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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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brauchte, der freundlich zu mir war. Und zu ihrem Testament – ob sie mir nun viel oder weniger oder gar nichts vermacht, das spielt nicht die geringste Rolle, wie ich um sie trauere und wie ich sie in Erinnerung behalte.«
    »Tut mir leid«, sagte Pascoe beeindruckt, war sich aber nicht sicher, ob dies auf ihren starken Gefühlen oder ihrer starken Aufführung beruhte. »Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
    »Das haben Sie nicht«, versicherte sie. »Hören Sie, ich bin ebenso sehr wie Sie daran interessiert, dass dieses Ungeheuer, das für diese entsetzliche Tat verantwortlich ist, seine gerechte Strafe bekommt. Offensichtlich wollen Sie mit allen reden, die von Tante Daphnes Tod profitieren könnten. Die Vorstellung ist mir ein Greuel, dass Sie Ihre Zeit damit verschwenden, mich auf Ihre Liste zu setzen, das ist alles.«
    »Sehr lobenswert«, murmelte Pascoe. »Aber vielleicht können Sie, nachdem Sie sich nun selbst von dieser Liste gestrichen haben, mir einige Namen nennen, die darauf stehen sollten.«
    Sie sah ihn mit einer Miene an, die eher zur Lady des Hauses passte, nicht zur armen Verwandten, und sagte: »Da ich weiß, wie es ist, verdächtigt zu werden, können Sie von mir nicht erwarten, dass ich mit dem Finger auf irgendeinen anderen armen Teufel zeige, oder?«
    »Nein? Na, vielleicht wollen Sie doch nicht so sehr, dass das für diese entsetzliche Tat verantwortliche Ungeheuer seine gerechte Strafe bekommt.«
    Er machte eine Kunstpause, bevor er fortfuhr: »Jedenfalls danke ich Ihnen für Ihre Hilfe. Nun, da Sir Edward und seine Schwester noch hier sind, würde ich gern mit ihnen reden.«
    Sie sah ihm unverwandt in die Augen, erhob sich und führte ihn durch den Gang zu einer großen Eichentür. Sie drückte sie auf und entfernte sich ohne ein weiteres Wort.
    Schmollte sie, oder dachte sie nur nach?, fragte sich Pascoe. Steckte bei Miss Brereton mehr dahinter, als im ersten Moment ins Auge fiel? Jedenfalls war das, was einem bei ihr ins Auge fiel, hübsch anzusehen.
    Er schob den Gedanken beiseite und trat durch die offene Tür.

7
    D as Zimmer, das Pascoe betrat, war von einem anderen Kaliber als der winzige Computerraum, den er gerade verlassen hatte. Es war großzügig geschnitten und hoch genug für einen Kristall-Kronleuchter, doch alles, was vom reichverzierten Stuckrund hing, war eine kreuzförmige Holzfassung für vier Birnen, wie man sie in jedem Baumarkt kaufen konnte. Die Stuckverzierungen sowie die entsprechenden Randleisten an der Decke zeigten goldenes Blattwerk, das seit langem renoviert gehörte. Über einem riesigen Marmorkamin hing das Ölgemälde eines Mannes in scharlachroter Jagdkleidung, im Hintergrund eine ländliche Idylle, durch die eine Hundemeute jagte. Die Möbel waren alt und ziemlich schäbig.
    Zwei Personen hielten sich im Raum auf. Auf einer Chaiselongue fläzte eine junge Frau mit einem hohen Cocktailglas in der linken Hand. Bekleidet war sie mit einer ausgebeulten, geflickten Jeans und einem Oberteil, das für Pascoe ein weiter Schlabber-Pulli war, trotzdem gelang es ihr, unglaublich elegant auszusehen, als sie ihren kalten Blick auf ihn richtete und sagte: »Wer, verdammt noch mal, sind Sie denn?«
    »Detective Chief Inspector Pascoe, Mid-Yorkshire CID «, verkündete er mit bewusst sonorer Stimme.
    Der Zweite im Raum, der mit dem Rücken zur Tür an einem Mahagonisekretär stand, drehte sich um und machte einige forsche Schritte in Richtung Tür. Es handelte sich um einen muskulösen jungen Mann, der sich mit sportlicher Geschmeidigkeit bewegte; gutaussehend auf leicht altmodische Art, nachdem heutzutage blutleerer Steifheit einem Fünf-Uhr-Schatten auf kantigem Kinn der Vorzug gegeben wurde. Seine Locken waren zerzaust, er trug Designer-Freizeithosen und die Art Polohemd, das möglicherweise wirklich von Polospielern getragen wurde – vielleicht war es aber auch nur seine arrogante Miene, die diesen Eindruck erweckte. Lose am linken Handgelenk schlenkerte eine teuer aussehende Uhr, so, als wäre der Verschluss gebrochen, aber vielleicht trug die Oberschicht ihre Spielsachen ja so, um Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Reichtum zur Schau zu stellen.
    Er musterte Pascoe von Kopf bis Fuß und sagte: »Sind Sie der Boss hier?«
    Sein Tonfall grenzte ans Schroffe und war definitiv aristokratisch.
    »Sir Edward Denham, nehme ich an«, sagte Pascoe. »Und Miss Esther? Es sind traurige Umstände, unter denen wir uns treffen. Mein Beileid.«
    Mit ernster Trauermiene

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