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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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hinauf – aber da müsste schon jemand ganz Unverfrorenes kommen, um Tantchen den Abschnitt streitig zu machen –
    Dagegen konnte ich nichts einwenden. Bald darauf waren wir am Wasser – wo er stehen blieb – aufs Meer hinausstarrte & etwas sagte, das ich nicht verstand.
    – Wie bitte? – fragte ich.
    Er sagte es noch einmal – deutlicher jetzt – trotzdem erschloss sich mir kein Sinn.
    Als er es sah, lächelte er – altväterlich, wie mir schien – & wiederholte die Laute.
    – Thalatta thalatta – deklamierte er – (so schreibt man es – ich hab’s im Internet nachgesehen) – das Meer – das Meer –
    – Lässt sich nicht bestreiten – sagte ich – das ist das Meer – kein Zweifel –
    – Das ist Griechisch – sagte er, obwohl ich nicht danach gefragt habe – das hat die griechische Armee beim Rückzug von Marathon ausgerufen – als sie über einen Hügel kamen & vor sich – erleichtert – die Ägäis sahen, da wussten sie, das sie zu Hause waren – ich weiß, wie sie sich fühlen mussten – mir geht immer das Herz auf, wenn ich unsere geliebte Nordsee sehe –
    Ich glaube, er wollte mich mit seiner klassischen Bildung – & seiner poetischen Sensibilität – beeindrucken, aber damit hatte er es ein wenig übertrieben – außerdem, als ich das Wort im Internet nachschlug, bekam ich auch den historischen Hintergrund dazu geliefert – der Armleuchter hatte noch nicht mal seine Fakten parat! Es war nicht Marathon – sondern ein Ort namens Cunaxa – & es war nicht die Ägäis, sondern das Schwarze Meer!
    – Okay – sagte ich – jetzt wissen wir, was es ist – wollen wir jetzt darin schwimmen? –
    – Natürlich – sagte er – & dann – du wirst es mir nicht glauben – schob er seine Hose runter & trat aus ihr heraus – so stand ich also neben diesem Typen, der nichts anhatte als seine große protzige Rolex – das ist seine Uhr – während das Weibervolk-Trio keine dreißig Meter entfernt war.
    – Großer Gott! – sagte ich.
    – Seien Sie nicht geschockt – sagte er – ich hüpf immer nackt rein –
    – Ich hab 4  Brüder – sagte ich – & bin auf einem Bauernhof aufgewachsen – ich bin nicht schockiert – aber was ist mit Lady D. & den anderen? –
    Er lachte & sagte – Ach, die sind das gewohnt – Tantchen tut so, als würde sie wegschauen – aber wie viele alte Ladys vom Land mag sie gut abgehangenes Fleisch – ich hab sie oft dabei erwischt, wie sie verstohlen hergelinst hat –
    – Durch ein starkes Fernglas, meinen Sie? – sagte ich feixend – & unberechtigterweise – bei ihm wäre ein Esel neidisch geworden! – dann watete ich hinaus, bis das Wasser so tief war, um mit dem Kopf voran einzutauchen.
    Er nahm seine Uhr ab – warf sie auf seine Hose – folgte mir – schloss zu mir auf – & blieb da – kraulte ganz leidlich – lächelte mir von Zeit zu Zeit zu, als wollte er mir sagen – keine Sorge, ich sprinte nicht davon & lass Sie allein – Ihnen passiert also nichts –
    Nun – du kennst mich – ich bin nicht die Schnellste – aber ich kann endlos weiterschwimmen.
    Etwa einen halben Kilometer vor der Küste gab es eine Boje – ich richtete den Blick darauf & fand meinen Rhythmus. Er hielt eine Weile lang mit – dann fiel er zurück – & als ich die Boje erreichte, dauerte es 3 oder 4  Minuten, bis er ebenfalls ankam. Er versuchte zu lächeln – aber es war ihm anzumerken, wie kaputt er war – & ich hatte Schuldgefühle. Nur weil seine Anmache ziemlich lausig war, hatte er es noch lange nicht verdient, zu ertrinken! & mit diesem Ding, das er unter sich herschleppte, musste er sich wie ein Flugzeug vorkommen, das mit tiefgestellten Landeklappen abheben wollte!
    Wir klammerten uns ein paar Minuten an die Boje – dann sagte ich – Bereit für den Rückweg?
    Er nickte – & ich schwamm los – diesmal Brust – sehr viel langsamer – & außerdem konnte ich da immer ein Auge auf ihn haben.
    Als wir den Strand erreichten, war er so geschafft, dass ihn eine kleine Welle umwarf, als er sich aufrichten wollte.
    Zeit für den großen Test – würde er ausfällig werden oder es verkraften?
    Er brach im Sand zusammen. Wir waren an die 10  Meter von der Stelle entfernt, wo er seine Hose liegengelassen hatte.
    – Charley – keuchte er – tun Sie mir einen Gefallen – holen Sie mir meine Hose – ich möchte schicklich beerdigt werden –

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