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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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könnte – ich sollte mich aber keinesfalls genötigt fühlen. Ich kann nicht behaupten, das ich davon begeistert war – aber wie wir alle wissen, fühlt man sich niemals mehr genötigt, als wenn man sich nicht genötigt fühlen soll – ich stimmte daher natürlich zu – alles überhaupt kein Problem – es sei denn, Clara hätte was dagegen.
    Als sie ankam, war ich froh um meine Entscheidung – sie war ziemlich durch den Wind! Ich nehme an, das Tohuwabohu in der Hall nach dem Eintreffen der Polizei hatte sie am Laufen gehalten – jetzt aber – als sie sich entspannen & überhaupt erst verarbeiten konnte, was geschehen war – rauschte sie durch die ersten Stadien des Schockzustands.
    Mary trug ihr ihre Überlegungen vor – & sie sagte zu allem ja und amen – ich hatte den Eindruck, hätte man ihr gesagt, sie solle im Treibhaus schlafen, hätte sie auch nichts dagegen gehabt. Ich brachte sie auf mein Zimmer – ich hatte vorher bereits meinen Müll vom anderen Bett geräumt, auf dem sie jetzt Platz nahm. Sie hatte auf dem Weg nach oben keinen Piep von sich gegeben – & ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte – ich, die große Psychologin! – also meinte ich, ich würde sie jetzt am besten allein lassen, damit sie ihre Sachen auspacken kann – & das tat ich dann.
    Unten waren Tom & Mary in ein Gespräch vertieft – & die kleine Miss Minnie saß in der Ecke & tat so, als würde sie ein Buch lesen, aber ihr entging nichts. Die anderen Kinder waren bereits im Bett. Min – die auf ihre Rechte pocht – z.B. dass sie ihr eigenes Zimmer hat – besteht darauf, dass sie eine halbe Stunde länger aufbleiben darf. Heute Abend – in all der Aufregung – hatte sie es sehr viel länger hinausgezögert – aber Mary entdeckte sie schließlich & sagte – Minnie, du solltest doch schon längst im Bett sein.
    Auf der Suche nach einer Ablenkung – darin ist sie gut – platzte es aus ihr heraus: Sie hätte auch mich & Paul & die anderen befragen sollen – wir sind auch da gewesen – wir sind auch Zeugen! –
    Im Grunde hatte sie damit recht – dachte ich mir. Tom & Mary tauschten einen Blick aus – dann sagte Tom: Ja, schon, aber ich glaube nicht, das du von irgendwas Zeuge geworden bist –
    – Doch, das bin ich – sagte Min, die es liebt, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen – ich hab Leute gesehen, die sind im Unwetter rumgelaufen – glaub ich wenigstens –
    – Hast du das, meine Liebe? – sagte Mary – aber ich glaube nicht, dass das sehr wichtig ist –
    – Die Polizistin meinte schon! – entgegnete Min.
    Damit hatte sie ihre Aufmerksamkeit.
    – Sie hat mit dir geredet? – fragte Tom – sie hat dir Fragen gestellt? –
    Er klang dabei so furchteinflößend, wie ich ihn noch nie gehört hatte – Novello tat mir jetzt schon leid.
    – Ja – irgendwie – sagte Min – sie meint, ich müsste es noch mal machen, aber dann richtig – mit Tonband – für die Akten –
    Auch ihr Ton hatte sich verändert – sie wirkte etwas kleinlaut – als wüsste sie, dass ihr Dad jetzt ziemlich stinkig war.
    Mary sagte – Sei doch vernünftig – wenn Minnie mit der jungen Frau reden wollte, hätte nichts auf der Welt sie davon abhalten können –
    – Das mag schon sein – trotzdem hätte sie sofort einen von uns holen müssen – sagte Tom unversöhnlich. Dann wandte er sich mit normaler Stimme & einem breiten Lächeln an Min – Schon gut, Liebes – gib mir einen Kuss – & jetzt ist es meines Erachtens für dich an der Zeit, ins Bett zu gehen –
    Die Rückkehr zur Normalität war für Min eine große Erleichterung. Sie umarmte ihn fest – dann ihre Mum – dann mich – & sagte – Kommst du mit & deckst mich zu, Charley? –
    Ich sah zu Mary, die lächelnd nickte.
    Worauf es Minnie das Biest – natürlich – abgesehen hatte, war eine Gelegenheit, mich auszuhorchen – aber als sie bemerkte, dass ich dazu nicht in der Stimmung war, änderte sie die Marschrichtung & sagte – Ich wünschte, ich könnte auch bei dir schlafen, Charley – ich hab wirklich Angst, heute Nacht allein zu sein – das alles kam so jämmerlich daher, dass man damit einen Gletscher hätte zum Schmelzen bringen können.
    Ich sagte – Das ist ja schrecklich, Minnie – ich sag dir was – ich frag deine Mum, ob du bei Paul & den anderen schlafen kannst –
    Das brachte sie zum Schweigen & ich machte mich davon – aber vorher musste

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