Puls. Schließlich setzte er den Kopf sacht auf die gekreuzten Arme.
»Er ist tot«, sagte er ungläubig.
»Ist das Hollis?«, fragte Hat ängstlich.
»Aye, das ist Ollie. Er ist tot!«
Es war, als müsste er es noch mal aussprechen, um sich die Situation zu vergegenwärtigen.
Er fuhr herum, schob sich mit dem Gesicht nah an den Gefangenen heran und herrschte ihn an: »Du Scheißkerl! Wenn es in diesem verweichlichten Scheißland noch irgendeine Gerechtigkeit gäbe, würdest du dafür hängen!«
Und dann zu Hat in frustriertem Ton, der sich in den Ohren des jungen Constable wie eine Anklage anhörte: »Fünf Minuten! Wären wir bloß fünf Minuten früher gekommen!«
Dritter Band
Doch, doch, meine Liebe, verlassen Sie sich drauf, auch Sie werden sich eines Tages den Kopf über Fleischpreise zerbrechen.
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VON :
[email protected] AN :
[email protected] BETREFF : der Wahnsinn geht weiter!
Was für eine Katastrophe!!
Sie haben Mr. Godley verhaftet! Es ist nicht zu fassen – sie müssen verrückt geworden sein – & nicht nur wegen eines, sondern wegen zweier Morde! Stand heute Morgen alles in den
News
– die Einzelheiten zum Mord an Lady D. & einem weiteren am Abend. Ollie Hollis – der Pförtner der Schweinefarm, der den Grill betreut hat – wurde auf Miss Lees Behandlungscouch umgebracht – & im Artikel steht, Mr. Godley wäre auf frischer Tat ertappt worden, als er Ollie eine von Miss Lees Akupunkturnadeln in den Rücken rammte.
Es muss ein Irrtum sein. Okay – er ist bekloppt – aber seine Beklopptheit rührt von der Überzeugung her, das er imstande sei, Menschen zu heilen – nicht, sie umzubringen! Der
News
-Artikel kriegt sich gar nicht wieder ein – faselt was von dem Typen, der die Ermittlungen leitet – irgendein Idiot namens Pascoe – & dass wir jetzt alle wieder ruhig in unseren Betten schlafen können, wenn ein kriminalistisches Genie wie er auf der Gehaltsliste der Polizei steht. Purer Schwachsinn – darauf setze ich meine berufliche Reputation – wenn ich denn mal eine habe!
Aber ich greife vor – wie immer.
Bedeutsames hat sich seit der letzten Mail ereignet.
Als Erstes – eine Polizistin tauchte auf, um von Tom & Mary & mir Aussagen aufzunehmen; sie klappern alle ab, die beim Grillfest waren – logo.
Sie schien mir ganz in Ordnung zu sein – macht ein bisschen auf Understatement – kein Make-up – triste Klamotten – könnte der Schwesternschaft angehören, eine von der militanten Sorte – aber da bin ich mir nicht sicher. Heißt Novello – irgendwo klingelt’s da bei mir – irgend so ein altes Schwarzweiß-Musical, das wir uns mit Mum ansehen mussten – erinnerst du dich?
Wie auch immer – ich mochte sie jedenfalls – gab meine Aussage ab – stützte mich dabei auf die Mail, die ich an dich geschrieben habe – sie war noch ganz druckfrisch – um zu überprüfen, ob ich mich auch richtig erinnerte – & als sie das sah, fragte sie, ob sie sie auch lesen könnte – & schon laufe ich los & drucke alles aus, was ich dir von meinen Impressionen in Sandytown geschildert habe!
Kaum war sie fort, dämmerte mir, dass das vielleicht keine so gute Idee gewesen ist. Sie hat versprochen, das nur sie einen Blick draufwerfen würde – mehr oder weniger – aber ich musste an die Crime-Soaps denken, in denen die Bullen immer bei Bier & Chips rumhängen & sich die konfiszierten Porno-Videos reinziehen, bis ihnen der Sabber aus dem Maul tropft! Trotzdem, ich fand sie ganz in Ordnung – & wenn wir Mädels uns untereinander nicht mehr trauen können – wem dann?
Pause für spöttisches Gelächter.
Jedenfalls war das alles ganz schnell vergessen, als Mary erschien & mich mit der neuesten Entwicklung konfrontierte. Der liebe freundliche Tom hatte sich Sorgen um Clara gemacht – die arme Verwandte – die vielleicht gar nicht mehr so arm ist – wer weiß?! – aber jetzt ganz allein in der Hall ausharren musste. Also rief er sie an & lud sie ein, die Nacht im Kyoto zu verbringen – & sie sagte zu. Zimmer gibt’s genug – obwohl ich bereits eines belege, sind immer noch zwei frei – Mary aber meinte – unter den gegebenen Umständen sei es vielleicht nicht so toll, wenn man Clara in einem fremden Haus in einem fremden Zimmer unterbringen würde – deshalb sei ihr der Gedanke gekommen, es wäre doch nett, wenn sie sich vielleicht mit jemandem in ihrem Alter – d.h. mit mir – ein Zimmer teilen