Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
aus.
– Natürlich meine ich das nicht! – Ich rede von seinen Verhältnissen – sagte sie – er macht vielleicht den Eindruck, als wäre er eine gute Partie – großes Herrenhaus – teure Uhr – aber Denham Park ist ein unveräußerliches Erbgut – es kann nicht verkauft werden – & außerdem müsste man wahrscheinlich mehr in Reparaturen stecken, als man herausbekommt & was die Uhr angeht …
– Ja – mir ist die Rolex aufgefallen – sagte ich mit funkelndem Blick – was konnte es schon schaden, der alten Schachtel einzureden, ich wäre eine Erbschleicherin? – Könnte sie in falscher Sicherheit wiegen, falls ich doch beschließen sollte, mit dem Baronet mein verruchtes Spielchen zu treiben! – Dafür würde jeder gut & gern 5000 hinlegen! –
– Ja, in der Tat – sagte sie triumphierend – ich habe sie hingelegt! – sie gehörte nämlich Sir Harry – meinem verstorbenen Mann – Teddys Onkel. Ich habe sie Teddy als Erinnerungsstück geschenkt – es stand dazu nichts im Testament – Sie verstehen – aber ich denke, Sir Harry hätte es so gewollt – die Familie hat ihm viel bedeutet – & wie die Verhältnisse nun mal waren, musste er sich von vielen Erbstücken aus Denham trennen – es ist gut, wenigstens eines davon zu haben – damit er sich an den lieben Harry erinnert – & an bessere Tage –
Was bedeutete – interpretierte ich – das Teddy es nicht wagen würde, sie zu verkloppen – weil sie ihn jedes Mal, wenn sie sich trafen, darauf ansprechen würde.
Nun – da hatte ich Neuigkeiten für sie – ich hatte mich nämlich gewundert, warum er die Rolex abgelegt hatte, bevor er ins Wasser ging – diese Dinger funktionierten normalerweise noch, wenn man sie aus einem 10 Jahre alten Schiffswrack hochholt. Als ich ihm daher seine Sachen brachte, nahm ich sie näher in Augenschein – definitiv ein Hongkong-Modell – 20 Mücken, frisch von einem Sampan – man könnte das »Gold«-Armband mit zwei Fingern verbiegen, wenn man es darauf anlegt! Ich schätze, Ted hat das Original versetzt & in ein Imitat investiert, um Tantchen zu täuschen. Könnte erklären, warum er sich eine Buell leisten konnte. Diese Lotterie-Geschichte hatte ziemlich lahm geklungen.
Schön für ihn! – dachte ich mir – zu ihr sagte ich – Ja – verstehe – & ich bin mir sicher, jemand, der so attraktiv – & talentiert – ist wie Teddy, wird mühelos jemanden finden, der ihm an Rang gleichkommt – & an Einkommen übersteigt –
Nett ausgedrückt, was?
Sie nickte – & lächelte – & sagte – Wie schön, das wir uns verstehen – meine Liebe – aber jetzt muss ich mich diesen Pfad hochplagen, das Essen wartet –
Sie ließ meinen Arm los – & Ess – die unser Tête-à-Tête argwöhnisch beäugt hatte – verwandelte sich in einen hilfsbereiten Engel – sprang voran – vermutlich, um sicherzustellen, dass Lady D. mit dem Fuß nicht an einem Stein hängenblieb.
Ihre Ladyschaft sah sie gar nicht an, sondern richtete ihren taxierenden Blick auf mich. Wahrscheinlich wollte sie mich loben, weil ich eine so verständige Bäuerin war – wahrscheinlich, indem sie mich zum Essen einlud – worauf ich nicht scharf war – was ich aber trotzdem annehmen würde, nur um Esther zu ärgern!
Dann sagte sie – in sehr gemessenem, extrem herablassendem Tonfall – Miss Heywood, sagen Sie doch Tom Parker, er möge Sie zu meinem Grillfest am Sonntag mitbringen –
Ihrem
Grillfest – für das – laut Mary – das Konsortium zahlte!
Ich widerstand der Versuchung, vor ihr zu knicksen – & sagte – Das wäre nett – aber wahrscheinlich fahre ich am Samstag bereits nach Hause –
Ich erwartete eigentlich eine erstaunte Reaktion, dass jemand es wagen konnte, eine königliche Einladung auszuschlagen – stattdessen sagte sie nur – Ja – natürlich – Ihre Familie muss Sie vermissen – die Familienbande sind ja so wichtig. Kommen Sie, falls Sie es sich anders überlegen – tun Sie sich hier aber keinen Zwang an & bleiben Sie, so lange Sie wollen – Sie dürfen auch gern jederzeit wiederkommen – wann immer der öffentliche Strand voll ist –
So! Damit war ich auf meinen Platz verwiesen – nicht wahr?
Am liebsten hätte ich ihr eine Handvoll Sand ins Gesicht geschleudert.
Aber ich sagte – sehr würdevoll – Danke – sehr freundlich – aber ich muss jetzt wirklich zu meinen Freunden zurück – &
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