Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
Middelburg, aber wo erscheint sie?«
»In Goes …«
»… und nicht in Middelburg. Na bitte!«
Piet schlug die Zeitung zu. »Wann haben wir Konferenz?«
»In zwanzig Minuten«, sagte Annemieke nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. »Du kannst deinen Tee in Ruhe austrinken.«
»Ach, weißt du, ich steh nicht so auf Tee.« Piet schob die Tasse von sich. »Wenn ich diesen t’Huis das nächste Mal sehe, weißt du, was ich dann mache?«
»Du haust ihm eins in die Fresse!«
»Genau, das mach ich!«
»Das machst du nicht.«
»Mach ich doch.«
»Machst du ni-hicht!«
»Mach ich do-hoch!«
»Was erzählen wir Waatering?«
»Na, die Wahrheit.«
»Dass wir nichts haben?«
»Ganz genau.«
Piet ahnte, dass diese Besprechung sie nicht einen Zentimeter weiter bringen würde. Er hoffte, dass dieses Arschloch Maarten t’Huis nicht recht hatte, und er wusste, dass er hier raus musste. Er brauchte Fahrtwind.
19
Das Frühstück verlief beinahe, wie Frühstücke auf einem Campingplatz verlaufen. Es gab die gleichen weichen Brötchen, die Schokostreusel und diesmal sogar eine Zeitung. Ich hatte mich im täglichen Wettbewerb »Wer steht zuerst auf?« schon um halb zehn geschlagen gegeben, dafür aber am Zeitungsständer einen glorreichen Sieg davongetragen.
Die Krümel lagen noch auf dem Tisch, außerdem standen dort eine leere und eine fast volle Kakaotasse. Warum aufstehen und spülen? Wir hatten schließlich Urlaub. Ich habe diesen Moment schon immer besonders genossen. Edda war mit irgendeiner neuen Freundin zum Schwimmbad aufgebrochen. Tristan war mit der Angelrute auf Karpfenhatz, und ich durfte endlich Zeitung lesen. Es ist eine feste Regel an unserem Frühstückstisch, dass man beim Essen nicht in die Zeitung schauen darf.
Die letzte Tasse Frühstückskaffee unter dem blauen Sonnenschirm vor dem Vorzelt, allein mit Anne, das ist ein Erlebnis, das ein Junggeselle nicht nachvollziehen kann, von Hotelurlaubern ganz zu schweigen.
An diesem dritten Urlaubstag verlief das Frühstück jedoch nur beinahe wie sonst immer. Edda und Tristan waren weg, und es war ruhig. Zu ruhig. Hätte ich doch einen Blick in die Zeitung gewagt, hätte wahrscheinlich niemand widersprochen.
Gaby trat durch das imaginäre Gartentor, diese achtzig Zentimeter zwischen Windschutz und Vorzelt, die den Zutritt auf unser gemütliches Stück Wiese ermöglicht. »Kann ich mir einen Kaffee machen?«, fragte sie.
»Ja klar«, antwortete Anne.
Die Senseo im Vorzelt tat geräuschvoll ihren Dienst, und Gaby setzte sich zu uns. »Ich muss hier raus.«
»Meinst du, dass die Polizei uns einfach abreisen lässt?«
Ich hatte mir diese Frage auch schon gestellt, sagte das aber nicht, sondern schlug die Zeitung auf.
»Glaub ich nicht, will ich auch nicht, aber ich muss von diesem Campingplatz weg. Lothar will eine Radtour machen. Habt ihr Lust?«
Anne sitzt zwar gerne ganze Nachmittage im Vorzelt, um die Bergetappen der Tour de France im Fernsehen zu sehen, aber Radtouren sind nicht unbedingt ihr Ding. Ich fixierte sie über die Zeitung hinweg und erkannte leicht erfreut eine gewisse Zustimmung.
»Wo wollt ihr hin?«, fragte sie.
Bevor Gaby antworten konnte, ertönte eine andere Stimme. »Gapinge, dann zur Kaasboerderij Schellach und in Veere ein Eis essen.« Lothar kam triumphierend, mit einer Radwanderkarte wedelnd, an unseren Frühstückstisch. »Das ist die neue FIKS -Karte. FIKS ist eine Abkürzung und heißt Fietsknooppuntensystem Zeeland , damit kann man ganz einfach die tollsten Radtouren zusammenstellen. Hier steht: Die Routen sind sorgfältig nach folgenden Kriterien zusammengestellt: Attraktivität der Landschaft, Sicherheit und verkehrsberuhigte Wege sowie das Vorhandensein von Angeboten unterwegs. Die Stellen, an denen sich Wege und Straßen kreuzen, sind Knotenpunkte, jeder hat eine Nummer. Also stellt man ganz einfach anhand der Fietsknooppunten-Nummern seine Radtour zusammen. «
»Das klingt wirklich einfach.« Ich war nicht sonderlich überzeugt.
Lothar wurde jedoch von einer Welle der Euphorie aufs Fahrrad gehoben. »Das ist wirklich kein Problem. Ich habe die ganze Tour schon beim Frühstück nachvollzogen. Also, die Kirche in Noordkapelle ist der Knooppunt 20 , dann müssen wir nur den Schildern mit der 22 folgen, dann denen mit der 23 , dann links ab Richtung 24 und schon sind wir in Serooskerke.«
»Also, Serooskerke finde ich auch ohne Nummern«, sagte ich. »Für mich klingt das alles ein
Weitere Kostenlose Bücher