Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
hinterher, sprang über eine Mauer und landete mit gebrochenem Hals in einem Graben. Wenn schon sonst nichts, so war er offensichtlich ein Mann, der zu seinem Wort stand.«
»Und sie zog mit einem Titel im Briefkopf und dem Avalon-Geld in der Tasche ab, nachdem sie ihn unter die Erde gebracht hatte«, sagt Heywood.
»Das alte Haus und das umliegende Land gehörte also alles mal den Denhams«, sage ich. »Kein Wunder, dass das arme Mädel Esther so angesäuert dreinschaut.«
Das trägt mir einen überraschten Blick von Heywood ein, die sagt: »Ach, die sieht immer so aus, außer sie kriecht Lady D. in den Hintern.«
Ich sage: »Muss schön sein, so einen klugen, verständnisvollen Kerl wie Stompy zum Vater zu haben, da müssen Sie anderen nicht in den Hintern kriechen.«
Roote lacht laut auf. »Bravo, Andy. Ihr Mitgefühl spricht wirklich für Sie.«
»Es gibt Grenzen«, sage ich. »Lady Denham hat also die Kohle, und Sir Teddy und seine Schwester kleben an ihr wie die Scheiße am Laken, in der Hoffnung, ein Teil vom Zaster rollt in ihre Richtung, wenn es sie von der Stange haut?«
»Das fasst es wohl ganz gut zusammen«, sagt Roote.
»Da können sie aber wahrscheinlich noch lange warten«, sage ich. »Die Alte sieht aus, als könnte sie es noch dreißig Jahre oder mehr machen. Und hat sie nicht auch eigene Verwandte, so wie dieses dürre Mädel Clara?«
»Na, Mr. Dalziel, da merkt man gleich den detektivischen Spürsinn«, sagt Heywood, die sich von meinem kleinen Rüffel erholt hat. »Richtig. Eine ganze Menge, soweit ich weiß. Die meisten allerdings sind wohl eher sehr entfernt mit ihr verwandt, aber es stehen noch eine ganze Reihe Verwandte ihres ersten Mannes auf der Matte.«
»Da bin ich nicht der Einzige, der mit detektivischem Spürsinn gesegnet ist«, sage ich. »Kaum zwei Minuten hier, und schon den gesamten Klatsch der Einheimischen aufgezeichnet und analysiert! Also, eine reiche alte Lady, viele hoffnungsfrohe Verwandte. Hoffentlich schließt sie in der Nacht die Fenster und geht nicht nach Sonnenuntergang aus.«
»Ihre Arbeit«, sagt sie, »hat ganz offensichtlich Ihren Blick auf die Menschen getrübt.«
»Meinen Sie?«, sage ich. »Und Sie haben das Think-Pink-Seminar absolviert, oder?«
Ein wenig trotzig erwidert sie: »Ich weiß, es ist ein Klischee, aber ich glaube wirklich, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt, wenn man nur genau hinsieht.«
»Ich auch«, sage ich. »Deshalb bin ich Polizist geworden – damit ich mein Leben lang Steine umdrehen und danach suchen kann.«
Ich sehe zu Roote hinunter, als ich das sage, aber er grinst mich nur an, als hätte ich ihm ein Kompliment gemacht, und sagt: »Liebe Charley, ob ich Sie wohl damit belästigen kann, mir ein Glas Obstsaft zu bringen. Granatapfel, wenn es so was gibt, aber ein herkömmlicher Orangensaft tut es auch. Und ich sehe, Andys Glas ist ebenfalls leer …«
»Natürlich«, sagt sie. »Hätten Sie es gern in einem Krug?«
»Was soll das mit dem Krug?«, frage ich, als sie abzieht.
»Ach, die süßen Rätsel der Worte einer Frau«, sagt Roote. »Es ist uns nicht bestimmt, eine Bedeutung darin zu suchen. Andy, da wir jetzt allein sind, möchte ich Sie etwas fragen.«
»Nur zu«, sage ich. »Eines – nur weil ich niemanden in einem Rollstuhl schlage, heißt das noch lange nicht, dass wir uns mit Vornamen anreden.«
»Tut mir leid«, sagt er. »Ziehen Sie den offiziellen Titel vor? Lady D. war jedenfalls sehr beeindruckt, als ich ihr erzählte, Sie wären der Leiter des Mid-Yorkshire CID .«
Daher also rührt das veränderte Betragen der Büffelfrau. Sie genießt die Macht, und jeder, der ihren Geruch verströmt, macht sie wahrscheinlich an.
»Mr. Dalziel reicht schon«, sage ich.
»Ach, herzlichen Dank«, lächelt er albern. Das sauertöpfische Mädel, das ihn zur Seite geschoben hat, wächst mir mehr und mehr ans Herz.
»Also, was willst du mich fragen?«, herrsche ich ihn an.
Er wird ganz ernst. »Folgendes: Es geht mir um die Revision meines Falls, in der Hoffnung, dass das Urteil aufgehoben wird. Ich habe gehofft, Sie unterstützen meine Eingabe.«
Es gibt nicht viele, die es schaffen, dass mir die Spucke wegbleibt, aber irgendwie hat Roote den Dreh raus.
»Wie?«, sage ich.
»Es geht darum, zur Publikation meiner Beddoes-Biographie nach Amerika zu reisen. Der Dekan der St.-Poll-Universität hat sich vor einigen Jahren sehr dafür eingesetzt, mir eine Ausnahmegenehmigung zu verschaffen – aber seit
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