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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Warmhalten kann, für den Fall, daß er morgen ’ne Abfuhr kriegt. Daß ich gut genug bin, wenn er was Besseres nicht kriegen kann.
    Aber dafür bin ich mir zu schade. Das lasse ich nicht mit mir machen. Ich werde hartnäckig. Will von ihm eine Entscheidung heute abend . Als er von sich aus nach langem Rumgerede immer noch keine Position bezieht, lege ich es ihm schließlich in den Mund: «Dann ist es also so, daß es unabhängig von deiner Beziehung zu Sabine mit mir sowieso nicht ginge.»
    Zögernd willigt er ein. Es ist Schluß. Eine Beziehung ist zu Ende. Ich muß aufs Klo. Durchfall.
    Eine ganz normale «Diskussion» mit Arne. Erst erzählt er mir, daß er mit mir nicht klarkommt und führt das auf mein vermeintliches mangelndes Selbstbewußtsein zurück. Dann hört er mir desinteressiert fünf Minuten bei der Schilderung meiner Vergewaltigung zu, bis er endlich sagt: «Das interessiert mich jetzt eigentlich weniger.» Dann erzählt er mir, was er schon seit Sonnabend weiß, nämlich daß er eventuell die Beziehung zu seiner letzten Freundin wiederaufnimmt. Das erzählt er mir heute, am Mittwoch, wo er die ganze Woche bei mir gewohnt hat.
    Wenige Minuten nachdem er mir das beim Wurstabschneiden gesagt hat, kommt er mit der Neuigkeit, daß sie vielleicht am Freitag mit zu dem Gespräch kommt. Mit der Aussicht, daß er zu dem Zeitpunkt wieder mit ihr befreundet ist. Und dabei kann er sich gar nicht denken, daß er mich mal fragen müßte, ob ich was dagegen habe. Das hängt davon ab, ob sie das will und ob er das will. «Dazu gehören immer zwei.» Und dann drückt er sich in der Diskussion drum herum, die Beziehung mit mir heute zu beenden, sondern will erst mal abwarten, ob er mich vielleicht doch noch gebrauchen kann, wenn’s morgen abend schiefgeht.
    Als ich vom Klo komme und wir uns im kleinen Zimmer begegnen, leistet Arne sich die einfühlsame Frage: «Wie fühlst du dich denn jetzt?»
    Ich zögere nur kurz. «Beschissen», antworte ich. «Deshalb hab ich auch den Durchfall. Das ging in dem Moment los, wie du gesagt hast, daß du die Beziehung zu ihr vielleicht wiederaufnimmst. In dem Moment fing es an. So Übelkeit und Bauchschmerzen.»

    Arne führt seine beiden Fäuste an meine Wangen und schließt die Augen. Wieder so, daß man noch das Weiße zwischen den Lidern sehen kann. Keine Umarmung, unsere Körper berühren sich nicht. Nur seine Fäuste an meinen Wangen und seine geschlossenen Augen. Ich schließe die Augen nicht. Sehe ihn an. Diese theatralisch geschlossenen Augen. Und seine Fäuste, die er ganz lange und ganz still an meinen Wangen hält. Eine Geste, die wohl zärtlich sein soll. Bestimmt irgendwie bedeutungsschwanger gemeint ist von ihm. Mir wohl sagen soll, daß er die Tragik der Situation erfaßt.
    Aber wenn er wirklich was begriffen hat, wie er es mir mit seiner theatralischen Gestik sagen will, dann hätte er sich eben in der Diskussion mal etwas einfühlsamer verhalten sollen. Ich kann mit dieser dramatischen Zärtlichkeit jetzt nichts anfangen. Ich lasse sie mit mir geschehen. Wehre mich nicht. Bei ihm wird es den Eindruck hinterlassen, als hätte er mir gezeigt, daß er mich versteht.
    Arne will jetzt Fußball gucken. Ich schließe ihm Jans Wohnung auf und mache ihm den Fernseher an.
    Als ich oben in meiner Wohnung allein bin, überlege ich, ob ich ihn heute in Jans Wohnung schlafen lasse. Jan ist im Urlaub. Ich kann es nicht ertragen, heute nacht mit ihm in einem Bett zu liegen. Ich will nicht, daß Arne bei mir schläft heute nacht. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn.
    Ein Messer. Ein schönes, spitzes Messer. Spitz und scharf. Einfach zustechen. In seinen Rücken. Oder seine Brust. Schnell und kraftvoll zustechen. Blut. Hellrotes Blut. Dieses Schwein. Zustoßen. Zustoßen. Los. Rein mit dem Messer in die Rippen. Ein schönes, scharfes Messer. Und zustoßen. Und noch mal und noch mal. Und noch mal. Immer wieder. Schönes hellrotes Blut auf seiner weißen Haut. Dieses Schwein. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ein Messer zwischen die Rippen. Und zustoßen. Mit aller Wut und allem Haß zustoßen. Ihm alles wiedergeben. Alles. Dieses Schwein. Einfach zustoßen. Immer wieder. Die Faust fest um den Messergriff geschlossen. Und noch mal. Und noch mal. Und noch mal. Schönes hellrotes Blut. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn.
    Als Arne nach dem Fußball hochkommt, liege ich schon im Bett. Ich will nicht allein sein heute nacht . Ich bin froh, daß er wenigstens

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