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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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um das Geschirr abzuwaschen. Jetzt sitzen bleiben. Hochgehen wäre das Eingeständnis meiner Unsicherheit. Und noch fühl ich mich wirklich nicht unwohl, obwohl ich mich hier nicht aktiv einmischen kann. Außerdem ist mir auch bewußt, daß ich solche Situationen früher viel unerträglicher fand. Daß ich schon wahnsinnig an Sicherheit gewonnen habe, daß ich nicht bei jedem Blick dieser «fremden Leute» auf mich rot werde. Irgendwie will ich hier gar nicht weg. Fang an, mich wohl zu fühlen, weil mir mein eigener Fortschritt im Verhalten klarwird.
    Aber ich würd mich lockerer fühlen, wenn ich per Zufall in diesen Haufen reingeschneit wäre und nicht als Freundin von... Obwohl es dann doch genauso «fremde Leute» wären. Es wäre mir lieber. Ich stünde nicht unter dem Zwang zu beweisen, daß ich nicht die farblose Freundin eines Politmackers bin. Dann müßte ich nur beweisen, daß ich keine farblose Frau bin. Obwohl ich mich von diesen Zwangsgedanken schon weitgehend befreit habe... ’n bißchen sind sie doch noch da. Aber eben nur noch in dem Maße, daß ich trotzdem da sitzen bleibe. Früher wäre ich in einer solchen Situation abgehauen unter dem Vorwand, Arne beim Abwaschen zu helfen oder so. (Soll der Kerl doch alleine abwaschen.) Ein emannzipierter Mann, der kochen und abwaschen kann!
    Immer noch die Ängste, daß keiner mich will. Daß ich anderen auf die Nerven falle. Irgendwie müssen sie mir ganz gründliche Ablehnungsängste anerzogen haben. Ich war ja früher auch immer das schwarze Schaf. Beim Spielen wollten sie mich nicht haben. Ich muß ein unheimlich nerviges Kind gewesen sein. Aber ich sitze hier ganz gut. Habe schon fast gelernt, daß ich erst mal davon ausgehen kann, daß mich keiner ablehnt, solange ich nichts gesagt bekomme. Daß das Ignorieren meiner Person nicht immer Desinteresse, sondern meistens Unsicherheit anderer Leute ist. Die sind ja genauso unsicher wie ich! Die wissen genausowenig, wie sie das erste Wort an mich richten sollen, wie ich.
    Arne kommt wieder. Es werden Lieder gesungen, die ich schon mal gehört habe, aber nicht so recht mitsingen kann. Will mich aber hier kommunikativ integrieren. Singe ein bißchen falsch dazwischen. Werde etwas leiser. Kann den Text sowieso nicht. Arne guckt mit einer Frau zusammen in ein Textheft. Ich sitze dazwischen. Arne fällt es gar nicht auf, daß ich nichts sehen kann. Die Frau hält das Heft mit einer ganz selbstverständlichen Geste näher zu mir. Find ich unheimlich lieb von ihr. Arne wäre auf die Idee nicht gekommen. Ihm ist wahrscheinlich gar nicht klar, wie ich mich fühle. Obwohl ich’s ja ausführlich mit ihm diskutiert habe. Oder er weiß wieder mal einfach nicht, wie er auf mich eingehen soll. Jetzt muß ich natürlich wieder mitsingen, oder will auch irgendwie, weil ich so ’ne nette Geste auch nicht unbeantwortet lassen will.

    Später an der Elbe geht plötzlich ein Gespräch über Kinderkriegen los, das ich gar nicht wollte. Ich verbeiß mich aber trotzdem darein, weil ich zwischen den Zeilen raushöre, daß Arne auch zu diesem Thema wieder Scheiße im Kopf hat. Halbe KBW-Position, «gemeinsame Entscheidung», «betrifft den Mann genauso» und ähnliches krieg ich zu hören. So ’n Mist! Eigentlich will ich ja was anderes mit ihm diskutieren, aber das, was er da von sich gibt, kann ich doch a uch nicht unwidersprochen hinnehmen. Gehe halbherzig, aber dennoch kämpferisch an die Sache ran, biege es aber dann doch ab, indem ich auf die etwas problemlosere Konstellation komme, daß beide ’n Kind haben wollen. Sage, daß ich natürlich auch lieber mich mit dem Mann zusammen für ein Kind entscheiden würde. Habe keine Lust, jetzt mit ihm die Möglichkeit: Frau will, aber Mann nicht und so was durchzudiskutieren. Möchte ihm jetzt sagen, daß ich ein Kind von ihm haben möchte. Ein Kind mit ihm machen möchte. Jetzt und hier. Ich möchte ihm nahe sein... und er ist so weit weg.

    Aber eigentlich will ich ja gerade kein Kind machen. Eigentlich ist mir bewußt, daß das Spinnereien sind. Daß ich nur dann ein Kind in die Welt setzen würde, wenn ich’s auch wirklich in mein Leben einbeziehen kann. Auch dann, wenn die dazugehörige Beziehung vorbei ist. Wenn ich mich selber fertig genug fühle, diese Verantwortung zu übernehmen. Und das fühle ich mich im Moment absolut noch nicht. Bin noch viel zu sehr auf der Suche danach, wie ich leben will, als daß ich ein Kind in meine unsichere Zukunft setzen könnte. Ich will ja

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