Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
deiner Stelle würde ich eher an eine Pressekonferenz denken.«
»Ich habe nicht gedacht, dass ich noch den Tag erlebe, an dem du das vorschlägst, Andy.«
»Ich habe nicht gedacht, dass ich noch den Tag erlebe, an dem du so etwas nicht vorschlägst, Pete.«
Die beiden Männer sahen sich für einen Moment schweigend an, dann rang sich Pascoe ein Lächeln ab. »Nun, ich sollte Esther nicht länger warten lassen.«
»Du willst nicht, dass ich dabei bin?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Pascoe. »Aber danke für das Angebot.«
»Keine Ursache«, sagte der Dicke. Er drehte sich um und ging zu dem Trio auf dem Rasen zurück. Als er bei ihnen war, sagte er: »Ratsch!«
»Was?«, fragte Charley.
»Nichts. Nur das Geräusch einer reißenden Nabelschnur.«
»Also, Mr. Dalziel, was ist los?«, sagte Ruddlesdin. »Wann werden wir davon hören, dass Anklage gegen Sir Edward erhoben wird?«
»Glaube nicht, dass Sie irgendwas anderes hören werden als das Knurren meines Magens«, erwiderte Dalziel. »Ich bin am Verschmachten. Charley, George, ihr könnt nicht den ganzen Tag hier rumlümmeln und einen Tatort verunzieren. Hoch mit euch. Wir fahren ins Hope and Anchor. Mr. Ruddlesdin lädt ein.«
Sammy Ruddlesdin wollte bereits Einwände erheben, doch dann sah er zu Dalziels mächtiger Gestalt auf, die über ihm aufragte wie der Old Man of Hoy.
»Ist mir ein Vergnügen, Mr. Dalziel«, sagte er. »Ein Vergnügen.«
11
P ascoe hatte sich seine Strategie sorgfältig zurechtgelegt, als er sich auf den Weg in den großen Salon machte. Esther würde auf dem Sofa sitzen, das auch Beard für sich beansprucht hatte, in ihrer Miene eine Mischung aus gleichgültigem Überdruss und intellektueller Überlegenheit. Novello ihr wachsam gegenüber. Bei seinem Erscheinen würde sich die DC von ihrem Platz erheben. Er würde sich setzen und sich lächelnd bei Esther entschuldigen, dass er sie hatte warten lassen. Dann mit ihr ihre Zeugenaussage durchgehen und sich jeden einzelnen Punkt bestätigen lassen, bis er sie schließlich sacht zu kleineren Abweichungen ermunterte. Warum hatte sie sich umgezogen, wenn sie sich doch gar nicht draußen im Unwetter aufgehalten hatte? Wie hatte sie sich am Arm verbrennen können, wenn sie doch gar nicht dabei war, als man die Leiche vom Grill nahm? Wie bitte? Sie haben sich gar nicht den Arm verbrannt? Vielleicht wollen Sie so freundlich sein und den rechten Ärmel hochrollen …?
Schließlich würde sie von ihrem Drehbuch abweichen und sich seinem zuwenden müssen. Und dann würde das ganze Drama aufgedeckt werden.
Als er die Tür aufdrückte, wurde ihm allerdings klar, dass er das falsche Stück geprobt hatte.
Esther Denham saß nicht auf dem Sofa, sondern am offenen Sekretär und schrieb etwas. Sie trug keine die Arme verdeckende Bluse, sondern ein ärmelloses Top, das den Blick auf einen ordentlichen Verband am rechten Unterarm freigab. Novello hinter ihr drehte sich zu Pascoe um und zuckte hilflos mit den Achseln.
»Miss Denham«, sagte Pascoe.
»Fast fertig«, sagte die Frau, ohne aufzublicken. »Als man mir sagte, Sie kämen etwas später, dachte ich mir, ich könnte die ganze Sache beschleunigen, indem ich Ihnen schon mal meine revidierte Aussage aufschreibe. Hier, sie ist fertig.«
Sie unterschrieb schwungvoll, schob die Blätter zusammen und reichte sie Novello.
»Sie sollten als Zeugin unterschreiben«, sagte sie. »Ich finde, wir hatten heute schon genug Ärger mit Fälschungen.«
Wieder sah Novello zu Pascoe. Er nickte, und sie nahm den Stift, unterschrieb und reichte die Papiere an Pascoe weiter.
Wie kooperativ sich doch jeder in diesem Fall erwies, dachte er sich. Roote hatte seine Aussage für Wield vorbereitet; Feldenhammer hatte seine Dalziel gegeben. Und jetzt machte es Esther Denham ebenso.
Er nahm in einem Armsessel Platz. Die Frau verließ den Sekretär und ließ sich elegant auf dem Sofa nieder.
Die Szene war nun also nach außen hin so, wie er es sich vorgestellt hatte, doch noch bevor er einen Blick auf die Blätter in seiner Hand geworfen hatte, vermutete er, dass er sein vorbereitetes Drehbuch vergessen konnte.
Die neue Aussage, in eleganter, dynamischer Handschrift auf Briefpapier mit dem Siegel von Sandytown Hall verfasst, war Beichte und Widerlegung gleichermaßen.
Nachdem ich über das Anwesen gestreift war, stolperte ich auf dem Rückweg zur Hall über die Leiche von Lady Denham, die, nicht weit vom Grill entfernt, verborgen im Gras lag. Nachdem ich
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