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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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mittlerweile schwarz wie die Nacht – nur die zuckenden Blitze erhellten gelegentlich die Umgebung – über den aufgewühlten Gewässern der Nordsee ergoss sich eine Regenwand, die sich unmittelbar vor uns teilte – so dass der von den Böen gepeitschte Wald zu erkennen war, als würden die Bäume im Einklang mit den Meereswellen tanzen. Nach dem ersten Guss schien der Regen fast aufgehört zu haben. Wir sahen einen Blitz in einer hohen Kiefer einschlagen – der Stamm wurde von oben nach unten gespalten – dann wieder Dunkelheit – bis der nächste Blitz einen wüsten Laub- & Aschewirbel erhellte, dort, wo der Baum gestanden hatte.
    Was war mit den beiden in der Höhle? – fragte ich mich.
    Suchten sie dort immer noch Unterschlupf – klammerten sie sich aneinander, während die Luft um sie herum zu explodieren schien? Fast hätte ich Clara beneidet. Bei einem solchen Ereignis ein solches Risiko einzugehen – da musste ihr beider Verlangen schon von elementarer Natur sein – & das Unwetter erst – als wollte Gott ihrem Treiben damit seinen Stempel aufdrücken!
    Werde ich religiös? Vielleicht – bei einem Unwetter wie diesem habe ich immer das Gefühl, es müsse »etwas« geben – was allerdings danach geschah, ließ mich daran zweifeln, ob ich auch nur irgendwas mit diesem potenziellen »Etwas« zu tun haben möchte.
    Weiß nicht, wie lange wir dort blieben. Schließlich – weil mir der Gedanke kam, Mary könnte sich wieder Sorgen machen – nötigte ich Minnie, nach unten zu gehen. Langsam ließ der Sturm nach. Ich sah mich um. Sofort entdeckte ich Clara – sie mussten es also ins Haus geschafft haben. Kaum zu glauben, aber ihre Kleidung sah noch nicht einmal feucht aus. Klar – als das Unwetter losbrach – hatte sie nichts an & sich im Schutz der Büsche aufgehalten – vielleicht war sie also nur darunter nass.
    Teddy, sah ich, unterhielt sich mit Sid – weit von Clara entfernt. Sie hielten großen Sicherheitsabstand, damit die gorgonenäugige Daphne nicht misstrauisch wurde – obwohl von ihr nichts zu sehen war. Vielleicht – dachte ich mir – unterhielt sie Dr. Feldenhammer ganz privat in ihrem Boudoir – denn auch von ihm war nichts zu entdecken.
    Nach einer Weile spürte man, dass die Anwesenden auf jemanden warteten, der ihnen sagte, wie es nun weitergehen würde. Draußen brachen Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke – vom nassen Gras & den Büschen stieg Dunst auf – das Gewitter war nur noch ein fernes Grummeln & zog sich wie eine besiegte Armee auf den Kontinent zurück. Sollten wir uns im Haus einrichten? Rausgehen & – gemäß dem alten englischen Spiel – so tun, als wäre nichts geschehen? Danke sagen & uns verabschieden?
    Man brauchte jemanden, der die Sache in die Hand nahm – jemanden, bei dem man sich bedanken konnte – aber von Lady D. fehlte jede Spur.
    Es war – natürlich – Teddy, der die Sache in die Hand nahm.
    – Also, Leute – rief er & klang dabei ziemlich überdreht – es gibt noch Getränke, die es zu leeren gilt – (es waren nicht mehr so viele – die städtischen Beamten hatten die Gelegenheit weidlich genutzt) – & Essen, das verzehrt werden muss – was sind schon die paar Tropfen für einen wahren Engländer? –
    Er führte die Gesellschaft nach draußen.
    Sein Versprechen auf Essen fiel ins Wasser – soll ein Witz sein – keiner hatte daran gedacht, die Häppchen zu retten, als die Stampede ins Haus einsetzte – & ich bezweifelte, dass durchweichte Canapés noch sonderlich attraktiv aussahen – trotz all der hungernden Kinder in China, an die der RS uns immer erinnert!
    Unsere Aufmerksamkeit wurde allerdings von einem Wimmern abgelenkt, das vom Ende des Rasens, in der Nähe der Büsche, zu kommen schien. Eine Gestalt lag dort im Gras & winkte. Einige gingen darauf zu – zögernd zunächst – dann – als sie erkannten, um wen es sich handelte – in größerer Eile.
    Es war der arme Franny Roote, der neben seinem umgekippten Rollstuhl lag. Er sah arg mitgenommen aus – nass bis auf die Haut & schlammbedeckt. Keuchend erzählte er, sein Rollstuhl sei im tiefen Boden stecken geblieben – man konnte die Rillen sehen – & schließlich umgefallen bei seinem Bemühen, vorwärtszukommen – vergeblich habe er während des Unwetters versucht, ihn wieder aufzurichten.
    Schwester Sheldon war als eine der Ersten bei ihm – worüber ich froh war – denn ich dachte schon, ich müsste erneut

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