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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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die wir miteinander reden. Eigentlich schon fast zu freundlich.
    Mir ist noch etwas mulmig. So ganz kann ich mich auf ihre spontane Freundlichkeit noch nicht einlassen, weil ich sie noch nicht einschätzen kann. Ich habe Angst vor einem übereilten «Frauen gemeinsam fühlen sich wohl», das dann in der Diskussion nachher vielleicht zusammenbricht. Was mich zurückhält, ist die Erfahrung, die ich mit Carola gemacht habe. Carola, mit der mein letzter Freund «fremd»gegangen war. Aber eigentlich war er eher «bekannt» gegangen, denn er kannte sie schon lange vorher. Carola mit der ich mich getroffen habe, weil ich von früher in Erinnerung hatte, daß ich meine Eifersucht besser in den Griff kriege, wenn ich die andere Frau näher kenne, einschätzen kann. Wenn ich feststelle, daß das eine ganz normale Frau wie du und ich ist, mit den gleichen Problemen und Schwierigkeiten, die wir alle haben. Deshalb habe ich mich mit Carola unterhalten, ihr meine ganze Gefühlswelt offenbart, meine Schwierigkeiten mit Männern und noch vieles mehr.
    Kennengelernt habe ich dabei eine Frau, die mit Männern solche Schwierigkeiten nicht hat. Heute mit diesem, morgen mit jenem ins Bett geht, die Pille nimmt und emannzipiert ist...
    Als ich sie vorsichtig darauf angesprochen habe, daß sie immer einen Schwarm von Männern um sich rum hat... daß ich das früher auch hatte... zu meiner Selbstbestätigung brauchte... auch nicht darauf hätte verzichten können, dauernd mit anderen Typen zu pennen, weil mir das ja den «Beweis» brachte, daß ich als Frau attraktiv bin... daß ich mich auch oberflächlich «wohl» dabei gefühlt habe... dann aber gemerkt habe, daß Emanzipation nicht heißen kann, das Bedürfnis nach Bestätigung durch den Mann durch das Bedürfnis nach Bestätigung durch die Männer zu ersetzen... und... und... und... da ist sie geschickt auf ein anderes Thema gekommen. Überhaupt nicht drauf eingegangen. Hat mir was erzählt, daß sie keine Zweierbeziehung will, keine Fixierung auf einen Menschen, eben mit diesem und jenem ganz gerne mal schläft... und unter anderem eben auch mit meinem Freund. Alles Sprüche, die ich früher auch mal runtergeplappert hab. Den Typen nachgeplappert habe, die mir was von sexueller Revolution vorgeschwätzt haben.
    Ich bin frustriert. Ich habe mich einer anderen Frau in meiner ganzen Emotionalität dargestellt, und als Antwort kriege ich die Sprüche, die ich mit neunzehn auch drauf hatte, als ich meine Gefühle noch geleugnet habe und auch so eine gefühlskalte Fassade zur Schau trug, um meine Unsicherheit zu verstecken. Und weil diese Frau auch die ganze Zeit freundlich lächelte bei dem, was sie sagte, bin ich noch skeptisch bei Sabines Freundlichkeit.
    Aber andererseits will ich mich drauf einlassen. Wenn ihre Spontaneität ernst gemeint ist, mit der sie auf mich zugeht, dann will ich auch bei mir alle Türen öffnen. Wenn sie mir wirklich offen entgegenkommt, und ich das nur aus einem Mißtrauen heraus nicht erwidere, das ich durch das Gespräch mit Carola und ähnlichen Erfahrungen entwickelt habe, dann ist das. unheimlich schade. Dann nehme ich mir nicht nur die Möglichkeit, selber einem unheimlich tollen Menschen nahezukommen, sondern ich lasse auch noch so einen offenen Menschen dieselbe Erfahrung machen, wie ich sie mit Carola gemacht habe. Und damit würde ich selber dann meinen aktiven Beitrag zur Unoffenheit der Welt leisten. Ich kann gegen die Unoffenheit der Welt nur mit meiner eigenen Offenheit ankämpfen.
    Als der Tee fertig ist, ziehen wir von der Küche ins Zimmer um. Es dauert nicht lange, und alle meine Ängste sind den Bach runter. Ich erzähle, was ich mit Arne erlebt habe, und sie erzählt mir dasselbe. In kleinen Variationen zwar, aber in den Grundzügen wirklich genau dasselbe. Ein «Aha — bei dir auch»-Erlebnis reiht sich an das andere. Es ist unverkennbar, daß wir beide es mit dem gleichen jungen Mann zu tun gehabt haben. Und daß wir beide die gleiche Einschätzung von ihm haben. So wie Arne sie mir geschildert hat, hätte sie eine total unfeministische Frau sein müssen, die zwar auch Kritik an ihm gehabt hat, aber die ganze Beziehung überhaupt nicht in den Zusammenhang Mann-Frau-Problematik gestellt hat.
    Das Gegenteil ist der Fall. Sie sieht die Dinge genauso wie ich. Ist sauer, daß er mit mir wieder das gleiche gemacht hat wie mit ihr. Ist sauer, daß er nichts gelernt hat. Nichts!
    Und auch ich schnalle allmählich, was ich mir da mit Arne

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