Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
Vom Netzwerk:
Sabine, daß sie ihn wenigstens so lange genossen hat, daß sie so total genervt ist. Rational sehe ich auch, wie verkorkst der Kerl ist. Daß er mich nach einigen Monaten bestimmt genauso genervt hätte wie sie. Ich habe ja jetzt in den paar Wochen schon vor dem Widerspruch gestanden, einerseits mit ihm Zusammensein zu wollen, aber andererseits gegen sein Verhalten nicht anzukommen. Und sie hat in diesem Zwiespalt einige Monate zugebracht. Logisch, daß irgendwann die eine Seite den Ausschlag gegeben hat. Daß nach ein paar Monaten die Nervereien mehr ins Gewicht fielen, als die schönen Sachen. Ich habe die Nervereien nicht lange genug gehabt, als daß meine Gefühle dabei hätten draufgehen können. Bei mir überwiegen immer noch die schönen Erinnerungen. Ich muß mir ganz rational einhämmern, daß ich es nach ein Paar Monaten auch satt gehabt hätte. Ich komme mit meiner rationalen Einsicht nicht gegen meine Gefühle an. Ich beneide Sabine. Sie hat die Schnauze von ihm voll kriegen können. Ich nicht.
    Als ich sie das nächste Mal besuche, stellen wir gegen Abend fest, daß wir uns den ganzen Nachmittag nicht über Arne unterhalten haben. Daß wir auch andere Gemeinsamkeiten haben, als von Arne angeschissen worden zu sein. Ich mag sie. Mir gefällt ihre offene, spontane Art. Daß sie mit ihren Empfindungen so offen umgeht. Ich sehe den verschlossenen Arne neben uns beiden. Daß Sabine und ich uns im Umgang mit unseren Gefühlen relativ ähnlich sind. Und Arne das genaue Gegenteil. «Ich verstehe nicht, wie der nacheinander zwei so tolle Frauen wie uns kriegen konnte.» Sabine sagt, sie versteht es auch nicht. Der hat uns gar nicht verdient.

    Ich renoviere und schufte wie ein Pferd. Gehe drei Wochen weder zur Uni noch zur Arbeit. Von morgens bis abends in der neuen Wohnung. Ich höre ein oder zwei Wochen nichts von Arne. Eines Tages rufe ich bei Brigitte an. Arne ist ’ne Woche in Urlaub gefahren.
    Der fährt einfach ’ne Woche in Urlaub, ohne mir was zu sagen. Und ich warte darauf, daß das Telefon morgens um sechs klingelt. Ich Trottel. Und dann rufe ich bei Brigitte an, weil wir endlich Telefon in der neuen Wohnung haben. Will ihr die Nummer geben, damit sie sie heute abend auf dem Termin Arne geben kann. Und dann erfahre ich, daß es ihn einen feuchten Kehrricht interessiert, was ich für ’ne neue Nummer habe. Daß er nicht mal meine alte wählt, um mir Bescheid zu sagen, daß er ’ne Woche nicht da ist. Mich nicht morgens um sechs anrufen wird. Und ich stelle jede Nacht mein Telefon ans Bett.

    Aber irgendwann ist er dann auch wieder da. Besucht mich noch einmal in der alten Wohnung. Wir verabreden, daß er uns Sonnabend beim Umzug hilft.
    Arne erzählt aus Dortmund. Daß es da sehr schön war. Sehr schön. — Er hat seine erste Freundin wiedergetroffen. Hat sie mit Kind auf dem Arm im Bus getroffen, als er gerade zu ihr wollte. «Zweieinhalb Jahre waren wir zusammen damals. Es war sehr schön. Sehr schön.»
    Da möchte ich ja auch mal die Frau zu hören. Von Sabine hat er jedenfalls auch gesagt, es war immer sehr schön. Aber ich sage nichts. Lasse ihn weitererzählen. Er ist dann mit zu ihr nach Hause gegangen: «Wir haben uns unterhalten. Es war sehr schön. Aber ich bin dann nachher früher gegangen... weil ich mir gedacht habe, daß ich da nichts machen sollte...»
    Aha! Er hat sich gedacht, daß er da nichts machen sollte. Mit anderen Worten: Die Frau hätte sowieso gewollt bzw. wird in die Entscheidung gar nicht mit einbezogen. Arne entscheidet ganz ritterlich, daß er da nichts macht! ... Und außerdem: Wieso ist er denn früher gegangen? Früher als was eigentlich? Wollte er erst länger bleiben und hat sich denn der Frau zuliebe ruckartig losgerissen, damit «es» ihn nicht übermannt? Oder sich selbst zuliebe? Oder was soll das eigentlich heißen, daß er früher gegangen sei? Woher weiß er eigentlich so genau, daß die Frau gewollt hätte? Das setzt er doch voraus, wenn er sagt: Er hätte gemerkt, daß er da nichts machen sollte. Arne, der Macher, dem die Frauen zu Füßen liegen.
    Ich habe gut reden. Ich liege ihm schließlich zu Füßen. Aber unabhängig davon... es geht hier nicht um mich. Es geht um eine Frau, von der er erst mal nicht voraussetzen kann, daß sie mit ihm schlafen möchte. Oder hat sie ihm das gesagt oder anders deutlich gemacht? Wenn ja, dann ist es ja auch gar nicht so, daß er gemacht hätte. In jedem Fall ist diese Formulierung total deplaciert.
    Aber

Weitere Kostenlose Bücher