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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sie früh gelernt, wenn es um Zeugenbefragung ging.
    Diskret klopfte sie an die Tür, bereit, wenn nötig, ein gebührendes polizeiliches Pochen anzuschließen. Doch die Tür wurde im nächsten Augenblick geöffnet. Zum Vorschein kam eine junge Frau, die sie mit dem gleichen unfreundlichen Gesichtsausdruck anstarrte wie das Kind an der Eingangstür und auch dessen Worte wiederholte: »Wer sind Sie?«
    »Detective Constable Novello«, sagte sie und ließ ihren Ausweis aufblitzen. »Entschuldigen Sie die Störung. Ich kann verstehen, dass Sie sich nach einem solchen Schock etwas ausruhen wollen, aber es ist wichtig, dass wir möglichst schnell mit den Zeugen reden.«
    »Ja, gut. Aber ich hab mich nicht ausgeruht«, sagte Charlotte brüsk. Sie zögerte kurz, bevor sie fortfuhr: »Kommen Sie rein!«
    Vielleicht, ging Novello durch den Kopf, hatte sie überlegt, ob sie nach unten gehen sollte, doch dann würden ihr die besorgten Gastgeber auf die Pelle rücken. Möglicherweise hatte sie etwas zu erzählen, was diese nicht hören sollten.
    Keines der beiden Doppelbetten war zerknittert, was darauf hinwies, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Auf dem Toilettentisch stand ein geöffneter Laptop. Die Frau klappte den Deckel zu und bedeutete Novello mit einem Nicken, auf einem der Stühle Platz zu nehmen, während sie sich auf das Bett daneben setzte.
    »Gut, Miss Heywood«, sagte Novello. »Charlotte, nicht wahr?«
    »Ja. Und Sie heißen Shirley, nicht wahr?«
    »Richtig«, sagte Novello. Musste eine ganz Schnelle sein, wenn sie in diesem kurzen Augenblick den Namen auf ihrem Ausweis erfasst hatte. Lieber also zunächst bei Miss Heywood bleiben. »Fangen wir ganz von vorn an. Sie sind hier nur zu Besuch, richtig? Können Sie mir Ihre Adresse geben, falls wir Sie später noch mal kontaktieren wollen und Sie dann nicht mehr hier sind?«
    Charley gab sie ihr.
    »Gar nicht so weit von hier«, sagte Novello.
    »Heute kommt es mir verdammt weit vor«, sagte Charley.
    »Kann ich verstehen.«
    Die beiden Frauen sahen sich an. Novello erfasste eine nicht unattraktive junge Frau, mit kantigem Kinn und vollen kastanienbraunen Haaren. Sie hatte genügend Make-up aufgetragen, um das Kinn etwas zurückzunehmen und die intelligenten braunen Augen zu betonen. Gut ausgebildete Schultern, die auf Hanteltraining oder Langstreckenschwimmen hindeuteten; hübsche Figur, würde aufpassen müssen, wenn die jugendlichen Aktivitäten im Wohlleben der mittleren Jahre zum Stillstand kamen, sonst würde sie wie ein Hefeteig auseinandergehen.
    Charley sah eine stämmige Frau mit kurzen, ungekämmten schwarzen Haaren, breitem Mund, wachsamen grauen Augen, ohne eine Spur von Make-up, die ein weites, grau-weißes Top trug, beige Tarnhosen und schwarze Turnschuhe.
    Eine Lesbe?, fragte sie sich. Vielleicht hätte sie doch nach unten gehen sollen!
    »Die Parkers … Sie sind mit ihnen befreundet?«, fragte Novello.
    »Ich denke doch. Warum?«
    »Na ja, Sie sind nicht in ihrem Alter. Deshalb frage ich mich …«
    »Ja? Wird man von der Polizei per se wegen seines Alters und wegen alles anderem auch diskriminiert?«
    Novello lächelte, was ihr Gesicht kurz völlig veränderte.
    »Studentin«, sagte sie. »Entweder noch dabei oder gerade den Abschluss gemacht, richtig?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wenn man eine Taste drückt und ein Twix bekommt, weiß man, dass man es mit einem Schokoriegel-Automaten zu tun hat«, sagte Novello, erneut lächelnd.
    Diesmal erwiderte Charley das Lächeln.
    »Okay, Sie haben recht.«
    »Was studieren Sie?«
    »Psychologie.«
    »Oh. Dann muss ich aufpassen.«
    »Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.«
    Die Atmosphäre entspannte sich. Beide bemerkten es, und beide bemerkten, dass es die jeweils andere bemerkte.
    »Hören Sie, es tut mir leid, wenn ich Sie auffordere, sich wieder das Barbecue ins Gedächtnis zu rufen, aber ich brauche eine Zeugenaussage, und nach allem, was ich gehört habe, waren Sie als eine der Ersten am Tatort. Aber fangen Sie nicht da an, beginnen Sie mit Ihrer Ankunft in der Hall, erzählen Sie mir alles, woran Sie sich erinnern können, an die Leute, Ereignisse – egal, wie banal sie scheinen mögen –, Zeitpunkte.«
    Charley erhob sich vom Bett und ging ans Fenster. Der Abendhimmel wirkte nach dem Gewitter wie frisch gewaschen, und obwohl der Wind immer noch stark genug war, um den Wellen weiße Kronen aufzusetzen, schienen sie der Küste jetzt eher entgegenzutanzen und nicht mehr wie eine

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