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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Männern scheint die Horrorvision, daß eine Frau sie dabei beobachten könnte, während sie ihr Heiligtum mit Wasser benetzen, um ein Vielfaches schlimmer zu sein als die Tatsache, tagelang mit ’nem ungewaschenen Schwanz rumzurennen. Da wird sich ans Waschbecken gestellt und einmal kurz Hände und Gesicht gewaschen. Wie im Western. Westernhelden fahren sich auch einmal kurz mit den nassen Fingern durchs Gesicht, wenn sie morgens aufstehen. Ganz männlich. So vor einer Pumpe. Oder an einer Regentonne. Wenn’s hochkommt, stehen sie da mal mit freiem Oberkörper. Dann kann man erahnen, wo sie sich vielleicht noch gewaschen haben könnten.
    Aber die Hose behalten sie immer an. Diese heldenhaft männlichen Waschszenen setzen doch in den Köpfen wirklich die Vorstellung fest, daß das alltägliche Waschen sich auf Hände und Gesicht, bestenfalls den Oberkörper beschränkt. Alle übrigen Körperteile kommen nur alle paar Tage dran.
    Frau stelle sich John Wayne vor, den der unerbittliche Kampf für Recht und Ordnung wieder einmal rastlos durch die Prärie treibt. Der nach Tagen endlich wieder einmal auf einer einsamen Farm ankommt. In markigem Tonfall den Farmer bittet, ob er sich mal waschen könnte. Sich an die Regentonne stellt, seine Hose runterläßt und seinen Schwanz reinhängt. Während er die Vorhaut zurückzieht, um sich die Eichel zu waschen, den Farmer um eine frische Unterhose bittet.
    Der Farmer würde sich wahrscheinlich verwundert nach dem Regisseur umgucken. Da muß doch irgendwas im Drehbuch nicht stimmen!

    Aber dann ist es Arne doch wieder zu kalt, und er telefoniert mit irgend jemand anders, ob er da heute abend baden könnte. Und dann fahren wir nach Aumühle. Spazierengehen. Im Wald spreche ich dann noch einmal das Thema an, daß Arne von sich aus die ganze Zeit nicht einmal auf die Platte gebracht hat: daß er mich am Sonntag sitzenlassen hat.
    «Nee. Ich wußte nicht, daß wir vormittags verabredet waren. Ich dachte, wir sind nachmittags oder abends verabredet.»
    Ich lasse mich darauf ein, ihm noch mal die Verabredung auseinanderzudröseln. Daß es sein eigener Vorschlag war, sich morgens zu treffen. «Und selbst wenn du denkst, wir seien nachmittags oder abends verabredet. Dann kannst du auch nicht erst abends halb neun anrufen: Ich wollt mal Bescheid sagen, daß ich nicht mehr komm. Mir tut mein Rücken so weh!»
    Ich gucke ihn an. Warte.
    Arne sagt nichts. Nichts. Absolut nichts!
    Ich kann doch nicht auf einen Haufen schweigender Watte einreden!

    Wir gehen spazieren. Ich denke daran, daß Arne heute abend seine alte Beziehung wiederaufnehmen will. Und vorher will er duschen.
    Ich bin traurig.
    Arne macht Witze.
    Ich kann nicht lachen. «Darüber kann ich gar nicht lachen», sage ich zu ihm.
    «Womit kann man dich denn erfreuen?» fragt er.
    «Mit gar nichts.»
    Das müßte ihm doch endlich mal klar sein, wie ich mich fühle.
    Wir gehen spazieren. Neben mir geht Arne. Unrasiert und ungewaschen. Heute abend wird er sich rasieren. Und duschen. Und ein frisches Hemd von mir anziehen. Und seine alte Beziehung wiederaufnehmen.
    Ich bin traurig.
    Neben mir geht Arne und singt.

    Zu Hause kocht Arne uns noch was zum Mittag. Ich kriege nichts runter. Fünf Minuten nachdem er aus der Tür ist, fällt mir ein, daß ich ihn nicht nach der Telefonnummer gefragt habe. Daß ich wenigstens die Nummer von der Sabine haben wollte, damit ich sie vielleicht anrufen kann. Und daß ich vergessen habe, ihm zu sagen, daß sie unbedingt dabei sein soll bei dem Gespräch am Freitag. So eine Scheiße! Jetzt kann ich wieder auf seinen Anruf warten. Weiß bis Freitag nicht, ob sie dabei ist oder nicht. Weiß nicht, worauf ich mich seelisch einstellen soll. Ich drehe durch. Warum hab ich ihn nicht nach der Nummer gefragt? Es läßt sich nicht ändern. Ich muß warten.
    Am Freitag ruft Arne an, daß Sabine mitkommt. Ich atme auf. Sage ihm, daß Jan auch mitkommt. Er hat nichts dagegen. Für mich ist das das letzte Gespräch mit Arne. Ich will mit ihm abrechnen. Ich will hinterher jemanden haben, den ich mal fragen kann: Wie war das noch? Was hatte Arne da gesagt? Damit ich es hinterher verarbeiten kann. Und ich selber erinnere mich bestimmt nicht mehr an alles. Weil ich viel zu emotional da drinsteck, um jederzeit den Diskussionsverlauf im Griff zu haben. Deshalb soll jemand mitkommen, der mich sehr gut kennt. Deshalb soll Jan mitkommen.

    Aber eine Stunde später ruft Arne noch mal an, daß Sabine nun doch nicht kommt,

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