Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
um sich zu meiner Beerdigung in einen präsentablen Zustand zu versetzen. Dazu die Summe von fünf Pfund, die ausreichen sollte, um so viel Seife zu kaufen, damit sie für den Rest seines Lebens genügt.‹«
»Wow«, sagte Pascoe.
»Wow, in der Tat. Sie verstanden sich nicht, aber, wie Sie wahrscheinlich bereits wissen, fällt aufgrund des Testaments des verstorbenen Mr. Howard Hollis das Bauernhaus der Hollis-Familie beim Ableben seiner Witwe zurück an den Halbbruder.«
»Ja, das ist uns bekannt. Noch irgendwelche Dinge, die Sie für erwähnenswert halten?«
»Lassen Sie sehen. Miss Petula Sheldon von der Avalon-Klinik vermacht sie ein Bett.«
»Ein Bett?«
»Ja. Ein Einzelbett, im Weiteren beschrieben als
das schmale, harte Einzelbett, das sich im ehemaligen Hausmädchenzimmer befindet.
Die Bedeutung dessen entzieht sich mir, allerdings bezweifle ich, dass es nett gemeint ist. Solche spitzen Bemerkungen, deren Reiz darin liegt, dass man nichts mehr darauf erwidern kann, sind für Testamente nichts Ungewöhnliches.«
»Außer, man tanzt auf dem Grab der Toten und lebt weitere fünfzig Jahre«, sagte Dalziel.
»Was für uns alle wohl keine Option ist. Aber ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass die nachrangigen Hinterlassenschaften meiner verstorbenen Mandantin nur von Bosheit geprägt waren. So vermachte sie zum Beispiel jeweils tausend Pfund an die Kinder von Mary und Tom Parker, wohnhaft Kyoto-Haus. Das Geld soll zugunsten der Kinder angelegt werden, bis sie achtzehn sind, unter der Zusatzklausel, dass ein kleiner Teil der Zinsen zu ihren Geburtstagen für Eiscreme ausgegeben werden dürfe. Ein weiterer Begünstigter ist Mr. Francis Roote, wohnhaft Lyke Farm Barn. Er erhält tausend Pfund für die Anschaffung eines motorisierten Rollstuhls. Und die Summe von zehntausend Pfund geht an die Yorkshire-Pferdestiftung mit der Auflage, sich um ihr Pferd Ginger bis zu dessen Tod zu kümmern.«
Pascoe musste lächeln. Franny hatte recht. Ein Ungeheuer mit Herz.
»Vielleicht war es das Pferd«, murmelte der Dicke.
Pascoe runzelte missbilligend die Stirn. Sein Handy klingelte. Er sah aufs Display, deutete gegenüber Dalziel und Wield den Namen
Novello
an und entschuldigte sich.
Draußen sagte er: »Hallo, Shirley. Wie sieht’s aus?«
»Gute und schlechte Neuigkeiten. Die schlechten: Sie hat sich das rechte Bein, den rechten Arm, das Schlüsselbein und mehrere Rippen gebrochen und sich den Schädel aufgeschlagen. Die guten: Man geht davon aus, dass das Rückgrat nicht ernsthaft verletzt ist, und ihr Zustand ist stabil.«
»Bei Bewusstsein?«
»Nein. Und solange das so ist, wird man auch das Ausmaß der Hirnverletzungen nicht beurteilen können. Im schlimmsten Fall ist mit bleibenden Folgeschäden zu rechnen.«
»Hat man vor, sie in eine Spezialklinik zu verlegen?«
»Nein, man ist sich nicht sicher, ob durch die Verlegung nicht noch mehr Schaden angerichtet wird. Wie auch immer, ich bin ja keine Expertin, aber verglichen mit dieser Einrichtung, sah das staatliche Krankenhaus, in dem ich das letzte Mal zu Besuch war, wie eine Obdachlosenunterkunft aus. Dr. Feldenhammer berät sich mit den relevanten Spezialisten der Zentrale und anderer Kliniken. Die machen so was, scheint es, ständig für ihre reiche Kundschaft. Er wartet erst deren Ratschläge ab, bevor er eine Entscheidung trifft. Wenn Clara keine gute Krankenversicherung hat, sollte sie so früh wie möglich von dort raus, sonst bringt sie der Anblick der Rechnung um!«
»Ich hoffe bloß, keiner verlässt sich darauf, dass sie sehr viel aus Lady Denhams Testament zu erwarten hat«, sagte Pascoe.
»Warum, Sir?«
»Sie bekommt nicht viel.«
»Dieses Testament, auf wann ist es datiert?«
»Vor ein paar Wochen. Warum?«
»Noch was, was ich Ihnen sagen muss. Ich hab mir ihre Kleidung angesehen. In einer ihrer Hosentaschen hab ich ein handgeschriebenes Testament gefunden, unterschrieben von Lady Denham und datiert auf vorgestern.«
»Was steht drin?«
»Nicht viel«, sagte Novello, die es sichtlich genoss, im Scheinwerferlicht zu stehen. »Alles wird irgendeiner Pferdestiftung in Yorkshire vermacht. Aber das Interessante daran ist, Sir: Die Zeugen sind Mr. Oliver Hollis und Miss Clara Brereton. Sie wusste also davon, und ich schätze, wenn sie im früheren Testament nur wenig bekommt, dann war das besser als nichts, und so wie es aussieht, hatte sie nicht vor, dass dieses Testament bekannt wird.«
Pascoe sagte lange nichts, während er
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