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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Hat kaum noch Luft bekommen, ich hab schon gedacht, ich müsste den Krankenwagen holen, aber er hat dann an diesem Ding gesaugt, das er hat, und als es besserging, meint er, jetzt würde ihm nur eine Sitzung bei Miss Lee helfen.«
    »Richtig, Beißer«, sagte Alan Hollis. »Wollte dir gerade sagen, wenn du Ollie suchst, dann solltest du ins Hexen-Cottage.«
    Hexen-Cottage. Miss Lee. Die Hat auf seiner Liste ganz nach unten verbannt hatte. Was aber nicht so schlimm sein konnte. Oder?
    »Hätte ich auch gleich drauf kommen können«, sagte Whitby und trank sein Bier aus. »Seit dem Anblick dieser schrecklichen Toten wollen meine grauen Zellen nicht so richtig. Ich fahr gleich hin, hoffentlich ist er nicht schon wieder weg.«
    »Einen Moment, Sarge. Ich komme mit«, sagte Hat.
    »Wenn Sie wollen«, sagte Whitby nicht besonders begeistert.
    Als sich die Tür hinter ihnen schloss, ließ der Gast in der Ecke seine Zeitung sinken, trank aus und nahm das Glas mit zur Theke.
    »Dasselbe noch mal, Sir?«, fragte Hollis.
    »Lieber nicht. Wunderbares Pint, aber ich muss noch fahren«, sagte Sammy Ruddlesdin. »Bis zum nächsten Mal dann.«
    Er ging hinaus zum Parkplatz.
    Vor ihm sagte Hat zu Sergeant Whitby: »Diese Miss Lee, was genau macht die gleich wieder?«
    »Die ist Akupunkteurin. Eine von Tom Parkers komischen Vögeln. Kann mir nicht vorstellen, dass das hilft, wenn man den Leuten Nadeln in die Haut sticht«, sagte Whitby. »Aber wie der Pudding schmeckt, weiß man erst, wenn man ihn probiert, und Ollie jedenfalls ist ein anderer Mensch, wenn er seine Sitzung im Hexen-Cottage hinter sich hat.«
    Jegliche Erwartungen, die der Name geweckt hatte, wurden einige Minuten darauf enttäuscht, als Hat das Cottage zu Gesicht bekam. Gut, es sah ziemlich alt aus, hatte aber nichts
Hexenartiges
an sich. Es machte sogar einen äußerst gepflegten, hübsch antiquierten und einnehmenden Eindruck. Der äußere Schein konnte natürlich trügen. Vielleicht enthielt der kleine Garten exotische Kräuter, von denen ein Zweiglein ausreichte, um jemanden in Trance zu versetzen oder in Liebe entbrennen zu lassen oder eine Mandelentzündung zu heilen. Falls dem so war, so lagen sie gut verborgen hinter den Stockrosen und Mesembryanthemen versteckt.
    Zumindest hätte es einen Türklopfer in Form eines Totenschädels geben müssen. Stattdessen aber war nur ein moderner Klingelknopf angebracht, den Whitby ignorierte, weil er die nur angelehnte Tür einfach aufdrückte.
    Sie betraten einen winzigen Flur. »Hallo, Miss Lee!«, rief der Sergeant.
    Hinter einer Tür zu ihrer Linken, die einen Spaltbreit offen stand, war eine Bewegung zu hören.
    Hat, der näher stand, drückte sie ganz auf und sagte freudig »Miss Lee?«, denn darauf waren seine Lippen programmiert, obgleich sein Verstand bereits berechnete, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sein konnte, dass Miss Lee einen graumelierten Vollbart ihr Eigen nannte. Aber zu Zeiten und an Tagen wie diesen, wenn man im Todesfall einer älteren adeligen Dame ermittelte, die auf ihrem eigenen Grill gebraten worden war, wäre es dumm gewesen, irgendetwas auszuschließen.
    Später wurde ihm bewusst, dass diese irrelevanten Gedanken der Nebelvorhang waren, mit dem sein Unbewusstes die groteske Szene vor seinen Augen etwas abzumildern versuchte.
    Der Bärtige hatte sich halb zur Tür hin gewandt, seine Miene das Abbild überraschter Schuld. Er stand neben einem Tisch mit Polsterauflage. Darauf, mit dem Gesicht nach unten, lag ein Mann mit nacktem Oberkörper, den Kopf auf den untergeschlagenen Armen. Aus Rücken und Schultern ragte etwa ein halbes Dutzend Nadeln, sie glichen Federkielen ohne Federflaum und waren zehn bis zwölf Zentimeter lang.
    Bis auf eine.
    Diese, in der Mitte des Rückens, oben am Nacken, stand noch höchstens fünf Zentimeter heraus, und die rechte Hand des Bärtigen hielt sie fest umfasst.
    Hat spürte, wie er zur Seite gestoßen wurde, als sich Whitby an ihm vorbeischob.
    »So, du Mistkerl, jetzt haben wir dich!«, brüllte er.
    Der Mann leistete keinerlei Widerstand, während Whitby ihm die Hände auf den Rücken bog und Handschellen anlegte. Dann stieß er den Gefangenen zu Hat, sagte »passen Sie auf ihn auf!« und widmete sich der Gestalt auf dem Tisch.
    Der Bärtige sah Hat unumwunden in die Augen. Er schien etwas sagen zu wollen, brachte aber kein Wort über die Lippen.
    Whitby hatte den Kopf der liegenden Gestalt angehoben, er fuhr mit den Fingern über den Hals und suchte nach dem

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