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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Tod? Was er so peinlich vermeiden wollte, nämlich Alexander die Wahrheit zu sagen, kam jetzt, wenn seine Tat publik wurde, erst zur schlimmsten Auswirkung. Nicht nur, daß Alexander das ängstlich gehütete Geheimnis seiner Abstammung erfuhr, viel furchtbarer mußte ihn die Erkenntnis treffen, daß der Mann, den er als Vater geliebt hatte, zum Mörder seines wahren Vaters geworden war. Was für eine unselige Verstrickung! Aber es war sinnlos, Stephan Textor, der da kläglich in seinem Marterbett vor mir lag, von diesen Gedanken auch nur eine Andeutung zu machen.
    »Lassen Sie mich den Schluß erzählen«, sagte er nach einer drückenden Pause. »Sie wissen sicherlich, daß ich Pertach nach dem Mittagessen verließ, um rechtzeitig in Innsbruck zu sein, wo ich mich mit einem Bekannten in einem Hotel verabredet hatte. Obwohl Vicky mich daheim noch examiniert hatte, ob ich alle Papiere zusammenhätte, entdeckte ich in einer kleinen Wirtschaft zwischen Oberaudorf und Kiefersfelden, wo ich meinen Durst löschte, daß ich meinen Paß zu Hause gelassen hatte. Eine der üblichen Pannen, die mir immer wieder passieren. Es blieb mir nichts anderes übrig, als umzukehren und nach Pertach zurückzufahren. Im Hof vor dem Haus stand ein mir unbekannter Wagen amerikanischer Bauart mit einem deutschen Nummernschild, ich hielt den Besucher für einen Interessenten, den ich rasch loszuwerden hoffte. Erst als ich ins Haus trat und auf der Treppe Hansi begegnete, merkte ich, daß etwas Besonderes geschehen sein mußte. Die Kleine sah mich wie verstört an und antwortete mir auf meine vielleicht ein wenig ungeduldige Frage, was denn in drei Teufels Namen los sei, mit einem halb geschluchzten Gestammel, daß Vimmy Besuch bekommen habe. Wo? In der Bibliothek. Wen? Sie wüßte es nicht. Ich ließ Hansi stehen, sprang die Treppe empor und hörte schon von der Tür Vickys erregte Stimme, ohne zu verstehen, was sie sagte. Ich öffnete die Tür und sah Vicky und den Besucher, sie standen vor dem Fenster, und im Augenblick, vom einfallenden Licht geblendet, sah ich nur ihre in den Rahmen gespannten Silhouetten. Im Moment meines Eintritts drehten sie mir beide die Gesichter zu, und in derselben Sekunde wußte ich, daß der Mann niemand anderer als Borda-Manueli sein konnte. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen. Nicht einmal auf einem Bild. Vicky kam mir entgegen, während er am Fenster stehenblieb und mit einer leichten Neigung des Kopfes einen Gruß andeutete.
    >Manueli?< fagte ich.
    Vicky nickte wortlos.
    >Seit wann ist er hier?<
    >Etwa seit zwei Stunden«, antwortete Vicky und sah aus, als hätte sie keinen Tropfen Blut in den Adern.
    >Das ist genau zwei Stunden zuviel!< sagte ich wütend und öffnete die Tür. Und zu Manueli gewandt: >Es ist etwa fünfzehn Jahre her, daß ich Ihnen versprochen habe, Sie aus dem Haus zu werfen, wenn Sie es wagen sollten, herzukommen. Das gilt heute noch genauso wie damals! Weder meine Frau noch ich haben mit Ihnen etwas zu schaffen. Also los, machen Sie, daß Sie hinauskommen!<
    >Ich will es in Ihrem Interesse auf keinen Streit ankommen lassem, sagte er aus seiner Höhe von einem Meter neunzig und warf mir einen ironisch-abschätzenden Blick zu, der mich rasend machte. Es mag lächerlich klingen, aber ich bin, wenn man mich an meine kleine Statur erinnert, ziemlich empfindlich.
    >Gehen Sie schnell!< rief ihm nun auch Victoria zu, und ich schrie sie zornig an, daß ihr dieser gute Einfall leider reichlich spät käme.
    >Vicky wird Ihnen erzählen, was ich Ihnen gern gesagt hätte!< erklärte er. Und aus einem vielleicht lächerlichen Anfall zorniger Eifersucht, daß er hier den Namen zu gebrauchen wagte, den er ihr einmal gegeben hatte, schrie ich ihn an, daß die Dame, von der er spreche, Frau Victoria Textor sei und daß ich mir jeden anderen Ausdruck von ihm verbäte. Nun, er war ja Zauberkünstler, und es fiel ihm nicht schwer, ein Monokel so rasch ins Auge zu klemmen, daß ich es erst bemerkte, als er mich daraus anblitzte und an mir wie an einem Lakaien, der ihm die Tür aufhielt, starr und hochmütig vorüberging. Ich stürzte an Victoria vorbei und riß das Fenster auf, um die Luft zu ersetzen, die er geatmet hatte. Es mag jetzt theatralisch erscheinen, aber ich glaubte, ersticken zu müssen, wenn ich auch nur einen Atemzug von der Luft genommen hätte, die er verbraucht hatte. Sekundenlang standen Vicky und ich uns wie Feinde gegenüber, und tatsächlich war ich maßlos wütend, daß sie ihn zwei Stunden

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