Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
spendieren. Diese Runde geht auf Mr. Ruddlesdin.«
    »Sagen Sie mir, welches Gebräu Sie wollen«, kam es von Sammy mit der Selbstgefälligkeit desjenigen, der wusste, dass jede mit
Getränke für
DS
Dalziel
überschriebene Spesenrechnung anstandslos durchging.
    Er marschierte an die Bar und drückte auf die Klingel. Nach einer Weile erschien Jenny, die Barfrau.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Wir sind etwas unterbesetzt. Alan ist im Avalon.«
    »Oh aye?«, sagte Dalziel. »Fehlt ihm auch was?«
    »Nein, haben Sie es nicht gehört? Die Verwandte von Lady Denham, Clara, liegt dort oben. Wir haben gehört, dass sie nach ihrem Sturz wieder bei Bewusstsein ist, und wir haben den Hut rumgehen lassen für ein paar Blumen, und die bringt ihr Alan jetzt.«
    »Sie sind befreundet?«
    »Wir mögen sie alle, und sie hat uns immer ein bisschen leidgetan, vor allem Alan, wir wissen ja, wie Lady Denham sein konnte. Er hat immer gesagt, sie überfliegt seine Abrechnungen wie ein Spionagesatellit und konnte aus fünfzig Kilometern Entfernung einen Fehler entdecken. Ich hoffe bloß, die alte Kuh – tut mir leid, man soll über Tote nicht schlecht reden –, ich hoffe bloß, die alte Dame hat Clara in ihrem Testament ausreichend bedacht. Sie soll ja Millionen wert sein, sagt man?«
    Dabei sah sie erwartungsvoll zu Dalziel.
    Jeder in Sandytown dürfte mittlerweile wissen, wer er war, ging Charley durch den Kopf. Und alle nahmen anscheinend an, wenn es jemand wusste, dann er.
    Seltsamerweise, musste sie sich eingestehen, traf das mehr oder weniger auch auf sie zu.
    »Aye«, sagte er, »mit Testamenten ist das so eine komische Sache. Aber ist nicht Mr. Beard hier abgestiegen? Am besten fragen Sie ihn.«
    »Da wäre es ja noch leichter, meinen Großvater zum Reden zu bringen, und der hat zehn Jahre lang nichts anderes als
dieser Scheißkerl Blair!
gesagt«, erwiderte Jenny. »Und jetzt sagt er nichts anderes als
dieser Scheißkerl Brown!
«
    Sie nahm die Bestellung entgegen und schenkte ein. Die Tür ging auf, und Franny Roote rollte herein. Auf seinem Gesicht erstrahlte der bühnenreife Ausdruck des Erstaunens, womit er, so schien es Charley, nur seine wahren Gefühle verbarg.
    »Meine liebsten Menschen, alle unter einem Dach«, sagte er. »Mr. Dalziel. Charley. Und George. Sie sind George, nehme ich an? Ich erkenne die Familienähnlichkeit, außerdem hat Charley mir so viel von Ihnen erzählt, dass es mir glatt vorkommt, als kenne ich Sie bereits.«
    Die beiden jungen Männer gaben sich die Hand. Als Ruddlesdin mit den Getränken von der Bar zurückkam, sah Roote grinsend zu ihm auf.
    »Und das ist Mr. Ruddlesdin, der Starreporter der
News,
wenn ich mich nicht irre. Schon lange nicht mehr gesehen, Mr. Ruddlesdin.«
    »Wie?«, kam es von Ruddlesdin, der daraufhin den Blick vom Mann im Rollstuhl zu Dalziel und zurück schweifen ließ.
    »Das ist doch Roote, oder?«, sagte er vorsichtig. »Franny Roote?«
    »Ja. Sie haben mich einmal interviewt. Oder war es zweimal? Guter Artikel, lausiges Foto.«
    »Ich erinnere mich. Was machen Sie denn hier?« Er versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen, seinem Blick aber war anzusehen, wie die Spekulationen in seinem Kopf nur so hin und her flogen.
    »Ach, ein wenig von diesem, ein wenig von jenem«, antwortete Roote lächelnd. »Und, wie steht es oben in der Hall, Andy? Ich habe gehört, der Baronet und seine Schwester sind zum Verhör abgeholt worden. Es wird ernst, nicht wahr? Ich meine, können wir bald was Definitives erfahren?«
    Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf den Dicken.
    Er nahm einen langen Schluck von seinem Bier, dann sagte er: »Das wage ich zu behaupten.«
    »Mr. Ruddlesdin«, schaltete sich Roote ein, »notieren Sie sich das. Zitat der Woche. Detective Superintendent Dalziel sagt: ›Ich wage zu behaupten.‹«
    Roote, erschien es Charley, war in aufgekratzter Stimmung. Anders als sonst, wenn er sich mit einer Aura kühler Kontrolliertheit umgab, konnte er jetzt seinen Überschwang kaum im Zaum halten.
    Dalziel reagierte nicht. Er war auf die Tür konzentriert, die Roote nicht geschlossen hatte. Plötzlich setzte er sein Glas ab. »Ich muss mal pinkeln. Und dass mir niemand mein Bier anrührt, ich hab reingespuckt«, sagte er, stand auf und ging hinaus. Charley sah noch, wie er einer jungen Frau, die soeben die Treppe zwischen dem Gastraum und dem Nebenzimmer heruntergekommen war, in den Weg trat. Er blieb stehen, als wollte er sich entschuldigen, doch dann schwang

Weitere Kostenlose Bücher