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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich ihr noch versprechen, dass ich mit ihr morgen im Hotel zum Schwimmen gehe! Wahrscheinlich glaubt sie, Onkel Sid wäre – als Mann – leichter auszuquetschen! Großer Gott – die fangen früh an heutzutage!
    Bevor ich wieder nach unten ging, sah ich noch bei Clara vorbei, wie sie zurechtkam.
    Sie lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett – die langen blassen Beine breit von sich gestreckt – & schamvoll muss ich gestehen, das Erste, woran ich denken musste, waren die Halloween-Apfel-Backen des Baronets, die zwischen ihnen auf und nieder hopsten.
    Dann erst bemerkte ich, dass sie weinte – nein, schluchzen trifft es besser – Schluchzer, die von ganz tief drinnen kamen – wie isländische Geysire.
    Ich setzte mich neben sie & legte ihr die Arme um die Schultern – war von mir wohl ein wenig voreilig gewesen, sie & Lady D. als Sara & Miss Minchin in der
kleinen Prinzessin
abzutun. Sie hatte wirklich Kummer. Falls nicht – dann hätte sie eine ganze Schubkarre voller Oscars verdient!
    Ich sagte – schon gut, schon gut – & andere tröstende Worte, die wir Profis so draufhaben – aber es half nicht, so dass ich bald darauf ebenfalls vor mich hin schniefte – interessante Form mimetischer Reaktion – erinnerst du dich noch daran, wie wir uns immer selbst hochgeschaukelt haben? – & Mum auch – wie damals, als sie uns in
Die Brücken am Fluss
geschleppt hat & wir aufgefordert wurden zu gehen!
    Schließlich versiegte der Tränenstrom – wir trockneten uns die Augen – & nachdem die Schranken gefallen waren – zumindest für einen Moment – erzählte sie mir, dass sie Lady D. wirklich einiges schuldete – sie war von ihr aufgenommen worden, als sie am Tiefpunkt angelangt war – war gerade von ihrem Freund in die Wüste geschickt worden – (was mir zum ersten Mal seit Tagen wieder den ruchlosen Liam ins Gedächtnis rief!) – außerdem kam sie mit dem neuen Lebensgefährten ihrer Mum nicht zurecht (ihr Dad hatte sich schon vor ihrer Geburt verdünnisiert). Dann tauchte Lady D. auf. Claras Großvater war anscheinend Lady D.s Lieblingscousin gewesen – & als sie sagte, komm doch zu mir, da kannst du wohnen, war das ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnte. Und auch gar nicht wollte.
    – Wäre ich nicht nach Sandytown gekommen – sagte sie mir – dann glaube ich nicht, dass ich jetzt – na ja, ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, aber sicherlich nichts Gutes. Ich werde Tante Daph wirklich vermissen – ich verdanke ihr alles –
    & du hast es ihr vergolten, indem du den brünstigen Baronet vögelst – für den sie doch was Besseres vorgesehen hatte – dachte ich mir – meine gemeine Ader meldete sich wieder zu Wort.
    Aber zum Teufel, was soll’s – an ihrer Stelle hätte ich wahrscheinlich das Gleiche getan!
    Doch jetzt waren wir die besten Freundinnen – tauschten Theorien über das Vorgefallene aus – sie schrieb es einer militanten Tierschutzvereinigung zu – ich jemandem, mit dem sie auf Kriegsfuß stand – wobei Hen Hollis ganz oben auf der Liste stand. Beide Theorien basierten auf den grotesken Umständen – Clara sah den Leichnam auf dem Grill als ideologische Aussage – für mich äußerte sich darin nur fortgeschrittene Demenz.
    Sie erzählte mir von den Polizisten, die sie befragt hatten – ein Sergeant & ein Inspector – musste Pascoe gewesen sein – beide ziemlich intelligent – meinte sie. Ich erzählte ihr von meinem Mädel & dass ich von der auch beeindruckt gewesen sei.
    Geht doch nichts über ein Gespräch mit einer ausgebildeten Expertin, um sich wieder aufzurappeln – & schließlich fühlte sie sich stark genug, um mit nach unten zu kommen & ein wenig Kraftbrühe zu sich zu nehmen – aber es überraschte mich nicht, dass sie sich bald darauf entschuldigte & ins Bett ging.
    Als ich nach oben kam, schlief sie bereits tief & fest unter dem Laken, ich musste mich also nicht mehr über ihre langen, blassen Beine ereifern. Dachte, ich könnte nicht schlafen, kippte dann aber weg wie ein Stein. Wachte am Morgen früh auf – aber nicht so früh wie Clara. Traf sie, als sie aus dem Bad kam & wir wichen einander aus – behandelten uns wieder mit der gleichen höflichen Distanz wie zuvor. Wahrscheinlich bedauert sie es, sich mir letzte Nacht geöffnet zu haben – die übliche Reaktion.
    Aber das alles trat schlagartig in den Hintergrund, als ich nach unten kam & Mary & Tom völlig verdattert auf

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