Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
einen von denen holen, die schon fort sind«, sagte Wield. »Einen Typen namens Ollie Hollis. War für den Grill zuständig. Er schien mir, alles in allem betrachtet, derjenige zu sein, mit dem man sich wirklich mal unterhalten sollte.«
Pascoe überflog die Liste.
»Hollis? Hier ist nur ein Alan Hollis aufgeführt, kein Ollie.«
»Weil er nicht zu den Gästen gehörte«, erklärte Wield. »Arbeitet für Lady Denham. Schrankenwärter in der Hollis-Schweinefarm. Hollis’s Ham, der Geschmack von Yorkshire. Howard Hollis war Lady Denhams erster Ehemann, sie hat von ihm das Geschäft geerbt.«
»Das wird die Verkaufszahlen nach oben treiben«, sagte Pascoe. »Einen Moment. War dieser Howard Hollis nicht als Hog bekannt? Und war da nicht was bei seinem Tod?«
»Erlitt im Schweinestall einen Schlaganfall. Wurde von den Viechern ein bisschen angeknabbert, bevor er gefunden wurde. Wir haben es uns damals angesehen, erinnere ich mich. Seltsame Sache, aber nichts Verdächtiges.«
»Großer Gott, von jetzt an halte ich mich an Blätterteig. Dieser Ollie … gehört der zur Familie?«
»Aye. Genau wie Alan. Wirt vom Pub, das dem Opfer gehört hat. Die Hollis’ scheinen gespalten zu sein, einige ereiferten sich darüber, dass Hog alles seiner Witwe vermachte, andere hielten den Mund, weil sie ihre Stellungen und Jobs behalten wollten. Hog hat für seine Arbeiter und die Einheimischen jedes Jahr ein Grillfest gegeben. Eine raffinierte Konstruktion, wie du, wie ich zu sagen wage, ja selber noch sehen wirst.«
Pascoe ignorierte die Spöttelei. Seine Abscheu vor widerlichen Tatorten war wohlbekannt. Er hatte sich nie die gleichmütige Distanziertheit eines Andy Dalziel zu eigen machen können, der beim Anblick dreier durch eine Kettensäge verstümmelter Leichen gesagt hatte, er habe im Glasgow Empire schon Schlimmeres gesehen.
»Lady Denham hat also an der Tradition dieser jährlichen Feier festgehalten?«, fragte er.
»Nein. Tatsächlich hat es seit Jahren keins mehr gegeben, nicht mehr seit Hogs Tod. Das hier war eine einmalige Sache. Ollie Hollis hat früher immer mitgeholfen, also wurde er gebeten, den Grill zu bedienen.«
»Und wo war er, als das Schwein durch die Leiche ersetzt wurde?«
»Das werden wir erst erfahren, wenn Whitby ihn auftreibt«, sagte Wield. »Hat sich wohl irgendwo verkrochen. Es gab ein heftiges Unwetter, nach allem, was man hört, hat es hier am schlimmsten gewütet. Da will man nicht in der Nähe von so einem Metallgestell sein, wenn es blitzt und donnert. Und die Hütte, in der der Grill untergebracht ist, hat ein Blechdach.«
»Woher weißt du das alles über diesen Hollis, wenn er nicht auf der Liste steht?«
»Eine Verwandte wohnt bei Lady Denham. Clara Brereton, wohl so eine Art Gesellschafterin und Dienstbotin. Sie hat Ollie erwähnt, als sie mir die Liste gab. Ich hab von ihr eine vorläufige Aussage und sie gebeten, einen Bericht über das Fest zu verfassen, inklusive der Vorbereitungen dazu. Könnte ganz hilfreich sein, schließlich hat sie hier alles organisiert. Außerdem war sie diejenige, die die Tote entdeckt hat.«
»Muss ja hart drauf sein, wenn sie so was findet und dann immer noch funktioniert, Gästelisten erstellt, schriftliche Aussagen anfertigt«, sagte Pascoe. »Lohnt sie einen näheren Blick?«
»Aye, auf jeden Fall«, sagte Wield. »Du wirst noch zwei weitere Verwandte im Haus antreffen. Sir Edward Denham und seine Schwester Esther, Neffe und Nichte durch die zweite Heirat.«
»Die wohnen auch hier?«
»Nein«, sagte Wield geduldig. »Ihre Adresse steht auf der Liste, wenn du mal einen Blick darauf wirfst. Denham Park, ein paar Kilometer von hier an der Küste. Sir Edward war es, der sagte, wir könnten hier unsere Einsatzzentrale einrichten.«
»Wollte uns also nicht im Haus haben«, sagte Pascoe und sah sich unzufrieden um. »Wäre wahrscheinlich sehr viel bequemer gewesen als in dieser Bruchbude. Die Pferde unten sind besser untergebracht! Warum wohnte Lady Denham nicht in diesem Denham Park?«
»Weil Edward als Mann beim Tod seines Onkels Sir Harry, des zweiten Gatten des Opfers, den Titel und das Anwesen geerbt hat. Sandytown Hall, den Ort hier, hat Lady Denham von Hog Hollis geerbt, ihrem ersten Mann«, erklärte Wield.
»Das Familiengut der Hollis’?«
»Nicht so ganz. Hog Hollis hat es gekauft, als er zu Geld gekommen war. Dazu auch gleich einen der Titel hier, Lord der Sandytown-Hundert. Lady Denhams Titel allerdings, den sie aus ihrer zweiten
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