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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zurückziehen und
Krieg und Frieden
lesen, bis du zum Höhepunkt kommst.«
    »Verzeihung«, sagt er. »Ich habe mich so den ländlichen Gewohnheiten angepasst. Also, um auf den Punkt zu kommen. Sir Harry, mittlerweile kurz vor der Insolvenz, ersann einen schlauen Plan, um sowohl sein finanzielles als auch sein olfaktorisches Problem mit einem Schlag zu lösen. Er hielt um ihre Hand an. Er war von angenehmem Äußeren, bekanntermaßen viril – ein wichtiger Punkt für die liebe Lady –, und natürlich hatte er etwas, was nur für Geld zu haben war, einen Titel. Das, denke ich, gab den Ausschlag. Sie willigte ein.«
    »Da kommen einem gleich die Tränen«, sagt die junge Heywood.
    Ich sehe sie tadelnd an. Hab nichts dafür übrig, wenn junge Leute zynisch sind. Wenn sie nicht irgendwelchen romantischen Schwärmereien nachhängen, was sollen dann alte Furzer wie ich ihnen noch austreiben?
    Roote faselt weiter. Auf den Punkt kommen, hat er gesagt. Aber nicht ohne vorher einige verbale Schleifen zu drehen. Wieldy hätte schon vor einer halben Stunde alles ausformuliert, getippt und mir auf den Schreibtisch gelegt!
    »Als die Hochzeit nahte, schlug er vor, alles, was noch fehlte, um sie beide glücklich zu machen, sei eine geruchlose Schwelle, über die er sie tragen konnte. Nachdem Denham Park nun auch ihr stattliches Zuhause war, sei doch vielleicht die Zeit dafür gekommen, die Schweinefarm umzusiedeln. Sie schien einverstanden, gab allerdings zu bedenken, dass sie zuerst einen geeigneten Standort finden müssten. Es gab noch freien Platz auf dem Land, das zur Millstone Farm gehörte, dem alten Hollis-Bauernhof, aber den wollte sie nur ungern dafür verwenden …«
    »Weil sie wusste, wenn sie vor ihrem Schwager abkratzte, würde der Bauernhof und alles auf dem dazugehörigen Land an Hen fallen«, zirpt die junge Heywood.
    Roote lächelt anerkennend.
    »Psychologie ist offenbar ein Beruf, bei dem man zuhören muss«, sagt er. »Ja, der lieben Lady D. behagte es wenig, dass Hen von ihrem Tod mehr profitieren sollte als nötig. Nach allem, was man hört, ist ihr Hass nicht von schlechten Eltern. Am Ende schlug sie Sir Harry vor, dieser Abschnitt des zu Denham gehörenden Landes hier am Südkliff wäre doch der ideale Standort, genügend weit von Denham Park entfernt und hoch über der Stadt gelegen, um jegliche Störung auszuschließen. Und das alte Haus könnte man als ausgezeichnetes Verwaltungszentrum für das Geschäft verwenden.«
    »Wenn das schnell sein soll, bin ich Speedy Gonzales«, sage ich.
    »Ich hab so was läuten hören«, sagt Roote. »Haben Sie Geduld. Das Ende naht. Sir Harry war entzückt, umso mehr, als sie auf einem offiziellen Vertrag bestand, durch den Hollis’s Ham Ltd. das Land erwarb. Die Transaktion wurde beschlossen, beide Transaktionen, wobei die Heirat zum Top-Thema in allen Hochglanzmagazinen in Yorkshire wurde. Für die Flitterwochen begaben sie sich auf eine Karibik-Kreuzfahrt, finanziert, so sagt man, von dem Geld, das Hollis’s Ham für das Südkliff-Grundstück gezahlt hatte. Das musste Sir Harry ein Lächeln abgenötigt haben. Das Geld seiner Frau kam für ihre Flitterwochen auf, und so, hoffte er, würde es in den kommenden Jahren auch weitergehen. Und nun stellen Sie sich seine Bestürzung vor, als sie einige Monate später zurückkehrten und er entdeckte, dass Planierraupen angerückt waren und sich im wahren amerikanischen Tempo die Avalon-Klinik bereits zu erheben begann.«
    »Die hatte das alles schon eingefädelt, bevor sie überhaupt in die Flitterwochen aufbrach?«, frage ich.
    »Natürlich«, kommt es von Roote bewundernd. »Klar, nach dem anfänglichen Schock musste er sich mit dem Gedanken getröstet haben, dass die Transaktion einen hübschen Profit abwarf. Aber ich denke, auch darin wurde er enttäuscht. Die viktorianischen Gesetze zum Besitzstand in Ehen waren längst außer Kraft gesetzt. Das Land war Hollis’s Ham überschrieben, dem Unternehmen seiner Frau, und alles, was er von ihrem Geld abbekam, war, was sie ihm zugestand. Er zeterte und polterte und lernte schnell seine Lektion, dass Zetern und Poltern nur dazu führte, ohne Essen ins Bett geschickt zu werden. Er war nicht mehr Herr im eigenen Haus, aber noch war er Jagdherr, bis die Regierung die Fuchsjagd abschaffte. Angeblich soll er getobt haben: ›Nur über meine Leiche!‹ Am ersten Tag der Saison ritt er mit den Hunden aus, und als sie einen Fuchs aufspürten, jagte er ihm im wilden Galopp

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