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Der Tod des Teemeisters

Der Tod des Teemeisters

Titel: Der Tod des Teemeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasoushi Inoue
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im Dunkeln.«
    »Die ganze Welt hat sich verändert. Daß der Teeweg ein anderer wurde, nachdem das Kriegsgeschrei verstummt ist, finde ich nicht weiter verwunderlich. Zumal MeisterRikyū nicht mehr lebt und auch Sōji nicht mehr da ist. Die Menschen, Krieger wie Männer des Tees, kommen und gehen. Dennoch ...«
    Herr Kōsetsusai unterbrach sich und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen, ehe er sich mir wieder zuwandte. »Man sieht Furuta Oribe neuerdings häufig im Gefolge von Shōgun Ieyasu. Eines Tages hatte er eine Frage und schrieb mir einen Brief. Ich war erstaunt, wie seine Schrift der Rikyūs gleicht. Man kann sie kaum unterscheiden. Ich habe mehrere seiner Briefe an Sōji gesehen. Schrift und Stil stimmen fast völlig überein. Wenn man das bedenkt, scheint sich die Teezeremonie nur oberflächlich, aber nicht wirklich geändert zu haben. Was meint Ihr?«
    »Tja ...«
    Herr Kōsetsusai lachte laut.
    »Falls Meister Sōji noch lebt und ihn von irgendwo beobachtet, wird der ehrenwerte Herr Oribe die Teezeremonie nicht so leicht verändern können«, sagte er ein wenig scharf.
    Schließlich war alles gesagt, und Herr Kōsetsusai brach um die Stunde des Affen 11 auf. Ich begleitete ihn bis zur Pforte meiner Klause Shūgakuin, und wir nahmen Abschied.
    Am Abend kamen anläßlich eines Feiertags drei oder vier Nachbarn zu Besuch. Ihr Oberhaupt brachte Sake mit, und wir setzten uns ums Feuer und tranken ein bißchen. Nachdem sie gegangen waren, legte ich mich nieder, aber die Gedanken an Sōji ließen mich bis zum Morgengrauen nicht schlafen. Besonders ein Bild sah ichimmer wieder vor mir: das kleine Teehaus des Myōkian in Yamazaki. Es war in nächtliche Dunkelheit gehüllt, da die winterliche Sonne bereits untergegangen war. Damals war ich erst seit zwei oder drei Jahren in Meister Rikyūs Diensten und achtete nicht genau auf die Persönlichkeiten, die im Teehaus ein- und ausgingen. In jener Zeit lernte ich durch Beobachtung und Nachahmung jeden Tag etwas Neues. Gegen sechs hatte eine Teegesellschaft begonnen, die nicht zu Ende gehen wollte, obwohl es schon Abend war. Ich wartete im Nebenraum mit einer Kerze. Es war meine Aufgabe, sie auf Zuruf demjenigen zu reichen, der der Zeremonie vorsaß.
    Aber aus dem Teezimmer ertönte kein Befehl. Lange saß ich regungslos da. Plötzlich hörte ich eine Stimme aus dem Inneren. »Auch wenn man ›Mu‹ – Nichts – schreibt, verschwindet nichts. Nur der ›Tod‹ löscht alles aus.
    Das Nichts vernichtet nichts, der Tod alles.« Der Ton war heftig und herausfordernd.
    Mehr konnte ich nicht hören. Dann vernahm ich eine leise und ernste Stimme, die ich sogleich als Meister Rikyūs erkannte, aber gerade in diesem Moment wurde ich ins Haupthaus gerufen und konnte nicht bleiben, um zu lauschen, was mein Meister sagte. Als ich meinen Platz wieder einnahm, hörte ich eine dritte Stimme, doch auch diese verstummte sofort wieder.
    Erneut senkte sich Schweigen über den kleinen Teeraum. Niemand sprach ein Wort. Wahrscheinlich wurde die Zeremonie fortgesetzt, dennoch herrschte tödliche Stille. Ich fragte mich schon, ob sie mich mit meiner Kerze vielleicht vergessen hatten. Aber dem war nicht so.
    Ich weiß nicht, wieviel Zeit verging, als sich plötzlich die Schiebetür, vor der ich saß, einen Spalt öffnete undder Ruf nach »Licht!« ertönte. Eilig rutschte ich auf den Knien zur Tür und reichte die Kerze hindurch.
    Da sich die Schiebetür sofort wieder schloß, erhaschte ich nur einen kurzen Blick auf die seltsame Szene in dem zwei Tatami großen Raum. Zwei Gäste waren anwesend. Sie saßen rechts von der Bildnische, doch das Licht der Kerze, die neben dem Gastgeber stand, reichte nicht bis zu ihnen, so daß sie im fast Dunkeln saßen. Auf der Wand hinter ihnen zeichnete sich wie ein Ungeheuer ein gedrungener Schatten ab. Der Gastgeber richtete sich auf, beugte sich vor und hielt die Kerze, die ich ihm gegeben hatte, von links vor die Tokonoma, vermutlich um den beiden Gästen die Rolle zu zeigen. Vielleicht hing dort eine Kalligraphie mit dem Zeichen »Tod«, von dem sie zuvor gesprochen hatten. Die Szene legte mir diesen Gedanken nahe. Wegen des Lichts vielleicht erschien mir das Gesicht des Mannes, der die Kerze hielt, unheimlich und furchterregend. Sein Oberkörper wirkte wie der eines vielköpfigen und vielarmigen Myōō, eines der grimmigen Weisheitskönige. Überdies war er von den flackernden Schatten an der Wand umgeben.
    Obwohl ich damals nur diesen einen kurzen

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