Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
rübergebracht hätte!
»Gut, dann ist das ja erledigt«, sage ich. »Also, lässt du mich jetzt einen Blick auf die Mails dieser Charley Heywood werfen?«
Er sieht mich zweifelnd an. »Weiß nicht, ob ich das machen soll, Andy, angesichts der persönlichen Beziehungen.«
»Äh?«, sage ich.
»Du kennst ihren Vater, soweit ich weiß. Und außerdem wirst du im Text erwähnt.«
»Jesus wird auch in den Evangelien erwähnt, soll das heißen, dass er keinen Blick drauf werfen darf, um zu sehen, was die über ihn zusammengesudelt haben?«
»Eine überzeugende Parallele«, sagt er. »Aber wir sollten nicht vergessen, dass Novello Miss Heywood Verschwiegenheit zugesagt hat. Unter der gleichen Bedingung hat Shirley sie mir überlassen. Mit anderen Worten, nicht jeder x-Beliebige wird sie zu Gesicht bekommen. Miss Heywood scheint ein interessantes Mädchen zu sein.«
Beschließe, auf den x-Beliebigen nicht einzugehen, aber man bekommt nicht oft Gelegenheit, Pete mit dem bescheuerten Political-Correctness-Zeugs ein Bein zu stellen, also sage ich: »Ich an deiner Stelle würde sie aber nicht Mädchen nennen. Sie ist eine intelligente junge Frau.«
»Danke, Andy, ich versuche es mir zu merken. Auch wenn sie, wie so viele heutzutage, und obwohl sie so viel Zeit in unserem teuren Bildungssystem verbracht hat, der Rechtschreibung nicht mächtig ist.«
»Pete«, sage ich, »du bist ein wahres Tonikum für einen kranken alten Mann. Bei dir fühlt man sich wieder jung.«
»Gern geschehen«, kommt es von ihm. »Aber es geht nicht nur um das Stöhnen eines mürrischen Alten. Du erinnerst dich an den Brief, den Lady Denham erhalten hat und den du mir gegeben hast? In ihm ist die Konjunktion
dass
mit nur einem
s
geschrieben. Und genau dieser Fehler findet sich auch in diesen E-Mails.«
»Ach ja?«, sage ich unbeeindruckt. »Aber du sagst doch selbst, dass die meisten Jungen heutzutage der Rechtschreibung nicht mehr mächtig sind. Es braucht wohl schon ein bisschen mehr, um sie lebenslänglich einzubuchten.«
»Es gibt noch andere interessante Dinge«, sagt er etwas kühl. »Aber darüber will ich erst reden, wenn ich mich mit dem Mädchen unterhalten habe. Ich meine, der jungen Frau.«
Wield kommt herein.
»Shirley hat mir gerade gesagt, du hättest sie losgeschickt, um Miss Heywood zu holen«, sagt er.
Hallo, denke ich. Pete trifft Entscheidungen, ohne sie mit der verbotenen Visage abzusprechen. Die Zeiten ändern sich.
»Das ist richtig. Irgendein Problem damit?«
»Hab mich nur gefragt, um wen du dich als Erstes kümmern willst, um Miss Heywood oder Mrs. Griffiths?«
»Heywood«, sagt Pete. »Griffiths soll schmoren. Andy, gibt es noch irgendwas? Du siehst, wir sind bis über beide Ohren eingedeckt.«
»Nein«, sage ich, »außer dass ich dieses Heywood-Mädel nicht zu hart anfassen würde. Wie gesagt, die ist nicht dumm.«
»Sei nett zu klugen Menschen. Werde ich mir merken«, sagt Pascoe. »Noch etwas, Sir?«
Er will, dass ich mich verpisse, weshalb er mich provoziert. Aber das haben schon andere mit Elektrostäben probiert und sind daran gescheitert.
»Aye«, sage ich, »und Godley, der Heiler, ist in sie ziemlich verknallt, nur ist sie zu clever, um das schon bemerkt zu haben. Wenn du also wirklich meinst, dass er was zurückhält, dann könntest du vielleicht sie einsetzen, damit er mit der Sprache rausrückt.«
»Danke, Andy«, sagt er nachdenklich. »Ich werde es im Hinterkopf behalten«, und diesmal klingt er, als meint er es ernst.
Solange er bei mir also in der Schuld steht, ergreife ich die Gelegenheit und sage: »Pete, ich sehe, ihr habt hier alle Hände voll zu tun. Ich dachte mir nur: Lester und Pet im Avalon könnten vielleicht meinen, sie würden vernachlässigt, weil du noch nicht dazu gekommen bist, sie zu befragen. Ich bin an Ort und Stelle, ich weiß, wie sie ticken, ich könnte mit ihnen doch mal plaudern, ihnen eine vorläufige Aussage entlocken, so wie du sie auch von Novello oder Bowler bekommst, und dann kannst du entscheiden, ob du selbst noch mit ihnen reden willst.«
Das mit Hat und Shirley habe ich eingeflochten, weil ich meine, es müsste ihm doch zusagen, wenn er mich wie einen DC einspannen kann. Aber das muss ich ihm lassen, er zögert nicht eine Sekunde.
»Das wäre sehr hilfreich, Andy«, sagt er. »Danke. Aber in aller Form, nicht wahr?«
»Du meinst, ich soll auf den Schlagstock verzichten? O Scheiße«, sage ich. »Was ist mit meiner kleinen Freundin?«
Ich ziehe
Weitere Kostenlose Bücher