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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Erwachsene da waren, als nötig gewesen wäre, beschloss ich, zum Fest zurückzukehren. Wenn es guten Schampus gibt, stehe ich nur ungern daneben, und Tantchen hatte es diesmal wirklich krachen lassen.«
    »Und Sie haben Lady Denham nach Ihrer Rückkehr nicht mehr gesehen?«
    »Nein. Tut mir leid.«
    »Wie steht es mit Ihnen, Miss Denham?«
    »Ach, gelegentlich hab ich sie kurz gesehen. Mir ist nur aufgefallen, dass sie den armen Lester Feldenhammer in die Ecke getrieben hat. Hat ihn wahrscheinlich dazu eingeladen, ihren Unterleib einer Untersuchung zu unterziehen.«
    »Ess, um Gottes willen!«, protestierte Denham. »Sie ist erst seit ein paar Stunden tot.«
    »Entschuldigung«, sagte Pascoe, »da fehlt mir etwas. Sie meinen damit Dr. Feldenhammer vom Avalon, nicht wahr?«
    »Ja. Komm schon, Teddy, meinst du wirklich, die Polizei wird das nicht herauskriegen? Das ist doch ihre Spezialität, Inspector, das Herauskriegen?«
    »
Chief
Inspector, um genau zu sein, Miss Denham. Jede Unterstützung Ihrerseits beim Herauskriegen wäre mir sehr willkommen.«
    Sie lachte, und zum ersten Mal sah sie ihn an, als wäre er möglicherweise doch mehr als nur ein Lakai, den man nicht weiter zu beachten hatte.
    »Das ist kein großes Geheimnis«, sagte sie. »Plaudern Sie mit irgendjemandem im Hope and Anchor, und man wird Ihnen sagen, dass es Tantchen auf Feldenhammer abgesehen hatte.«
    »Sie sagen, es gab eine romantische Beziehung zwischen Lady Denham und Dr. Feldenhammer?«
    Esther Denham lachte wieder.
    »So hätte ich es nicht formuliert. Daphne gefielen die Männer. In jeder Hinsicht. Aber ihr gefiel auch ihr gesellschaftlicher Status, also keine Lady-Chatterley-Spielchen. Wobei es sie nicht gekümmert hätte, wenn sie mit einem gutbestückten Bauern beim Heumachen erwischt worden wäre. Nein, was sie wollte, war ein Gefährte, der ihr gesellschaftlich und sexuell zu Diensten war. Hollis, ihr erster Mann, brachte Reichtum und lokalen Einfluss mit in die Ehe. Onkel Harry, ihr zweiter, brachte ihr gesellschaftlichen Status und, weil sie einen Verstand wie eine Rechenmaschine hatte, wesentlich mehr Profit, als sie aus dem Denham-Anwesen jemals hätte herausschlagen können. Seit seinem Tod war sie auf der Suche nach einem Nachfolger, der all ihre Bedürfnisse abdeckte.«
    »Und warum kürte sie Dr. Feldenhammer dazu?«, fragte Pascoe.
    Sie zog über seine Wortwahl die Augenbrauen hoch. »Er würde als Ehemann eine ziemlich beeindruckende Trophäe abgeben. Nicht mehr so jung, um als Gespiele durchzugehen, der sie der Lächerlichkeit preisgegeben hätte, aber nicht so alt, um keinen mehr hochzukriegen. Wahrscheinlich nicht reich, aber so gut verdienend, dass er ihr nicht auf der Tasche liegt, außerdem beruflich so weit anerkannt, dass von seinem Licht auch einiges auf sie abstrahlt. Und natürlich sollte man nicht vergessen – auch wenn sie sich immer gerühmt hat, ihr ganzes Leben lang nie krank gewesen zu sein –, dass es ihr in ihrem Alter sowohl vernünftig als auch rentabel erscheinen musste, den Arzt permanent im Haus zu haben.«
    Sie mochte sie nicht besonders, dachte sich Pascoe. Aber wie weit würde sie in ihrer Abneigung gehen?
    »Und Dr. Feldenhammer hat diese Aufmerksamkeit … wie aufgenommen?«
    »Wie ein von einem ausgehungerten Kannibalen verfolgter Missionar«, erwiderte Esther. »Als er merkte, dass er mit seinen Gebeten nicht weit kam, versuchte er es mit Flucht. Er ließ sich sogar für ein halbes Jahr ins Schweizer Avalon in der Nähe von Davos versetzen, aber sie nahm sofort die Verfolgung auf.«
    »Beschwer dich nicht, Schwester. Das hat uns einen Skiurlaub eingebracht«, grinste ihr Bruder, der nach seinem anfänglichen Protest anscheinend froh war, sich ihrer unbeschwerten Offenheit anschließen zu können.
    Menschen gingen ganz unterschiedlich mit Schmerz um, dachte sich Pascoe, bemüht, sich jeglicher Voreingenommenheit zu enthalten. Wenigstens versuchten die beiden nicht, ihm was vorzumachen.
    »Warum hat der Doktor nicht einfach gesagt, nein danke, ich will nicht spielen?«, fragte er.
    »Wenn Tante Daphne etwas konnte, dann, das Spielfeld zu ihren Gunsten zu manipulieren«, sagte Ted Denham.
    »Und Lester«, schaltete sich seine Schwester schnell dazwischen, »ist auch kein Neuling auf diesem Gebiet. Im letzten halben Jahr hat er sie ziemlich geschickt umtänzelt und ist immer wieder ausgewichen. Aber egal, wie gut man boxt, wenn man gegen Tante Daphne antritt, findet man sich über kurz

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