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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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gerade nicht schwanger werden. Ich habe ja gerade davor die größte Angst. Habe Angst, bereits schwanger zu sein. Von diesem ewigen Hin und Her neulich, bevor ich mein Pessar eingesetzt habe. Von dieser langwierigen Licht an-Licht aus-Licht an-Licht-aus Geschichte, bevor wir uns endlich zu was entschließen konnten. Und wo ich dann plötzlich seinen Schwanz zwischen meinen Beinen liegen hatte. Wo ich mich selber kaum noch beherrschen konnte, ihm nicht einfach entgegenzurutschen. Ich weiß nicht mehr, was da genau los war. Aber ich weiß, daß es hart an der Grenze dessen war, was mann/frau ohne Verhütungsmttel tun darf. Ich habe Angst. Angst, daß ich vielleicht doch was «abgekriegt» habe. Ich will mit Arne darüber sprechen. Darüber sprechen, daß so was gefährlich sein kann. Daß so was nicht noch mal «passieren» darf. Und darüber, daß ich Angst habe. Daß ich auf meine Tage warte.
    Ich gehe mit ihm spazieren. Ich kriege den Mund nicht auf. Er ist so weit weg. Wieso kann ich ihm so was nicht einfach sagen?
    «Das solltest du ruhig tun», dringt es naiv an mein Ohr.
    Wieso fragt er auch nicht mal nach? Ich hab doch extra gesagt ich will mich mal wieder früher mit ihm treffen, um was diskutieren zu können. Wieso fragt er nicht mal, was ich diskutieren will? Wir gehen nach Hause. Na ja, denk ich. Wir können ja auch zu Haus e diskutieren. Auf dem Nachhauseweg rennt er plötzlich in die nach-ste Kneipe rein. «Ich will noch in ’ne Kneipe», stellt sich an einen Tisch und fängt an, sich mit einer Frau zu unterhalten, die er kennt, Ich stehe daneben und wundere mich. Der hätte mich auch mal fragen können, ob ich in ’ne Kneipe will. Den könnte es auch mal interessieren, daß ich neben ihm steh und nicht mal zuhören kann, was et mit der Frau redet. Er besetzt den einzigen Stehplatz, der an dem Tisch noch frei war. Und ich stehe hinter ihm und habe noch nicht mal die Möglichkeit, mich passiv in dieses Gespräch zu integrieren. Er fängt an, sich zu unterhalten, ohne mich vielleicht mal darüber zu informieren, ob er vorhat, hier länger zu bleiben. Ich will ihn gerade nach dem Wohnungsschlüssel fragen, um alleine nach Hause zu gehen, da will er selber auch raus. In die nächste Kneipe.
    Draußen frage ich ihn, warum er denn jetzt in ’ne Kneipe will.
    «Ich will mal sehen, ob ich jemanden treffe, mit dem ich mich unterhalten kann.»
    Mir verschlägt es die Sprache. Wieso kann er sich denn nicht mit mir unterhalten?
    Aber ich trau mich nicht, diese Forderung zu stellen. Sage, daß ich dann schon nach Hause gehe. Gucke aber erst noch mit in die naschte Kneipe rein und treffe da Leute, die ich kenne. Unterhalte mich am Tresen mit denen, während Arne sich an einen Tisch setzt. Rede mir selber ein, daß ich das ja auch ganz gut finde.
    Als wir zu Hause sind, halten meine Verdrängungsmechanismen nicht mehr länger vor. Komme endlich mit meiner Kritik daran rüber, wie er sich heute abend verhalten hat. Und dann will ich ihm noch klarmachen, warum ich nicht prompt reagiert habe. Warum ich zu seinem Kneipenspruch nicht gleich gesagt habe, daß das ’ne Unverschämtheit sei. Weil ich selber ja auch noch so ’ne Scheiße wie Männerfreiheit im Kopf habe. «Ich schalte dann selber erst mal auf solche Kategorien wie: Ihm seine Freiheit lassen. Und dann fällt es mir auch schwer, mich gleich gegen so was zu wehren!» versuche ich ihm zu erklären.
    «Ich laß dir doch auch deine Freiheit», meint Arne ganz verständnislos. Das ist alles, was er dazu zu sagen hat. Es hat keinen Zweck. – Um solche Lappalien hätte es in seiner letzten Beziehung keine Auseinandersetzung gegeben, sagt er dann noch.
    «Freiheit» statt aufeinander eingehen. «Freiheit» statt einmal zu fragen: Möchtest du auch noch in ’ne Kneipe? Wenn das Freiheit ist, dann will ich keine Freiheit.
    Männerfreiheit!
    Ich schalte trotz aller inneren Widerstände auf das Verhütungsthema um. «Freiheit statt Verhütung?» Das lasse ich nicht länger mit mir machen. Ich will, daß das Wort «Verhütung» auch endlich mal in seinem aktiven Sprachschatz auftaucht! Sage ihm noch mal, daß er genauso mitdenken soll wie ich. Daß ich ihm eine zweite Temperatur-Tabelle von mir machen will, damit er auch zu jeder Zeit weiß, in welcher Zyklusphase ich bin. Damit er das genauso zu jeder Zeit im Kopf hat.
    Ich frage ihn, wie denn das mit seiner letzten Freundin gelaufen sei. «Doch, die hat auch immer gerechnet. Und dann haben wir immer die Tage vor der

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