Der Tod hat einen Namen
alleine sein. Warum schaust du dir nicht das Shakespeares-Stück an?"
"Ich bin kein kleiner Junge, den man einfach vor den Fernseher setzen kann", sagte er. "Meinst du, ich weiß nicht, weshalb du in Windhaven bist? Von wegen Abstand gewinnen! Daß ich nicht lache." Er faßte nach ihrer Schulter. "Seinetwegen hast du London verla ssen."
"Laß bitte Doktor Callison aus dem Spiel", erwiderte sie. "Ich habe dich nicht gebeten, hier aufzutauchen. Wenn du möchtest, daß wir Freunde bleiben, dann akzeptiere endlich, daß ich dich nicht liebe."
"Du wiederholst dich", bemerkte er. "Was ist nur mit dir geschehen? Bis zu deinem Konzert in Windhaven schien doch alles in bester Ordnung zu sein."
"Robin, du weißt sehr genau, daß das nicht stimmt", wide rsprach Pamela. "Warum willst du nicht vernünftig sein? Du machst dich doch nur lächerlich. An deiner Stelle würde ich abreisen."
"Und das Feld diesem Victor überlassen!" Der junge Recht sanwalt schnaubte verächtlich durch die Nase. "Wie lange geht das schon zwischen euch beiden? Du kannst mir nicht weismachen, daß ihr euch erst bei dem Konzert kennengelernt habt." Er blickte ihr wütend ins Gesicht. "Es wunderte mich ohnehin, daß du ein Konzert in einem Privathaus angenommen hast."
"Was soll ich dazu sagen, Robin?" fragte Pamela. "Du würdest mir ohnehin nicht glauben."
"Die Wahrheit will ich wissen, endlich die Wahrheit!" Seine Finger wurden zu Krallen, die sich in ihre Schulter preßten.
"Du tust mir weh!" Sie schlug seine Hand beiseite.
"Entschuldige, das war nicht meine Absicht."
"Auch wenn du mir nicht glauben willst, ich habe die Einl adung nach Windhaven nicht wegen Victor Callison angenommen, Robin", sagte Pamela. Sie erzählte ihm von Dinah, der Sinfonie, die sie hörte, ihren Visionen. "Mistreß Callison glaubt, daß ich vielleicht Licht in diese Sache bringen kann."
Dr. Graven sah seine Freundin an, als würde er an ihrem Ve rstand zweifeln. Dann brauste er auf. "Für wen hältst du mich eigentlich, Pamela?" fragte er zornig. "Für irgendeinen dahergelaufenen Vollidioten? In meinem ganzen Leben habe ich noch keine irrsinnigere Geschichte gehört." Sein Gesicht verzog sich verächtlich. "Schade, scheinbar bin ich dir nicht einmal mehr die Wahrheit wert." Wütend kehrte er zum Haus zurück.
Pamela verzichtete darauf, ihm nachzulaufen. Es hätte ohnehin keinen Sinn gehabt. Verzweifelt hoffte sie, daß Robin seine S achen packen und abreisen würde. Windhaven schien tatsächlich für sie beide zu klein zu sein.
14.
Es wurde Sonntag nachmittag, bis Dr. Robin Graven abreiste. Es schien Pamela ein Rätsel, wie sie es geschafft hatte, die letzten beiden Tage zu überstehen. Besonders die Mahlzeiten waren zur Qual geworden. Victor Callison und Robin hatten einander mit eisiger Höflichkeit behandelt, jedoch keine Gelegenheit ausgela ssen, den anderen mit spitzen Worten zu treffen.
"Dann auf Wiedersehen, Pamela." Dr. Graven ergriff die Hand der Pianistin. "Ich hoffe, daß du bald nach London zurückkehren wirst." Er beugte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. Rasch bog sie den Kopf beiseite.
"Komm gut nach London, Robin", sagte sie.
"Ich werde mir Mühe geben", erwiderte er, stieg in seinen W agen und wendete ihn. Bevor er in die Auffahrt einbog, winkte er ihr noch zu.
Die junge Frau blieb vor dem Haus stehen, bis die hohen Bä ume die Sicht auf Robins Wagen versperrten, dann trat sie in die düstere Halle.
"Traurig?" fragte Victor. Er kam gerade aus der Bibliothek.
"Sollte ich traurig sein?" Sie schüttelte den Kopf. "Daß mit Robin ist vorbei. Ich hatte zum Glück noch rechtzeitig erkannt, daß er mich in ein goldenes Gefängnis sperren wollte. Es tut mir nur leid, daß er uns allen das Wochenende verdorben hat."
"Der Sonntag ist noch nicht zu Ende", stellte Dr. Callison fest. "Was würden Sie davon halten, mit mir heute abend in ein Ko nzert zu gehen? Kennen Sie das Amphitheater bei Padstow.
Während der Sommermonate finden dort immer wieder kult urelle Veranstaltungen statt."
"Nein", sagte Pamela. "Ich würde sehr gerne mitkommen."
"Das freut mich", meinte Victor. "Warum fragen Sie nicht, um was für ein Konzert es sich handelt?"
Pamela lachte. "Weil ich mich in der letzten Zeit sehr oft davon überzeugen konnte, daß Sie einen guten Geschmack haben. Davon abgesehen, liebe ich fast jede Musik. Also, heraus mit der Spr ache. Was für ein Konzert ist es? Sie können mich nicht so leicht schocken."
"Ein Violinkonzert", sagte der junge
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