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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Termin !
    Auch wenn hinter so einem schroffen Auftritt eigentlich nur eine geballte Ladung Unsicherheit zu vermuten ist: so was kann wirklich nur einem Mann passieren.
    Ich werde neugierig: «Ja, und wie ging es denn nun weiter?»
    «Wir haben das dann gar nicht diskutiert. Wir haben dann nur das diskutiert, mit der Politik und so. Ich hab mich richtig von ihm an die Wand gedrängt gefühlt. Das mit der Sexualität haben wir nie wieder diskutiert. Ich hab zu ihm gesagt: Ich nehme weder die Pille noch die Spirale. Denk dir mal was aus... Schweigen... Arne hat nichts dazu gesagt. Damit war die Diskussion beendet. Wir haben das nie wieder diskutiert.»
    In mir fällt wieder die Klappe der Resignation. Natürlich fällt es uns allen schwer, über Sexualität zu sprechen. Einfach ist das nie. Aber immer sind es wir Frauen, die darunter leiden, wenn nicht darüber gesprochen wird. Immer sind es wir Frauen, für die dieses Tabu letztendlich die schlimmeren Folgen hat.
    «Aber was habt ihr denn nun gemacht?»
    Sabine zögert. Lacht und meint: «Das darf ich gar nicht sagen.» Lacht mich aus den Augenwinkeln an und meint dann zwischen hmm... und... äääh... Coitus interruptus...

    Als seine Freundin zu ihm sagt: ich nehme weder die Pille noch die Spirale, sagt Arne nichts. Arne schweigt. Arne macht Coitus interruptus. Arne steht auf einer Bunte-Liste-Vollversammlung auf, damit die Forderung nach der Pille für den Mann gestrichen wird, weil künstliche Hormone ja auch für den männlichen Körper schädlich sein können. Arne macht lieber Coitus interruptus.

    Ich sitze da und starre sie mit offenen Augen an. Starre sie an und erinnere mich daran, wie Arne zu mir gesagt hat: «Meine letzte Freundin, die hat auch immer gerechnet. Und manchmal haben wir dann auch Scheiß gemacht.» Ihm ist also selber klar, daß das «Scheiß» ist.
    Als ich mich von meinem Schock erholt habe, erzähle ich ihr, daß ich mich mit Arne in einer unserer ersten Diskussionen übers «Aufpassen» unterhalten habe. Bzw. daß ich mich über ein Aufpaß-Angebot von einem Typen aufgeregt habe und Arne den Eindruck erweckt hat, als wenn er meiner Meinung sei. Mir nie mit einem Wort zugegeben hat, daß er auch... mir wird schwarz vor Augen. Wie unehrlich dieser Kerl ist. Wie unehrlich! Der hatte wahrscheinlich Angst vor mir. Weil ich mich gleich so über den «Aufpasser» aufgeregt habe, daß er sich nicht mehr getraut hat, das zuzugeben. Weil er Angst hatte, ich würde ihn zur Sau machen.
    Sicher. Hätte ich auch. Ich hätte ihn zur Sau gemacht. Selbst wenn ’ne Frau von sich aus so ein Angebot macht, dann hat der Typ trotzdem «nein» zu sagen, wenn er weiß, daß das gefährlich ist. Und das weiß doch nun heute wirklich fast jeder. Jedenfalls traue ich Arne nicht zu, daß er es nicht wußte. Aber bei Männern ist wahrscheinlich nur im Kopf, daß «Aufpassen» vielleicht doch etwas ungefährlicher ist, als gar nichts zu machen.
    Und dieses «etwas ungefährlicher» reicht denen, um ihr Gewissen zu beruhigen. Das reicht denen!
    «Arne ist aber auch der erste Mann, der mich so richtig verführt hat!» sagt Sabine. «Irgendwie war alles daneben an dem Kerl. Aber seine Sexualität, die war meine. Seine Zärtlichkeit...»
    Und dann bricht sie mitten im Satz ab, als sie meinen Blick sieht: «Aber das brauch ich dir ja nicht zu erzählen. Du kennst das ja selber.»
    «Ja. Das kenne ich selber», seufze ich wehmütig. Arne ist auch für mich der erste Mann, mit dem mir ein Ausrutscher passieren könnte. Das war ja schon fast soweit, das eine Mal. Da wäre ich ja fast durchgedreht. Arne ist wirklich der Mann, mit dem auch ich eine Dummheit machen könnte.
    Kurz bevor Sabine fahren muß, frage ich sie, was an dem Typen eigentlich dran ist. Wir sind noch mal dabei, wie er uns in der letzten Woche gegeneinander ausgespielt hat. «Der bringt doch nur Sauereien», sage ich. «Das einzige, was bleibt, ist seine Zärtlichkeit.»
    «Und selbst die ist ’ne Sauerei!» lacht Sabine. Ja. Da hat sie recht. Bei dem, was sie mit ihm erlebt hat.
    Als sie geht, verabreden wir, daß wir uns unbedingt mal wieder treffen. Und daß wir uns auch mal mit Arne zu dritt treffen. Ihn zusammen in die Zange nehmen. Damit er nicht mehr zu der einen dies und zur anderen das sagen kann.
    «Damit er mal sieht, daß er bei zwei Frauen verschissen hat», sagt Sabine.
    Ich werde etwas kleinlaut. «Weißt du. Ich muß ehrlich sagen... ich weiß gar nicht... ob er bei mir wirklich verschissen

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