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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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hat...?»
    Sabine sagt, daß sie restlos mit ihm fertig ist. Die Sache emotional abgeschlossen hat. Absolut nichts mehr von ihm will. Ich sage ihr, daß es bei mir nicht so ist. Aber das Gespräch zu dritt ist trotzdem eine gute Sache. Auch wenn er nur bei ihr richtig verschissen hat.

    Und dann beginnt die Zeit unserer Renovierung. Wir haben endlich eine Wohnung gefunden. Klotzen von morgens bis abends ran. Ohne Feierabend. In der ersten Woche besucht Arne mich einmal abends. Als er das Gespräch mit Sabine anspricht, sage ich ihm, daß ich jetzt keine Lust habe, darüber zu reden. Mir ist das zu anstrengend. Ich will noch Zeit dafür haben. Mich seelisch darauf vorbereiten, ihm die Schweinereien vorzuknallen, die erst jetzt im Gespräch rausgekommen sind. Wir machen uns einen gemütlichen Abend.
    Als wir ins Bett gehen, nimmt Arne meine Hand, spielt ein bißchen damit und sieht einige Minuten schweigend und ganz bedeutungsschwanger auf unsere Hände: «Wie siehst du mich eigentlich?» fragt er dann.
    «Bedeutend klarer als vor zwei Wochen», antworte ich betont kühl und überlegen.

    Ich bin aber auch gemein. Da habe ich endlich mal Macht über ihn und spiele sie gleich so aus. Er liegt da und weiß nicht, was ich mit Sabine über ihn geredet habe. Und ich deute ihm nur ganz ahnungsvoll an, ich würde ihn «bedeutend klarer als vor zwei Wochen» sehen.
    Aber ich hatte vorhin wirklich keine Lust, was von dem Gespräch zu erzählen. Das war mein gutes Recht, mich so zu entscheiden. Aber trotzdem hätte ich ihn nicht absichtlich so zu verunsichern brauchen. Das war gemein.
    Aber ich brauchte das mal. Der war schließlich auch gemein genug zu mir. Der hat das verdient. Geschieht ihm ganz recht, daß er jetzt daliegt und nicht weiß, was Trumpf ist.

    Als Arne morgens geht, wird es etwas schwierig, was Neues zu verabreden. Arne ist ja telefonisch nie zu erreichen. Wohnt mal hier, mal da. Und wenn er tatsächlich mal eine Adresse hat, wo er überwiegend wohnt, dann «vergißt» er auch nach zweimaliger Aufforderung, mir mal die Nummer zu geben. Als ich ihm mal gesagt habe, es sei ihm wohl ganz recht, daß immer nur er mich anrufen kann, da kam er mit der Ausrede, daß er doch sowieso so selten da ist. Trotzdem: wenn er ein Interesse daran hätte, von mir angerufen zu werden, dann würde er alles tun, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß ich ihn erreiche. Auch wenn er da selten ist. Arne sieht das nicht ein: «Ich bin da doch sowieso so selten.»
    Na ja. Und nun bin ich auch nicht mehr zu erreichen, weil in der neuen Wohnung kein Telefon ist. Ich sage ihm, daß er mich am besten spät abends oder morgens um sieben oder acht erreicht. Arne meint, daß sei schlecht, ob es denn auch früher ginge. So Viertel nach sechs. Weil er so früh zur Arbeit muß. «Ja», sage ich. Und stelle von nun an das Telefon ins Schlafzimmer. Damit ich es auch höre, wenn er morgens um sechs anruft. Nicht daß ich seinen Anruf verpasse. Wo er mich doch jetzt so schlecht erreichen kann.
    Ich telefoniere jeden zweiten Tag mit Sabine. Manchmal auch noch öfter. Kriege immer die neuesten Nachrichten, was zwischen ihr und Arne läuft. Sie hat ihn zufällig getroffen und ist mit ihm ’n Kaffee trinken gegangen. «Ich habe grade einmal an meinem Kaffee genippt, da legt Arne mir zwei Mark hin und springt auf. Er würde das nicht aushalten, mit mir hier zu sitzen. Er müßte gleich heulen.
    Und zwei Tage später steht er dann unangemeldet bei mir vor der Tür. Ich hab ihm das ein paarmal gesagt, daß er mich anrufen soll, bevor er kommt. Daß ich ungerne Leute rausschmeiße. Er akzeptiert das einfach nicht. Ich hab ihm dann gesagt, daß ich keine Zeit habe und weg muß und daß er gerne hier auf dem Stuhl sitzen bleiben könne. Er ist dann auch gegangen. Abends hab ich ihn dann zufällig auf der Straße noch mal getroffen. Er wollte mich umarmen, aber ich wollte das nicht. Hab ihm das noch mal gesagt. Daß er das akzeptieren muß, wenn ich vorher Bescheid wissen will, wenn er kommt. Er meint, das sei doch seine Mühe, wenn er umsonst kommt. Ihm macht das nichts aus.»
    Sabine erzählt alles ganz ausführlich. Sie ist von Arne genervt. Wenn ich die gleichen Geschichten dann immer ein paar Tage später von Arne höre, hört sich das ganz anders an. Er erzählt immer nur die Hälfte. Ich sage nichts. Denke mir meinen Teil. Ich verstehe auch nicht, wieso er hinter ’ner Frau herrennt, die ganz offensichtlich von ihm genervt ist.
    Irgendwie beneide ich

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