Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Holen wir sie her, mal sehen, was sie zu sagen hat. Dennis, das machen Sie, die Ehre gebührt Ihnen.«
»Soll ich mitkommen, Sir?«, fragt Shirley Novello. »So von Frau zu Frau, könnte doch ganz nützlich sein.«
Will sich nichts entgehen lassen, denke ich mir.
»Nein«, sagt Pete. »Für Sie hab ich eine andere Aufgabe. Okay, Leute, das war’s. Halten Sie mit Sergeant Wield Rücksprache, falls Sie Zweifel haben an dem, was Sie gerade tun. Und wie gesagt, nehmen Sie sich an Dennis ein Beispiel. Ich will Ergebnisse! Shirley, auf ein kurzes Wort.«
Er sammelt seine Papiere ein, reckt den Kopf in meine Richtung und marschiert durch die Tür hinter sich. Novello folgt. Ich auch. Muss das Schlafzimmer der Wohnung sein. Aber vom Bett ist nichts zu sehen, nur ein Tisch, einige Stühle und ein Recorder. Die Befragungsräume in der Fabrik nehmen sich dagegen wie eine Suite im Ritz aus.
Pete nimmt meine Anwesenheit zur Kenntnis, sagt aber nichts.
Zu Shirley sagt er: »Ich will, dass Sie zum Kyoto-Haus fahren und Miss Heywood auf ein Schwätzchen hierher einladen.«
»Ja, Sir«, sagt Shirley. »Wegen der Mails …«
»Nicht nötig, dass Sie die erwähnen, Shirley«, sagt er. »Machen Sie sich auf den Weg.«
Das Mädel zieht ab.
»Welche Mails?«, frage ich.
»Eine Miss Heywood, der du, glaube ich, schon begegnet bist, ist im Augenblick bei den Parkers zu Gast und hat ihrer Schwester per Mail recht ausführliche Berichte über ihre Erlebnisse hier geschickt. Sie ist anscheinend Psychologiestudentin, und Novello, die meinte, der Blick einer Fremden auf die Verhältnisse hier könnte von Interesse sein, hat sie dazu überreden können, ihr die Mails mal zu zeigen. Und interessant sind sie, aus ganz unterschiedlichen Gründen.«
Er klopft auf einen Papierstoß auf dem Tisch.
»Lass mich raten«, sage ich, »Shirley hat die Mädels-Verständnis-Nummer abgezogen und diese Sachen zu sehen bekommen, unter dem Vorwand, dass sie nur für ihre Augen bestimmt wären. Kein Wunder, dass sie nicht unbedingt erfreut ist, die Heywood wiederzusehen.«
»Shirley ist Katholikin, die kann mit Schuld umgehen«, sagt Pete gleichgültig. »Außerdem ist sie eine sehr gerissene, sehr ehrgeizige Polizistin. Wie auch immer, Andy, es tut wirklich gut, dich zu sehen. Du bist heute Morgen fast wieder ganz der Alte. Gut geschlafen?«
»Ja, hab ich. Und ja, hab ich getan, und ja, ich nehm Zucker«, sage ich. »Nett von dir, dass du gestern Nachmittag davon abgesehen hast, mein armes invalides Gehirn mit weiteren schlechten Neuigkeiten in Aufruhr zu versetzen.«
Er zuckt mit den Schultern. »Andy, ich bin froh um jeden Input, der von dir kommt, und du bist jederzeit willkommen, an den Besprechungen teilzunehmen, wie du es jetzt gerade getan hast. Aber ich kann nicht ständig Umwege auf mich nehmen, um dich auf dem neuesten Stand zu halten.«
Na, zwei Schritte zurück in mein Zimmer würde ich nicht unbedingt als Umweg ansehen, aber ich denke mir, der arme Kerl steht schon genügend unter Druck, da musst du nicht auch noch auf ihn einhacken. Trotzdem, ungeschoren will ich ihn auch nicht davonkommen lassen.
»Desperate Dan hat sich gemeldet, oder?«, frage ich.
Er zuckt zusammen. »Ja, der Chief Constable und ich haben uns heute Morgen früh kurz unterhalten.«
»Und wie steht’s mit Sammy Ruddlesdin? War der auch schon da für sein tägliches Briefing?«
Ich denke schon, ich wäre damit zu weit gegangen, aber er lässt sich nicht so leicht aus der Kurve drängen.
»Sammy und ich werden heute zweifellos noch miteinander reden«, sagt er. »Aber wie gesagt, Andy, ich freu mich wirklich über alles, was du beizutragen hast.«
Er klingt so ehrlich, dass ich ihm glatt eine Time-share-Ferienwohnung abgekauft hätte.
»Du hast Roote vorhin gar nicht erwähnt«, sage ich.
»Schien mir nicht relevant zu sein.«
»Nein? Es gab mal eine Zeit, da konnten wir nicht über den Anstieg von Ladendiebstählen in Woollies reden, ohne dass du Roote ins Spiel gebracht hättest«, sage ich. »Und jetzt haben wir ihn am Tatort eines Mordes, und du willst nicht über ihn reden!«
»Wieldy hat, wie du weißt, bereits mit ihm gesprochen«, sagt er. »Und ich werde mich selbst noch mit ihm treffen. Keine Sorge, Andy. Wenn ich das Gefühl habe, dass er irgendwas mit der Sache zu tun hat, dann weiß ich, was die Pflicht mir gebietet.«
Ich klatsche darauf ein paar Mal in die Hände. Es gibt sonst keinen bei der Polizei, der diesen Satz so wie Peter Pascoe
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