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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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wir verabredet... schlucke die Tränen herunter... nicht heulen... handeln... losziehen... ihn suchen... in den Kneipen, wo denn sonst... finde ihn... mit einem Freund in der Kneipe... einem Freund von ihm, der ungefähr fünfzig ist... kein Wort des Vorwurfs von mir, daß er hier steht und sich besäuft... mich am Strand sitzenläßt, obwohl er mit mir verabredet ist... keinen Vorwurf machen Männerfreiheit...
    Er erzählt dem Alten, daß er gestern abend mit mir making love und so. Der Alte sagt: You made love with this girl? Guckt taxierend an mir hoch und runter... ich fühle mich beschissen... lächle peinlich... der soll aufhören, mich so anzuglotzen... wir gehen los. ins «King and Queen»... als wir dran vorbeigehen, frage ich zaghaft: «Wir wollten da doch rein?»... ja, ja... sie gehen mit mir weiter... in Johns Zimmer... ich drücke meinen Argwohn herunter... vielleicht haben sie ja doch keine bösen Absichten... und ich tu doch einem Typen Unrecht, wenn er mir gar nichts tun will und ich ihn verdächtige. Tagelang schon hat John mir vorgeschlagen, daß ich mit irgend ’nem Typen bumsen soll und er in der Zwischenzeit seine Taschen nach Geld durchsucht... ich wollte das nicht... John bringt das Thema immer wieder auf die Platte...
    Und jetzt sitz ich hier auf dem Zimmer mit zwei besoffenen Kerlen und habe ein schlechtes Gewissen, sie zu verdächtigen...
    Als ich aufs Klo gehe, sagt John zu mir: «But come back!»—Und ich Trottel denk immer noch, vielleicht wollen die mir ja gar nichts tun. Lasse mich von John überreden, mit ihm ins Bett zu gehen, während der Alte im Dunkeln in einem Sessel sitzt. «He wants to sleep», sagt John erst. Dann: «He wants to watch...» Als der Alte anfängt, an seiner Krawatte rumzufummeln: «He likes to undress...»
    Allmählich kann ich nicht mehr umhin zu schnallen, was hier läuft. Zu spät. Ich bin nackend. Zwei besoffene Kerle. Die Zimmertür abgeschlossen. Der Alte kommt auch zum Bett. Ich will nicht. «He only wants to lick you», meint John. Ich kann mich nicht mehr wehren. Und plötzlich ist er drin. Hoffentlich geht’s schnell. Ich drehe meinen Kopf zur Seite, um der Säuferfahne zu entgehen, die dem Alten aus dem Mund schlägt. Er versucht, meinen Kopf zu drehen. Will mich küssen. Ich will nicht kotzen. Halte den Atem an, um den Gestank nicht einzuatmen. Er will mich küssen.
    John kramt in der Zwischenzeit in seinen Klamotten rum... irgendwann steht der Alte auf... sein Pimmel immer noch auf Halbmast... ich atme auf... es ist vorbei...
    John fragt ihn: «Did you come» —
    «No», sagt der Alte.
    John fragt ihn: «Did she come?»...

    Ich fahre nach Hause. Im Zug treffe ich Gott sei Dank Marion. Die auch schon mal vergewaltigt worden ist. Oder eben nicht. Sie hat sich ja auch nicht gewehrt. Nicht geschrien. Sie wollte ja.
    Im Zug. Zugtoilette. Kernseife. Mir egal. Ich wasche mich mit Kernseife. Auf der Zugtoilette. Jeden Quadratzentimeter Haut, den der Alte berührt hat. Zu Hause schmeiße ich alle Kleidungsstücke, die ich diesen Abend anhatte, in die hinterste Schrankecke. Ziehe sie erst wieder an, nachdem alles gekocht ist.
    Wochen, Monate später immer noch die Bilder, wie der Alte sich im Halbdunkel auszieht. Nur die Straßenlaterne von draußen. Seine scheckige Haut. Hat er Ausschlag oder ist er tätowiert?
    Ich bin nicht vergewaltigt worden. Ich hätte mich ja wehren können.

    Am nächsten Tag zeigt John mir twenty pence. Mehr hat der Alte nicht in seiner Tasche gehabt. Ich bekomme die Hälfte. Ten pence. Keine Vergewaltigung. Beischlafdiebstahl. John sagt, daß es nice war gestern abend . Ich sage, es war awful. John lacht. Gibt mir ein Bild von Barry. So hieß der Alte. Das Bild klebt heute in meinem Fotoalbum. Ich kann nicht sagen warum. Es klebt da.
    Keine Vergewaltigung. Beischlafdiebstahl. Twenty pence. Ich glaube ihm, daß er von dem Alten kein Geld gekriegt hat. Ich glaube ihm. Ich bin siebzehn. Als ich Wochen später aus England wegfahren muß, weine ich, weil ich John liebe. Ich will, daß er mich besucht. Er sagt, er besucht mich. Schreibt mir.
    Gott sei Dank tut er nichts von beidem.
    Trotzdem brauche ich Monate, um zu schnallen, was der Typ mit mir gemacht hat. Daß er mich nächsten Abend schon wieder verkauft hat. Für zwei Pfund. An einen alten Farmer, der das Pech hatte, nicht so schnell laufen zu können wie John und ich, nachdem John das Geld in der Hand hat. Diesmal bekomme ich ein Pfund. Und brauchte noch nicht mal zu bumsen.

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