Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
der Geschichte fertig & ich war fast angezogen, als sie Motorengeräusche hörte – sie sah durchs offene Fenster & kreischte auf – Oh, schau – Onkel Sid kommt! – & schon schoss sie an mir vorbei durch die Tür.
Ich ging ans Fenster & sah hinunter.
Über die Anfahrt donnerte ein phantastisches dunkelrotes Maserati-Coupé.
Minnie musste fast genauso schnell unterwegs gewesen sein – sie kam durch die Eingangstür geflogen, als der Wagen zum Stillstand kam – & als der Fahrer sich elegant aus dem Sitz hievte, warf sie sich ihm in die Arme. Er hob sie hoch in die Luft & ließ sie herumwirbeln. Mir war, als heftete sich sein Blick auf mich, während er sich im Kreis drehte – ich stand im BH am offenen Fenster – also trat ich schnell zurück & zog mich ganz an. Sittsam – was? Doch selbst diese kurze Begegnung hinterließ bei mir den Eindruck, dass Sidney – anders als Ted der Baronet – nicht durch aufblitzende nackte Haut zu beeindrucken war.
& warum sollte ich ihn beeindrucken wollen? Wegen des Wagens? Okay, vielleicht. Aufgrund dessen, was ich von ihm gehört hatte – dass er ein Überflieger & Finanzgenie ist? Auf keinen Fall! Nein – ich glaube, es lag daran, das er beim Aussteigen so makellos aussah wie sein Wagen & dann nicht die geringste Abneigung zeigte, als sich Min auf ihn warf & ihn umschlang – eine neunjährige Range – die – scheine ich mich zu erinnern – bemerkenswert schmuddelige Wesen sein können!
Na siehst du – wieder eine psychologisch ingeniöse Einschätzung deiner klugen jüngeren Schwester.
Außerdem – muss ich zugeben – sah er auf eine Hugh-Grant-Art zum Anbeißen aus.
Ich ließ mir genügend Zeit, damit er mit der Begrüßung der einzelnen Familienmitglieder durch war – dann schritt ich zu meinem Auftritt.
Ich hatte recht. Zum Anbeißen – & wie! – aber auch ziemlich gelackt – ohne schmierig zu sein.
Ein wenig größer als Tom – das gleiche lebendige, ausdrucksstarke Gesicht – die weichen braunen Augen der Parkers – er ist einer von denen, bei denen du weißt, dass sie immer das Richtige tun – nicht moralisch, meine ich – sondern, wenn du beim Tanzen dein Höschen verlierst, würde er es aufheben & in seine Tasche stecken, ohne aus dem Takt zu kommen! Er trug ein cremefarbenes Hemd unter einem Leinenanzug, der keinerlei Anzeichen von Minnies Übergriff aufwies – & der sicherlich nicht von Marks & Spencer stammte. An den Füßen hatte er weiche Ledersandalen – keine Socken – & Zehen, wie man sie sich nicht sexy genug vorstellen konnte. Okay – Zehen spielen in deinen erotischen Phantasien vielleicht keine große Rolle – aber glaub mir – Sids Zehen sind erstklassig!
Tom, der Hyperboliker (ich weiß nicht, ob man das so schreibt, aber es ist mein Lieblingswort in diesem Monat), stellte mich vor – & Sidney setzte noch eins drauf. Anders als Ted der Baronet unternahm er keinerlei Anstrengung, um mich zu beeindrucken – was mich beeindruckte!
Tom drängte ihn natürlich dazu, im Kyoto zu übernachten – Mary unterstützte die Einladung – während Minnie bereit war, auf die Knie zu fallen, um ihn zu überreden.
Aber Sidney blieb hart.
– Ich habe im Hotel gebucht – sagte er – die Honeymoon-Suite! – Nein – Mary – ich bin nicht verheiratet – leider. Ich dachte mir, ich könnte mir mal ansehen, was die gesundheitsbewussten Flitterwöchner für ihr Geld bekommen –
Der Gedanke – Hilfe gefällig bei Ihren Recherchen, Sid? – huschte mir durch den Kopf.
Dann trafen sich unsere Blicke – & es war, als könnte er meine Gedanken lesen – & ich spürte, wie ich einen roten Kopf bekam.
Wir setzten uns auf die Terrasse. Tom – es war unvermeidlich – schwärmte über die Meeresbrise – die reine Luft – die Klarheit, die erlaube, an einem schönen Tag bis nach Holland zu sehen.
– Ich habe nie ganz verstanden – sagte Sid – warum du – lieber Tom – den Blick nach Holland so begehrenswert findest – selbst wenn das Land nur aus der Ferne zu sehen ist –
Dabei lächelte er mich verschwörerisch an. Ich ertappte mich dabei, wie ich Tom verteidigen wollte – doch die Zuneigung zwischen den beiden war so offensichtlich, dass mir klarwurde, es handelte sich nur um Sticheleien, wie sie auch ständig zwischen – sagen wir – George & mir – oder – wenn wir schon dabei sind – zwischen dir & mir vorkommen.
Wie auch immer – er zog
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