schon Lust, deine Freunde kennenzulernen.» — Aha, er hat da also keine Ängste, nur als «Freund von...» irgendwo aufzutauchen. Braucht er ja auch nicht. Männer werden ja von vornherein als «Persönlichkeit» akzeptiert. Müssen nicht wie Frauen erst mal «beweisen», daß sie keine farblosen Anhängsel sind. Ich will nicht wieder irgendwo als die unscheinbare Freundin eines Politmackers erscheinen. Die sollen gleich merken, daß ich meine eigene Meinung hab und mich nicht meinem Herren und Gebieter anpasse, ’ne Ex-Freundin hat mal hinter meinem Rücken über mich gesagt, daß ich meine politische Meinung mit meinem jeweiligen Freund wechsle. Und das zu einem Zeitpunkt, wo ich mich endlich aus der dreijährigen Beziehung zu Uli gelöst hatte, weil ich meine ersten politischen Aktivitäten gerade ohne ihn entwickelt hatte und zum erstenmal einen eigenständigen Lebens- und Schaffensraum hatte. (Beim KBW, muß ich ja kleinlaut zugeben!) Und daß ich mich ein halbes Jahr später genau gegen meine eigenen sozialen Kontakte vom KBW gelöst habe; ohne Alternative erst mal. Mußte dabei zwangsläufig meinen ganzen grade geschaffenen Freundeskreis allmählich sausen lassen, weil die Leute zwar sehr nett waren, aber ich mit ihnen auf die Dauer nichts mehr anfangen konnte.
Mir soll noch mal jemand vorwerfen, ich würde meinen politischen Weg nicht selbständig gehen, von sozialen Kontakten abhängig machen... oder gar mich von Typen beeinflussen lassen!
Meine nächste Beziehung habe ich dann kennengelernt, weil ich meine Fühler in Richtung KB ausgestreckt habe und nicht umgekehrt. Zu dem Zeitpunkt saß es bei mir sogar schon so fest, daß ich mich gegen dieses Vorurteil wappnen muß, daß ich mich am Anfang mit Händen und Füßen gegen jeden
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