Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
Schluck aus der zweiten Flasche Grolsch , griff mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand nach den Verschlüssen der beiden Bierflaschen und stand auf. Er gab Juliana einen sachten Kuss auf die faltige Wange. »Jetzt geht’s aber ins Bett, sonst …«, drohte er ihr sanft.
»Sonst was ?« Sie lachte.
»Sonst hole ich die Polizei.«
»Piet, es ist so schade, dass wir uns nicht fünfzig Jahre früher begegnet sind.«
»Ja, da haben Sie recht. Schlafen Sie gut!«
Als er im Bett lag, dachte er noch, dass es wirklich gut war, den gestrigen Tag bei Juliana zu beenden. Weil der Mensch nur dann hasst, wenn seine Liebe enttäuscht wurde. Mehr dachte er nicht, sein alter Körper brauchte Schlaf.
Montag
18
Es war gerade acht Uhr, und Piet saß schon an seinem Schreibtisch. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag der PZC , der Provinciale Zeeuwse Courant , die Tageszeitung auf Walcheren. Es war überhaupt nicht zu erwarten, dass der PZC seinen Fall nicht behandelt hatte. Selbst der Telegraaf hatte darüber geschrieben, zwar nur auf Seite zwölf, dafür aber niederlandeweit.
Piet hatte den PZC noch nicht aufgeschlagen. Das musste er auch nicht, um zu wissen, dass es einen Artikel über seinen Fall gab. Es stand auf der Titelseite, dass der ausführliche Bericht über den Mord auf Camping de Grevelinge auf Seite vier abgedruckt war, und Piet wusste genau, wer diesen Artikel verfasst hatte. Der PZC war eine gute Zeitung, aber die Geschäftsleitung hatte einen Fehler gemacht. Man hatte Maarten t’Huis einen Arbeitsplatz gegeben. Unverantwortlich!
Piet blickte auf die Zeitung. Dabei tauchte er immer wieder einen Teebeutel in eine Tasse, die neben der Zeitung stand.
Annemieke betrat sein Büro. »Na, was sagst du dazu?«
»Wozu?«
»Na, du hast den PZC doch vor dir liegen!« Sie nahm vor seinem Schreibtisch Platz.
Er schüttelte den Kopf. »Aber ich habe ihn noch nicht gelesen. Ich muss mir erst meinen Tee machen.«
»Du und Tee?« Annemieke kannte ihren Chef als eingefleischten Kaffeetrinker.
»Ich bestreike den Kaffeeautomaten im Erdgeschoss. Man kann diese Plörre einfach nicht trinken.«
»Und warum nimmst du kaltes Teewasser?«
Piet schaute auf seine Tasse, das Wasser dampfte tatsächlich nicht mehr. Das hatte es aber ganz sicher getan. Vielleicht war es schon eine Weile her, dass er seinen Teebeutel zum ersten Mal in die Tasse getaucht hatte.
»Das ist ein Darjeeling«, sagte er verlegen.
»Toll«, meinte Annemieke trocken. »Ein guter Tee. Und warum trinkst du ihn nicht? Jetzt schlag endlich Seite vier auf und lies dir durch, was dieses Arschloch von t’Huis geschrieben hat.«
Piet schlug Seite vier auf. Maarten t’Huis schilderte den Mord sehr detailgetreu. Das wunderte Piet, denn er hatte Maarten nicht am Tatort gesehen. Wahrscheinlich hatte er wieder irgendeinen Praktikanten losgeschickt, der die Fakten zusammentragen musste, und für die populistischen Mutmaßungen war der Schmierfink dann wieder selber zuständig gewesen.
Aha, nun fiel sein eigener Name. Mit dem Fall sei Inspecteur Piet van Houvenkamp betraut worden, sicher nicht der schlechteste Ermittler in Middelburg. Was war das denn, ein Lob? Doch dann übertraf sich der Journalist selbst in seinen Spekulationen. t’Huis vermutete, dass eine Tat wie diese in die Kategorie Psychopathischer Serienkiller fiel. Das Gegenargument: Eine Mordserie besteht zumeist nicht aus einem Fall! ,entkräftete er sogleich sehr geschickt. Er tat das mit dem Pulitzer-Preis-verdächtigen Satz: Jede Serie hat ein erstes Glied !
Piet schüttelte den Kopf. Wenn, dann musste es heißen: Jede Kette hat ein erstes Glied . Ach Gott, und so was war Journalist.
»So, der Tee ist fertig!« Annemieke, die zwischendurch zum Wasserkocher auf dem Fensterbrett gegangen war, reichte ihm eine frische Tasse, deren Inhalt diesmal heiß war. »Hast du diesen Maarten t’Huis irgendwo gesehen?«
»Nein, der war auch nicht da. Da bin ich mir ganz sicher.« Piet nahm einen Schluck und las weiter. »Das darf doch nicht wahr sein! Hast du das hier gelesen?«
»Ich habe den ganzen Artikel gelesen, ich glaube, sogar drei Mal.«
»Da schreibt dieser Sack: Es ist die Frage, ob man einen Fall von solcher Tragweite der richtigen Polizei übertragen sollte, und nicht einem Touristenwachtmeister! Wenn ich den in die Finger kriege! Dann hau ich ihm eins in die Fresse!«
»Der PZC ist die wichtigste Zeitung in
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