Der Tod des Maerchenprinzen
Zeit keine Beziehung. Habe sexuelle Bedürfnisse. Erwische mich auf einer Veranstaltung, wie ich jedem Typen, der in den Hörsaal kommt, erst mal auf die rundliche Wölbung unter dem Reißverschluß gucke. Will auch mal «nur so» mit jemanndem schlafen. Tu es nicht, weil ich zuviel Angst habe. Zu oft die Erfahrung gemacht habe, daß es in der Realität doch nicht so toll ist, wie >n meinen erotischen Phantasien. Die Typen machen ja doch immer ihren Kram. Haben ihren Trieb. Sind nicht in der Lage zu schnallen, daß ich auch noch da bin... und nicht nur mein Loch.
Ich kann mir keine kurzfristigen Abenteuer leisten. Es gibt keinen Märchenprinzen, der alles so macht, wie ich es gerne möchte. Männer sind alle gleich...
Endlich lerne ich mal einen kennen, wo es genau umgekehrt ist. Er will dauernd nicht. Hat Angst. Ich habe zwar dauernd Lust, mit ihm zu schlafen, verzichte aber gerne drauf. Weil ich nicht das machen will, was sieben Jahre lang mit mir gemacht worden ist. Ich bin glücklich. Endlich mal ein Mann, dem ich meine Liebe beweisen kann, indem ich nicht mit ihm schlafe. Genieße die Sexualität mit ihm. Obwohl sie eigentlich auch ganz schön kaputt ist, weil kein Vertrauen da ist, das Problem gemeinsam anzugehen. Aber lieber verzichte ich, wenn ich Lust habe, als wieder dieser ewige Druck, wenn die Typen ihren Trieb haben... und ich mein ewig weibliches schlechtes Gewissen.
Er hat genauso erogene Brustwarzen wie Uli. Ich brauche eine Zeit, um das schön finden zu können. Bei Brustwarzen assoziiere ich Uli... Orgasmuszwang... unerotisches Rumgerubbel... Krampf.
Szene mit Uli im Kino... als ich mich von ihm mal wieder in einen Sex-Film schleppen lasse. Erotische Szene. Frau lutscht Mann am Arm rum. Uli sagt: «Das ist doch gar nicht geil. An so ’m Arm ist doch gar nichts dran...»
An so ’m Arm ist nichts dran... Uli will Brüste und Arsch. Das übrige Fleisch eines Körpers fällt nicht unter die Kategorie «erogene Zonen».
Nächste Beziehung... wieder was Neues. Am Anfang ist es ganz schön... auf die Dauer ist es ihm zu anstrengend, auf meine langsamen Bewegungen einzugehen. Er findet es geil, wenn’s ganz schnell geht... geht gezwungenermaßen auf mich ein. Vermittelt mir aber durch seinen immer schlapper werdenden Schwanz, daß er das nicht geil findet, sondern nur «für mich» macht... daß es ihm zu lange dauert, bis ich zum Orgasmus komme...
Es dauert lange... dauert immer länger... je mehr sich in meinem Kopf die Realität festsetzt, daß es schnell gehen muß. Damit ich auch noch was davon habe... bevor er fertig ist.
Ich kann nicht, wenn sein immer schlapper werdender Schwanz mir vermittelt, daß er es nicht geil findet. Schneller wird. Ich will doch, daß es uns beiden Spaß bringt. Wie kann ich ’n Orgasmus kriegen, wenn ich merke, daß es ihm keinen Spaß bringt... bzw. wenn ich nicht merke, daß es ihm Spaß bringt...
Der kann das... wieso kann der eigentlich ’n Orgasmus kriegen, ohne darauf überhaupt zu achten, ob es mir Spaß bringt? Wieso kann er das?????
Es muß schnell gehen... es geht immer langsamer... («Frauen haben eine längere Erregungskurve als Männer beim Geschlechtsverkehr»... Wenn ich wirklich Spaß dabei habe, dann geht es mitunter ganz wahnsinnig schnell bei mir. Eine «längere Erregungskurve» habe ich nur, wenn der «Geschlechtsverkehr» den Rammelbedürfnissen des Mannes entsprechend durchgeführt wird. Aber das Märchen von der längeren Erregungskurve ist jahrtausendealt und hält sich hartnäckig in allen «modernen» Aufklärungsbüchern.)
Es muß schnell gehen... immer öfter fängt er, sofort nachdem er drin ist, an, ganz schnell zu rammeln. Wenige Minuten... und er ist fertig... hinterher tut es ihm immer ganz furchtbar leid... wenn ich merke, daß es wieder so losgeht, schaltet es bei mir auf Resignation. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Noch hundertmal dasselbe diskutieren? Warum müssen Männer ihre Sexualität auf ihre Schwanzspitze und mich auf mein Loch reduzieren...? Immer noch bin ich nicht stark genug, wenn dieses Gerammel losgeht und mir sonnenklar ist, daß schon alles zu spät ist, wirklich konsequent «absteigen» zu befehlen. Zu sagen: «Eh, hör auf, mich zu benutzen. Hallo, ich bin auch noch hier oben, nicht nur da unten.» Ich kann ihm doch nicht seinen Spaß verderben, wenn er so kurz davor ist. Resignation anstatt Radikalität. Frauenschicksal.
Ohne daß wir es schaffen, diese Probleme auch nur im Ansatz
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