Der Tod des Maerchenprinzen
anzugehen, stehen wir beide hilflos davor, wie unsere Beziehung auf allen Ebenen auseinanderbricht. Und dabei wollten wir doch ganz lange zusammenbleiben...
Verknalle mich neu. Es geht auch los. Nach zwei Wochen fühlt der Typ sich «eingeengt», redet was von Freiheit, erotischen Bedürfnissen bezüglich anderer Frauen. Will keine Fixierung... er braucht nicht weiterzureden. Mir ist schon alles klar... Männerfreiheit...
Ich ziehe mich zurück... (kommt er hinterher?)... ich ziehe mich konsequenter zurück... und tatsächlich... plötzlich werde ich für ihn wieder interessant... er fühlt sich nicht mehr eingeengt, wil] wieder mit mir schlafen...
Es ist zwar... auch bei mir jetzt... nicht die große Liebe... aber es ist trotzdem ganz schön mit ihm, weil er nicht so losrammelt ohne daß ich ein Wort sagen muß, genau den gleichen Rhythmus schön findet wie ich...
Aber immer noch bin ich verknallter in ihn als er in mich... mir wird mal wieder bewußt, daß Frauen von Männern sexuell viel abhängiger sein können als umgekehrt. Weil es so wenige Typen gibt, mit denen es für Frauen schön ist. Weil Männer eben meistens in erster Linie Sexualität und in zweiter Linie Zärtlichkeit wollen. (Wie schaffen die Typen es überhaupt, diese perverse Trennung zu machen?)
Er will auch mit anderen Frauen schlafen. Ich will nicht mit anderen Männern schlafen, weil es unter zwanzig Typen doch höchstens einen gibt, der nicht diese verkorkste Männersexualität drauf hat. Und die Wahrscheinlichkeit, daß ich den zufällig treffe... na ja...
Männer dagegen können sich immer ein ganz schönes Erlebnis organisieren. Ich will jetzt mal von den Typen absehen, die die Frau bewußt unterbuttern und so auf ihre Kosten kommen. Ich meine jetzt nur die Männer, die es geschafft haben, ihre Sexualität zu verändern. Für die ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, ’ne Frau zu finden, mit der es schön ist, als für mich, ’n Mann zu finden. Ich gerate nur alle paar Jahre mal an einen... und häng dem dann immer unheimlich hinterher, weil ich weiß, daß solche Männer rar gesät sind.
Ich will nicht wieder einen, den ich erst noch verändern muß. Ich bin radikal... und ich kämpfe mit Zähnen und Klauen, wenn es um meine Interessen geht. Aber ich kämpfe nicht mehr auf allen Ehe-! nen. Nicht im Bett. Sexualität soll doch was Schönes sein. Nicht etwas, wo ich erst für kämpfen muß, daß es für mich auch schön wird.
Ich spreche mit anderen Frauen. Höre mich um. Bin mal wieder nicht alleine mit meinem Problem. Höre andere Frauen, die genauso alt sind wie ich und auch erst ein oder zwei Typen gekannt haben, mit denen es wirklich schön war. Frauen, die auch sagen, daß sie irgendeinem Typen hinterherhängen, weil es sexuell mit ihm so toll war. (Wenn das andere Frauen auch sagen, dann muß es doch mehr Typen geben, die «anders» sind als die meisten Männer.) Ich werde wütend, daß ich und andere Frauen in meinem Alter sich erst zehn Jahre lang bumsen lassen mußten, um mal ein oder zwei Typen kennenzulernen, mit denen es wirklich schön ist.
Ich sag’s ja: Frauen können von Männern sexuell viel abhängiger werden als umgekehrt. — Gitta sagt mir: Das stimmt nicht. Grade für Männer, die nicht nur im Kopf, sondern auch schon mit ’m Schwanz ’n bißchen weiter sind, kann es schwer sein, an ’ne Frau zu geraten, die es noch nicht wagt, ihre sexuellen Wünsche «an den Mann zu bringen».
Ich überlege mir, daß ich auch mal so was hatte. Ein Typ, der sicher auf mich eingegangen wäre, wenn ich mich getraut hätte, mich wirklich einzubringen. Daß ich ihm die Möglichkeit genommen habe, meine wirklichen Bedürfnisse zu erkennen, indem ich selber den ewig weiblichen Anpassungskurs gefahren habe. Das getan habe, was Männer gerne mögen. Laut Bravo oder Jasmin. Weil ich dachte, das muß so sein.
Trotzdem höre ich Gitta nur unwillig zu. Bin nicht davon überzeugt. Weil ich doch auch heute noch, wo ich den Mund doch nun wirklich aufmache, immer wieder doch noch sexuell benutzt werde, Typen nicht verstehen, was ich ihnen eigentlich sagen will. Mich immer noch nicht erfolgreich wehren kann, weil Männerköpfe zu verkrustet sind. Und ich wehre mich doch! Wie laut soll ich denn noch schreien?
Bin verzweifelt, daß der Typ, mit dem ich es ganz toll finde, nur alle paar Wochen mit mir schlafen will. Flabe plötzlich Lust, oben zu liegen, weil ich weiß, daß ich mich bei ihm trotzdem oder gerade deshalb so verhalten
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