Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
zugezogen, sondern auch ihre Kleidung eingesaut haben, als sie mithalfen, die alte Dame aus dem Korb zu nehmen. Noch eines – Sie haben es vielleicht bemerkt –, ihre Bluse weist vorn einen ausgedehnten roten Fleck auf. Ich sage, rot – jetzt, nachdem er der Hitze ausgesetzt war, ist er braun. Dachte im ersten Moment, es wäre Blut, aber so viel Glück ist uns leider nicht beschieden. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Fleck um Wein.«
»Sie hat ihr Getränk verschüttet?«
»Vielleicht. Aber das Erste, was eine Frau in einem solchen Fall tut – sie eilt ins nächste Badezimmer und versucht den Fleck auszuwaschen.«
»Also hat sie ihren Wein verschüttet, kurz bevor sie angegriffen wurde. Oder der Angriff war vielleicht der Grund dafür.«
»Wo ist dann das Glas? Hier ist nichts davon zu finden. Klar, sie könnte woanders angegriffen worden sein. Wenn Sie in dem Fall das Glas finden, haben Sie auch den Ort des Angriffs. Aber das ist alles reine Spekulation. Wir werden weitersehen, nachdem wir sie erst mal ins Labor geschafft haben.«
Das Problem mit Leachs Enthusiasmus war – manchmal machte er einem den Mund wässrig auf ein Bankett, obwohl er im Grunde nichts anderes als einen Snack anzubieten hatte.
»Haben Sie also irgendwas für mich, das nicht nur reine Spekulation ist?«
»Nun, da wäre die Hütte, in der die Winde steht.«
Er drängte Pascoe zur Hütte, als wäre er ein Immobilienmakler, der es kaum erwarten konnte, die Vorzüge des zu verkaufenden Anwesens anzupreisen. Durch die offene Tür waren einige weißgekleidete Gestalten zu erkennen, die mit minutiösen Untersuchungen beschäftigt waren.
»Der Täter musste hier gewesen sein, um die Winde zu betätigen«, sagte Leach. »Andere hatten kaum einen Grund, sich hier aufzuhalten, mit Ausnahme des Typen natürlich, der für den Grill verantwortlich war. Können Sie den für uns auftreiben, damit wir Proben nehmen und ihn ausschließen können?«
»Schon getan. Wir haben jemanden losgeschickt, um ihn zu holen«, sagte Pascoe, der keinen Grund darin sah, den Diven von der Spurensicherung das Gefühl zu geben, sie wären die Einzigen, die ganze Arbeit leisteten.
»Wunderbar! Also, Folgendes haben wir bislang gefunden.«
Er zeigte auf einen Drahtkorb an der Tür, der drei oder vier Indizienbeutel enthielt.
»Champagnerkorken. Ein halbes Räucherlachscanapé. Ein wenig Schokoladenéclair. Einige Schnipsel Silberfolie, wahrscheinlich vom Champagnerverschluss. Ein, zwei Zigarettenkippen. Möglicherweise finden sich Fingerabdrücke, auf jeden Fall aber DNS -Spuren.«
Was bewies, dass Ollie Hollis sich an den gereichten Erfrischungen gütlich getan hatte, dachte Pascoe. Konnte kaum als Durchbruch bezeichnet werden. Aber nur ein Dummkopf oder ein sehr, sehr mürrischer Alter hätte sich Leachs Begeisterung verschließen können.
Sie unterhielten sich noch eine Weile, bevor sich Pascoe auf den Weg in den Einsatzraum machte.
Hinter den Büschen stieg ihm Tabakgeruch in die Nase.
Er blieb stehen. »Okay, Sammy, du kannst rauskommen.«
Eine lange dünne Gestalt mit einem Gesicht, so alterslos wie das einer Schildkröte, schlug sich durchs Gebüsch. Die Zigarette zwischen den Lippen glühte auf, als er den Rauch einsog.
»Wie geht’s, Pete«, sagte er.
»Du solltest nicht hier sein, das weißt du, Sammy«, sagte Pascoe. »Wie zum Teufel bist du eigentlich reingekommen?«
Eine überflüssige Frage. Wie Wield bereits angemerkt hatte, war der weitläufige Grund der Hall zur Straße hin durch eine Mauer abgetrennt, die unbedingt erneuert gehörte, die anderen Grundstücksgrenzen bestanden im besten Fall aus einer dicken Hecke, im schlimmsten aus einem verfallenen Zaun. Das Tor an der Zufahrt hing an seinen Angeln. Vom Stall mal abgesehen, hatte Lady Denham nicht viel davon gehalten, ihr Geld für den Unterhalt des Anwesens zu verschwenden.
Ruddlesdin zuckte mit den Schultern. »Wenn die landesweiten Sender auftauchen, wirst du hier ein Problem haben. Hier kommt man leichter rein als ins Parlament, in das ja auch jeder Idiot reinkommt.«
»Und warum sind die noch nicht hier?«
»Ich nehme an, weil du eine absolute Nachrichtensperre angeordnet hast, bis du dir einen Überblick verschafft hast.«
Das kam der Wahrheit ziemlich nahe, auch wenn die Nachrichtensperre von Chief Constable Dan Trimble befohlen worden war, dessen Frau mit Lady Denham in einigen Komitees saß. Trimble hatte Pascoe angerufen und ihn gedrängt, so schnell wie
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