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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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übergeordneten Aussage, die mir auch schon längst klar war. Aber ich will mehr. Ich will diese ekelhafte Sexualität einordnen können. Welche Funktion hat die in dem Film? Hatte sie überhaupt eine, wollte Grass das wirklich so, oder sind da einige Sachen nicht doch nur dem Chauvi in die Feder geflossen? Ich habe das vage Gefühl daß Grass nicht nur ’ne kaputte Sexualität darstellen wollte, sondern daß ihm einige Frauenfeindlichkeiten auch ganz undurchdacht unterlaufen sind.
    Vielleicht ist der Film auch nur so schlecht. Ich nehme mir vor, das Buch zu lesen. Frage Arne, ob er es hat. Er weiß es nicht. Mir brennen Fragen unter den Fingernägeln. Liegen mir auf den Lippen. Ich möchte sie mit Arne diskutieren.
    Ich schlucke sie runter. Würgen im Hals. Grummeln im Magen. Ich betreibe Konversation mit Arne. Was mich wirklich bewegt, kann ich ihm gegenüber nicht aussprechen.
    Ich kämpfe noch eine Weile mit mir, doch einen Ansatzpunkt zu finden, wo ich es vielleicht unauffällig von hintenrum antesten kann, was er dazu meint. Wage es nicht, meine unsichere Kritik ihm gegenüber zu äußern. Wenn es um irgendwas anderes ginge, dann vielleicht. Aber wo’s hier um Sexualität geht. Wenn er dann irgendwas angreift von dem, was ich sage, klink ich aus. Das weiß ich. Wenn es um etwas geht, womit ich mich total identifiziere. Wenn mir dann meine ganz eigene Unterdrückung in der Sexualität hochkommt und ich wieder versuchen muß, mich ihm zu erklären. Und er mich wieder nicht versteht. Ich muß bestimmt heulen.
    Mir wird die ganze Tragweite meiner sexuellen Unterdrückung bewußt. Ich traue mich nicht, Frauenfeindlichkeiten in einem Film anzusprechen, weil ich mir in meiner Argumentation, warum das frauenfeindlich ist, noch nicht sicher bin. Ich habe Angst, daß der Mann, der mir gegenübersitzt, sachlich-politisch dagegen argumentiert und nicht im Ansatz begreift, was meine ekelhaften sexuellen Erfahrungen für mich in so einer Diskussion bedeuten. Daß er nicht im Ansatz begreift, wie wichtig es für ihn wäre zu begreifen, was er da eigentlich nicht begreift. Habe Angst, daß ich dann heulen müßte. Ich brauche jetzt einen Gesprächspartner, der mir dabei helfen könnte, in meinem Kopf klarzukriegen, woher dieses vage Gefühl der Frauenfeindlichkeit kommt bei diesem Film. Einen Gesprächspartner, der sich auf meine Gedanken und Gefühle einlassen kann, bevor er mir eine sachliche Gegenposition entgegenholzt.
    Ich sitze hier im Leewenzahn mit Arne. — Arne ist ein Mann, mit dem ich vor wenigen Wochen noch geschlafen habe. Mit dem ich sogar eine unheimlich schöne Sexualität erlebt habe. Eine Sexualität, die nichts mit dem gmeinsam hatte, was in diesem Film abgelaufen ist. Eigentlich kann ich davon ausgehen, daß er die Sexualität in dem Film genauso einschätzt wie ich.
    Kann ich das? Nur weil er in den paar Wochen, wo wir zusammen waren, die gleiche Sexualität schön zu finden schien wie ich?
    Ich sitze im Leewenzahn und möchte mich über die Sexualität in der unterhalten. Ich sitze hier mit Arne. — Arne ist ein Mann, mit dem ich vor kurzem noch geschlafen habe. Ich halte den Mund.

    Wir gehen nach Hause. Als wir im Bett liegen und das Licht ausgemacht haben, nimmt Arne ganz selbstverständlich meine Hand. Ich wundere mich und finde es schön. Arne schläft ein. Ich nicht.
    In meinem Kopf hämmert und trommelt es. Blechtrommelt es. Ich kann nicht schlafen. Verbringe eine wahnsinnig unruhige Nacht. Eine grauenhafte Nacht. Arne liegt neben mir und schläft.

    Arne ist bei mir. Ich bin alleine. Müde und hellwach zugleich. Tausend Fragen im Kopf, die mich nicht schlafen lassen, und die ich aber auch nicht mehr lösen kann heute nacht. Aber ich will doch schlafen. Tausend Fragen, die ich alleine sowieso nicht lösen kann heute abend. Manchmal wird einem so was ja mit der Zeit klar. Auch alleine. Ohne daß man mit jemand darüber spricht. Aber ich will doch schlafen können. Ich müßte jetzt mit jemandem reden können.
    Aber ich bin alleine. Arne ist ja bei mir.

    Am nächsten Morgen habe ich Arbeitsgruppe mit Ellin. Ich erzähle ihr, daß ich am Abend vorher die gesehen habe. Daß mich die Sexualität angeekelt hat und daß ich mir unsicher bin, ob das am Film liegt oder an mir. Ohne Angst. Ohne Scheu.
    Ich fange an, Ellin von dem Film zu erzählen. Anfangsszene: Frau sitzt mit langen, weiten Röcken auf dem Feld und ißt heiße Kartoffeln. Mann kommt angelaufen. Polizei ist

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