Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
zu Füßen – blickte zur alten Fledermaus auf & lauschte jedem ihrer Worte mit Interesse & Vergnügen – so dass von dem Sauertopf, dem ich am Tag zuvor begegnete, kaum was zu sehen war – nein – wieder musste ich an das schweißüberströmte lachende Mädchen in der Bengel-Bar-Disco denken.
Ihre Ladyschaft thronte – klar – auf einem Leinwand-Regiestuhl – während die anderen – ebenso klar – auf Decken im Sand lagerten.
Teddy – ja, ich komme zum Kern meiner Geschichte – lag ausgestreckt neben Clara – berührte sie fast, aber eben nur fast – sah zu ihr auf – mit einem Blick, den ich selbst aus der Ferne als heißen Schlafzimmerblick ausmachen konnte. Sie saß auf dem Hintern – die wohlgeformten Beine eng an den Körper gezogen – als hätte sie Angst, das jede Lockerung zum sofortigen Angriff auf ihr Allerheiligstes einladen könnte – ob für dieses züchtige Verhalten aber Sorge um ihre Ehre stand oder Lady D.s Nähe, vermochte ich nicht zu sagen.
& Teddy, der Baronet? Mit Freuden vermelde ich, dass er nicht zu jenen Kostbarkeiten gehört, bei denen die Verpackung mehr verspricht als der Inhalt. Lang – schlank – so wunderbar gebräunt, wie ausnehmend blass Clara war – nichts als wohlkonturierte Muskeln – genügend Haare auf der Brust, um Interesse zu wecken, ohne dass er dabei gleich wie ein Affe aussah – kurz – oder in aller Ausführlichkeit – zum Anbeißen.
Ich wollte mich zurückziehen – da ich aber – in aller Objektivität – in Teddys Anblick versunken war, blieb ich länger, als ich eigentlich wollte – & plötzlich richteten sich Lady D.s Knopfaugen auf mich.
– Da ist ja jemand – zeterte sie – verdammte Gafferin! –
Alle sahen rüber – dann stand Teddy auf – eine einzige Bewegung – wie ein Panther – nur dass die nicht auf ihren Hinterbeinen stehen – oder? – aber du weißt, was ich meine. Er rief – Das ist Charley! – hey, Charley – kommen Sie doch zu uns rüber! –
Ich hätte eine Entschuldigung anbringen & gehen können – aber dann sah ich Schwester Esther, deren Miene sich von grübchenhafter Aufmerksamkeit in Packeis verwandelte – & das gab den Ausschlag!
– Hallo – sagte ich & kletterte nach unten – wollte nicht stören – aber der Strand dort hinten ist absolut dicht –
Eine kleine Übertreibung – ohne nachzudenken, hatte ich damit aber den richtigen Knopf bei Lady D. erwischt – für sie sind die Badenden am Strand gleichbedeutend mit Zaster auf der Bank – & sie sagte – Wem sagen Sie das, meine Liebe – jeder Freund von Tom ist uns hier immer willkommen –
Clara lächelte mich an – Esther ließ mir ein unmerkliches Zucken des Kopfes zukommen – dann – ihr Gesicht taute auf – wandte sie sich an Lady D. & sagte – Also, Tante – verlier nicht den Faden – nicht, wenn du mir von deinen faszinierenden Plänen für das Anwesen erzählst –
Ich überlegte, wie ich mich in der Nähe von Teddy niederlassen konnte, ohne dass der Kontrast zwischen meinen Küchentischbeinen & Claras Kunstwerken allzu große Aufmerksamkeit auf sich zog – als er das Problem löste, indem er sagte – Sie sind offensichtlich zum Schwimmen gekommen – schon bereit? – kommen Sie! –
Er packte mich an der Hand & führte mich den Strand hinunter.
– Was ist mit Clara? – fragte ich & er antwortete – ach, schon in Ordnung – sie muss bei Tantchen bleiben, falls ihr jemand den Rücken kratzen oder was aus dem Haus holen muss –
Ich sah zurück – & hinauf. Der nackte Fels erhob sich an die 25 Meter in die Höhe – im Zickzack führte ein Pfad hinauf, kenntlich durch ein Geländer – auf den folgenden 10 bis 15 Metern wurde der Abhang flacher – Gras & Sträucher waren zu erkennen – bis er vermutlich flach zum Gelände der Hall hin auslief. Was für ein Weg, um ein vergessenes Handtuch zu holen! Aber ich nahm nicht an, dass Lady D. sich deswegen Gedanken machte; eines musste man ihr trotzdem lassen – es war – runter & rauf – eine ganz schöne Kletterei für jemanden ihres Alters. Sie muss fit wie ein Metzgershund sein – wie der RS so gern sagt!
– Muss schön sein, wenn man seinen Privatstrand hat – sagte ich.
– Genau genommen – sagte er – gehört er Tantchen gar nicht. Alles zwischen Niedrigwasser & Hochwasser gehört der Krone – & die Springtide reicht hier gut einen Meter den Felshang
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