Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
ich weiß nur, nicht ich benutze ihn – er benutzt mich –
Ich wollte noch mehr fragen – aber das hätte einen weiteren Schritt bedeutet – diesmal von mir – hin zu der Nähe, die nötig wäre, dass er sich öffnete –
Vorsicht, Mädel – ermahnte ich mich.
Ich sagte – Vielleicht ruf ich Sie mal an – falls ich Kopfschmerzen haben sollte –
– Ja – sagte er – machen Sie das – aber ich denke sowieso an Sie – ich meine, ich halte Sie im Licht –
– Wie bitte? – sagte ich – & er sagte – Ich meine – Sie müssen nicht anwesend sein, damit meine Gabe auf Sie wirkt – zumindest nicht ständig – wenn ich Sie im Licht halte –
Ich sagte – Oh – ist das die einzige Art, wie Sie an mich denken können? –
Das hätte ich vielleicht nicht sagen sollen – zu provokant – & ich bekam schon wieder ein schlechtes Gewissen, als ich sah, wie er rot wurde & wegschaute & zu stottern anfing – Nein – tut mir leid – aber manchmal …
Ich kam ihm zu Hilfe – Hey – schon in Ordnung – wirklich – eine Frau will aber manchmal auch im Dunkeln sein – genauso wie im Licht! – hören Sie – sollten Sie nicht in Ihrem Zelt sein – um Leprakranke etc. zu heilen? –
– Ja, wahrscheinlich – sagte er – weiß aber nicht genau, wo es ist – dabei sah er sich um wie ein Marsianer, der auf einer Pferderennbahn ausgesetzt worden war. Also sagte ich – Na, dann suchen wir es doch –
Wir machten uns gemeinsam auf den Weg – gelegentlich streiften sich unsere Arme – irgendwie kumpelhaft – bis wir ein kleines Zelt mit einem am Eingang plazierten, geschmackvollen Schild entdeckten, auf dem stand – Gordon Godley – Heiler. Aber keine Schlange – die meisten Gäste hielten sich wohl an die Getränke & ans Büfett – vor der Heilung kommt der Appetit! – lediglich eine Person hielt sich vor dem Zelt auf – Franny Roote – ich nahm an, er spielte mit Andy Dalziel noch immer Verstecken.
& als wir das Zelt erreichten, sah ich Andy auch schon in unsere Richtung kommen. Vielleicht hatte Fran ihn ebenfalls gesehen – denn plötzlich schwang er seinen Rollstuhl herum & legte auf ihm so was wie einen Schnellstart hin!
Unglücklicherweise befand er sich direkt neben einer straff gespannten Zeltleine. Eines der Räder verhedderte sich darin – wurde angehoben – & schon geriet der Rollstuhl in gefährliche Schräglage – & im nächsten Moment lag der arme Franny ausgestreckt vor unseren Füßen.
Gord eilte sofort zu Hilfe. Er beugte sich zu ihm hinunter – legte Franny beide Arme um den Oberkörper & hievte ihn hoch – während ich den Rollstuhl aufrichtete & so hinstellte, dass Roote sich darauf niederlassen konnte.
Aber das tat er nicht – er klammerte sich an Gord – & das äußerst heftig – ich meine, so, als würden sie Tango tanzen! Ich konnte sein Gesicht sehen – Frannys, meine ich – er strahlte – die Augen leuchteten – die Lippen bewegten sich – aber es kamen keine Worte heraus.
So standen sie da – wie zusammengeschweißt – keiner bewegte sich – wie die Statue zweier Liebender.
Dann löste sich Franny aus Gords Griff – & stieß ihn von sich – schließlich ließ er auch selbst von Gord los – bis er vor ihm stand – ganz allein – ohne Stütze – ohne Hilfe.
Dann machte er einen kleinen Schritt nach vorn – dann einen weiteren – dann einen dritten – & er warf den Kopf zurück & rief zum Himmel empor – Ich kann gehen! –
Damit hatte er die Aufmerksamkeit aller, das kann ich dir sagen. Plötzlich dachte keiner mehr daran, sich den Wanst vollzustopfen. Die Leute am Büfett drehten sich um & kamen angerannt & bildeten einen Kreis um Franny & Gord.
Tom erschien – erfasste, was geschehen war – strahlte vor Entzücken – etwas Besseres hätte nicht passieren können. Auch Andy Dalziel stieg in den Ring – sah Fran in die Augen – schwer zu sagen, was er sich dachte – doch bevor er etwas äußern konnte – wer kam da angerauscht & drängte sich nach vorn? Ess Denham! Ich habe nie gehört, dass sie ein gutes Wort über Franny Roote hatte fallenlassen – jetzt aber packte sie ihn, als wäre er ihr lang vermisster Zwillingsbruder – & schlang die Arme um ihn, so dass sich die vorherige Umarmung durch Gord daneben harmlos ausnahm!
Was zum Teufel geht hier ab? – fragte ich mich.
Dann setzte Ess Fran zurück in seinen Rollstuhl &
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