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Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Titel: Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Polanski in den vergangenen Nächten öfters hier gewesen wäre, auch spät nachts. Normalerweise würde er sich abends kaum mehr blicken lassen, meinte er, sondern säße in seinen Lokalen herum und ließe sich volllaufen.
    Freddy fragte ihn, ob er in den letzten Tagen Leonie gesehen hätte. Der große, kräftige Kerl senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
    Er lügt, dachte Gustav, traute sich aber nicht, es laut zu sagen.
    Als die kleine, sehr drahtig wirkende Kunstreiterin Angelina auf die Männerrunde zukam, hatte es der Ringer sehr eilig, ins Zelt zu kommen.
    Angelina begrüßte Freddy mit einem bezaubernden Lächeln. Die Blicke, die sie ihm zuwarf, sagten alles. Gustav war überzeugt, dass die hübsche Kunstreiterin in den Jockey verliebt war. Sie war nicht sein Typ, war ihm zu wenig weiblich. Kein Busen, kein Hintern, von hinten sah sie aus wie ein Kind. Leider schien Freddy Mars einen ähnlichen Geschmack bei Frauen zu haben wie er. Es war offensichtlich, dass er Angelinas Gefühle nicht erwiderte.
    Gustav überlegte trotzdem, ob er Freddy mit ihr allein lassen sollte, doch der Jockey stellte ihm die junge Frau vor.
    „Mein Freund und ich sind völlig verzweifelt. Es gibt keine Spur von Leonie. Keiner hat irgendetwas gehört oder gesehen. Ich begreife das nicht. Habe die ganze Geschichte anfangs nicht ernst genommen, hab gedacht, meine Kleine wäre einfach wieder mal abgehauen. Mittlerweile befürcht auch ich, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.“ Seine Augen wurden feucht. Er schien sich für seine Tränen zu genieren, wandte rasch sein Gesicht ab.
    Zärtlich ergriff Angelina seinen Arm.
    „Freddy, ich muss dir was gestehen.“ Sie warf Gustav einen ängstlichen Blick zu.
    Gustav bemühte sich, nicht auf das große Muttermal auf ihrer rechten Wange zu starren.
    „Ich bin sofort weg.“
    „Du bleibst!“, protestierte Freddy energisch. „Er ist mein Freund, er hilft mir, Leonie zu finden.“
    Angelina schien nach wie vor nicht erfreut über Gustavs Anwesenheit zu sein, zögernd sagte sie: „Du musst mir vorher schwören, dass du mir nicht böse bist, mir verzeihen wirst.“
    „Ich schwör dir alles, wenn du mir sagst, wo Leonie ist.“ Freddy klang leicht betrunken, fand Gustav, der genauso viele Bier intus hatte wie der Jockey.
    „Leonie ist am Samstag vor einer Woche zu mir gekommen. Sie ist vom Lusthaus bis hierher zu Fuß gegangen, mitten in der Nacht. Kannst du dir das vorstellen?“
    „Dies…er Raben…braten.“
    „Sie hat mich angefleht, ein paar Tage bei mir bleiben zu dürfen, weil sie mit ihrem Großvater einen schlimmen Streit gehabt hatte. Der Alte hatte ihr verboten, weiterhin Reitstunden zu nehmen, und wollte sie zu Hause einsperren. Du weißt, wie verrückt sie nach Pferden ist. Das hat sie von dir.“
    Freddy grinste blöde.
    „Da sie nicht Jockey werden kann, möchte sie in meine Fußstapfen treten, also Kunstreiterin werden, hat sie gesagt. Und sie ist talentiert. Ich habe ihr einige Tricks und Kunststückerl gezeigt. Sie hat sich recht geschickt angestellt.“
    „Ich weiß. Das Reiten hab ich ihr beigebracht, da hat sie kaum gehen können.“
    Gustav fand es an der Zeit, sich einzumischen.
    „Und wo ist sie jetzt?“
    „Das weiß ich leider nicht, das ist ja mein Problem. Sie war, wie gesagt, ein paar Tage bei mir, hat in meinem Wagen gewohnt. Wir haben nur früh morgens, bei Sonnenaufgang, wenn alle noch geschlafen haben, trainiert. Trotzdem haben einige Kollegen mitbekommen, dass ich Besuch hatte. Ich habe ihnen vorgeschwindelt, dass Leonie meine Nichte aus Polen sei und nicht Deutsch könne. Napoleon hat uns täglich spät abends besucht. Meistens hat er uns was Gutes zum Essen gebracht, manchmal ist er bis Mitternacht geblieben. Die beiden haben stundenlang miteinander getuschelt, während ich längst im Bett gelegen bin. Nachdem der Arme umgebracht worden war, ist Leonie plötzlich verschwunden. Als ich mittags vom Training zurückgekommen bin, war mein Wagen leer.“
    „An welchem Tag war das? Am Freitag, als das Riesenrad eröffnet wurde?“ Gustav bemühte sich, seine Aufregung zu verbergen. Endlich war er bei diesem komplizierten Fall einen Schritt weitergekommen.
    Freddy, der ihr bisher schweigend zugehört hatte, fand seine Sprache wieder: „Sag schon, wann war das?“
    Angelina dachte kurz nach.
    „Ja, letzten Freitag. Es war so ungewöhnlich ruhig bei uns hier. Alles rannte zum Riesenrad.“
    Gustav war sich nicht sicher, ob sie ihnen nicht doch

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