Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Mr. Beards Adresse?«
»Gray’s Inn Road, glaube ich. Die Nummer finden Sie in Tantes Adressbuch. Soll ich es Ihnen holen?«
Pascoe schüttelte den Kopf.
»Nein. Lieber nicht. Miss Brereton, wenn Sie nichts dagegen haben, sollten Sie ein paar persönliche Dinge zusammenpacken und für einige Tage aus der Hall ausziehen.«
»Das klingt jetzt mehr nach einer Anweisung als nach einem Vorschlag. Und wo soll ich hin?«
»Sie könnten bezüglich Sir Edwards Einladung Ihre Meinung ändern.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, kann ich nicht.«
»Gibt es dafür irgendeinen besonderen Grund?«
Bevor sie darauf antworten konnte, klingelte das Telefon neben dem Computer.
»Darf ich rangehen?«, fragte sie.
»Natürlich.«
Sie nahm den Hörer ab. »Hallo … ja, ich bin’s.«
Sie hörte eine Weile zu, dann sagte sie: »Ja, die Polizei hat auch schon vorgeschlagen, dass ich für die nächste Zeit woanders wohnen sollte … das ist sehr nett von Ihnen … wirklich sehr nett. Danke.«
Sie legte auf. »Sie haben doch nicht mit Tom Parker geredet, oder?«
»Nein. Einer meiner Beamten sollte ihn mittlerweile befragt haben, aber ich persönlich bin ihm noch nicht begegnet. Warum?«
»Weil es so zusammenpassen würde. Es war Tom. Ihm und seiner Frau wäre soeben bewusst geworden, dass ich ganz allein hier wäre, deshalb haben sie mich zu sich ins Kyoto-Haus eingeladen.«
»Das ist sehr freundlich von ihnen. Und reiner Zufall, wie ich Ihnen versichern darf«, sagte Pascoe. »Sie haben nichts dagegen einzuwenden?«
»Es sind nette Leute«, sagte Clara. »Nein, ich habe nichts dagegen einzuwenden. Dann sollte ich jetzt lieber mal packen. Wollen Sie mich dabei beaufsichtigen?«
»Bitte, Miss Brereton«, sagte Pascoe mit sanfter Stimme, »fühlen Sie sich nicht schikaniert. Sie haben etwas ganz Schreckliches erlebt. Ich gebe zu, auch andere Dinge in meine Überlegungen mit einzubeziehen, dennoch ist es meine feste Überzeugung, dass es für Sie besser wäre, wenn Sie diese Nacht bei Freunden verbringen würden. Haben Sie einen Wagen?«
»Keinen eigenen. Manchmal leihe ich mir den Jeep meiner Tante, aber das lasse ich lieber. Sonst verlangt Esther noch, dass Sie mich wegen Diebstahls verhaften.«
Eine Spitze gegen die Schwester, bemerkte Pascoe, trotz ihres leichten Tons.
»Okay. Ich kümmere mich um eine Fahrgelegenheit. Und jetzt packen Sie.«
Sie nickte und verließ den Raum.
Pascoe zog sein Handy heraus und rief Wield an.
»Sofort einen Wagen zur Hall, er soll Miss Brereton zum Kyoto-Haus bringen, dem Anwesen von Tom Parker. Und wenn sie fort ist, schick ein paar Leute vorbei, damit sie sich mal das Haus vornehmen.«
»Suchen wir nach irgendwas Bestimmtem?«
»Eigentlich nicht, aber Sir Ted hat hier irgendwas gesucht, und ich glaube nicht, dass er fündig geworden ist. Wahrscheinlich das Testament. Lady Denhams Schlafzimmer könnte ein guter Ausgangspunkt sein.«
»Wegen des Grundsatzes, dass Frauen dort meistens ihre Geheimnisse aufbewahren?«
»Es überrascht mich, dass du solche Dinge weißt, Wieldy«, sagte er und beendete das Gespräch.
Clara Brereton kehrte mit einem kleinen Koffer zurück.
»Das ging aber schnell«, gratulierte er ihr.
»Ich habe nicht vor, lange fort zu sein«, sagte sie.
Er lächelte, während er an Ellie denken musste, die ihm erklärt hatte, für einen kurzen Ausflug zu packen sei sehr viel schwieriger als für eine lange Reise, bei dem man einfach alles hineinstopfen konnte.
Und auf welche Reisedauer würde er sich bei diesem Fall einstellen müssen?
»Dann schaffen wir Sie mal fort«, sagte er.
8
S hirley Novello hatte allen Grund, mit sich zufrieden zu sein, als sie das Kyoto-Haus verließ.
Okay, sie hatte nicht die alles entscheidende Information ausgegraben, mit der der Fall gelöst werden könnte, aber das geschah sowieso nur in Krimis. Was sie hatte, waren drei Zeugenaussagen, eine jede vollgepackt mit nützlichen Details, dazu als Bonus Charley Heywoods Mail-Beobachtungen zu den jüngsten Ereignissen und den Aktivitäten der Hauptprotagonisten. Wie nützlich diese waren, müsste man noch sehen. Wahrscheinlich ein Haufen Geschwätz von Schwester zu Schwester.
Sie öffnete die Tür ihres Wagens.
Vom Beifahrersitz grüßte sie Minnie Parker. »Hallo.«
»Wie zum Teufel bist du hier reingekommen?«, herrschte Novello sie an.
»Es war nicht zugesperrt«, sagte das Mädchen.
»Es war zugesperrt, verdammt noch mal«, sagte Novello.
Angesichts dieser
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