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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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noch hier ist. Daß er wenigstens neben mir liegt heute nacht. Ich will nicht allein sein.
    Als er neben mir im Bett liegt, sage ich ihm, daß ich noch eine Sache diskutieren will jetzt. Sage ihm, daß es eine Unverschämtheit ist, zu mir zu sagen: «Da gehören immer zwei zu.» Daß ich ja wohl vielleicht auch was dazu zu sagen hätte.
    Arne fängt wieder auf die Tour an, daß ich doch was hätte sagen können, wenn ich was dagegen hätte. Aber ich habe inzwischen nichts mehr dagegen, weil ich mir gedacht habe: Verlieren kann ich sowieso nichts. Entweder ich stelle in dem Gespräch fest, daß es wirklich ’ne total bescheuerte Frau ist, und dann weiß ich: Aha, so was braucht er also! Oder es ist ’ne wirklich vernünftige Frau und dann wird sie sich auch mir gegenüber solidarisch verhalten. Vielleicht hat sie ja die gleiche Kritik an ihm.
    Ich sage ihm, daß ich nichts dagegen habe, aber daß es mir darum geht, daß er sich hätte überlegen müssen, daß ich was dagegen haben könnte. Daß es doch nun wirklich nicht sehr schwer sei, sich vorzustellen, daß mir das die Situation noch erschweren könnte.
    «Hätte, wollte, könnte.» Das sei ihm zu blöd. Hähä! So was Bescheuertes. Intellektuelle müssen immer alles so kompliziert machen. Hähä!
    Als ich einen zweiten und dritten Ansatz mache, ihm das ernsthaft zu verklickern, verarscht er mich immer mehr. Veralbert alles, was ich sage. Blödelt rum, während ich Trottel immer noch versuche, ihm etwas zu erklären, was er nicht verstehen will.
    Ein Messer. Ein schönes, spitzes Messer. Einfach zustoßen. Zwischen die Rippen. Schnell und kraftvoll. Immer rein. Und noch mal. Und noch mal. Und noch mal. Blut. Hellrotes Blut. Und noch mal.
    Da liegt dieses Schwein mit feistem Grinsen neben mir im Bett und veralbert jeden verzweifelten Versuch von mir, eine ernsthafte Diskussion in Gang zu bringen.
    Ich habe kein Messer. Aber ich habe Augen. Augen, die hassen können. Ich sehe ihn an. Sehe ihm mitten in seine schönen braunen Augen. Mit allem Haß und aller Verachtung, die ich in meinen Blick legen kann. Sein Rumalbern nützt ihm nichts. Er kann sich mit seiner Albernheit vielleicht der Diskussion entziehen, aber nicht meinem Haß.
    Ich sehe ihn an. Ob er es spürt? Er, der so viel nicht sieht, nicht hört und alles verdrängen kann, was er nicht wahrhaben will.
    Und dann komme ich noch mal auf seinen Spruch, daß es wohl Freitag abend hauptsächlich um sein Diskussionsverhalten gehen wird und stelle das in den Zusammenhang: «Ich habe das Gefühl, daß du mir das Gespräch aus der Hand nehmen willst.»
    Arne lacht. «Dann mußt du’s dir nicht aus der Hand nehmen lassen. Da gehören immer zwei zu, wenn einer einem was aus der Hand nimmt. Haha.»
    Also wieder mal mein Problem. Wir machen das Licht aus. Diese Nacht wird genauso schlaflos für mich wie die beiden vorangegangenen. Und der Kerl liegt neben mir und schläft.

    Am Donnerstagmorgen fragt Arne mit einem blöden Grinsen, ob er in Jans Wohnung mal duschen und sich rasieren könne: «Ich muß mich mal wieder mannbar machen.» Kann auch sein, daß er mannhaft gesagt hat. Das weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls irgend so einen blöden Spruch. Und ob ich ein frisches Hemd für ihn hätte.
    Da liegt der Kerl vier Tage in meinem Bett, ohne sich einmal zu waschen. Und jetzt am Donnerstag, wo er die Hoffnung hat, heute abend in ein anderes Bett kriechen zu können, da will er plötzlich duschen. Da lohnt es sich plötzlich, sich zu rasieren.
    Ich hab ihm das ein paarmal zaghaft angedeutet. Er könne doch unten bei Jan mal duschen. Aber da war es ihm immer zu kalt. Die paar Minuten! Ich dusche da ja schließlich auch und bin noch nicht gestorben. Auch wenn ich erkältet war.
    Okay. Vielleicht hätte ich deutlicher werden müssen. Ich habe ihm nicht gesagt: «Typ, du stinkst. Wasch dich mal.» Ich habe nur zaghaft gefragt, ob er denn nicht...?
    Aber da hätte er ja auch mal von alleine draufkommen können. Männer haben irgendwie komische Reduktionskomponenten in ihrem Reinlichkeitsbedürfnis. Jochen Heiratsschwindler hat auch mal fünf Tage bei mir gewohnt und es geschafft, sich nicht einmal zu waschen in dieser Zeit. Ich habe kein Badezimmer. Ich habe nur ein Waschbecken in der Küche. Wie bei Bredels. Mann kann nicht die Tür hinter sich zumachen, wenn mann sich bei mir am Waschbecken waschen will. — Aber ich tu das doch auch! Ich wasch mich doch auch, wenn da ein Typ in meiner Küche rumkrebst.
    Aber bei

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