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Der Tod im Eis

Der Tod im Eis

Titel: Der Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Zug, der das war, was seiner Gefühlsarmut ein Lächeln bedeutete.
    Er war zufrieden mit der Entwicklung der Dinge.
    Er hatte damit begonnen, seine Aufgabe zu erfüllen, die einzig hieß, sich zu vermehren.
    Er hatte seine Brut zurückgelassen. Sie würde ihm nach kurzem Wachstum völlig gleich sein, denn sie waren vom selben Blute. Und seine Nachkommen - Brüder eigentlich - würden es ihm nachtun: Sie würden sich mehren, um sich diese Welt Untertan zu machen. Nur zu diesem Zwecke waren sie geschaffen.
    Einen Moment hielt er in seiner Wanderung durch Schnee und Eis inne.
    Was würde geschehen, wenn sie ihr Ziel erreicht hatten? Wenn sie diese Welt beherrschten? Wenn sie - sich selbst ihrer Nahrung beraubt hatten?
    Denn das würde die zwangsläufige Folge sein, wenn sie erst einmal über die ganze Menschheit gekommen waren .
    Die Flexibilität seines Geistes reichte nicht aus, um den Gedanken weiterzuverfolgen.
    Noch nicht .
    Aber er hatte sich im Laufe ganz kurzer Zeit solcherart verändert, daß ihm auch eine Lösung dieses Problems einfallen würde. Wie von selbst. Er mußte dem, was ihn beseelte, nur Zeit lassen, weiterzuwachsen.
    Das Lächeln auf seinen Lippen veränderte sich, als seine Gedanken sich veränderten. Als er sich an seine Ursprünge erinnerte. An die warme Geborgenheit eines gläsernen Tanks, an die stimulierenden Berührungen von Drähten und Sensoren - und an das, was in ihn gefahren war.
    Eine Kraft von geradezu göttlicher Größe .
    Göttlich? Was bedeutete das? Er verstand den eigenen Gedanken nicht.
    Aber er formte ihn zu etwas Nachvollziehbarem.
    Göttlich - er war göttlich, er und die seinen. Und Götter mußten herrschen. Es war ihr einziger Sinn.
    Er lief weiter und weiter. Dorthin, wo er seine Herrschaft weiter würde festigen können.
    Obgleich er noch viele Meilen davon entfernt war, konnte er es spüren. Es leitete und lockte ihn.
    Blut.
    Das Blut von Menschen, die ihm nichts anderes als Opfer waren. Opfer seiner göttlichen Allmacht.
    Der Vampir lachte.
    So laut, donnernd und machtvoll, daß sich ihm für Sekunden selbst der tosende Wind beugte.
    *
    »Ich dachte immer, ihr FBI-Agenten würdet drunten im Süden den lieben langen Tag einen roten Jaguar nach dem anderen bei irgendwelchen Verfolgungsjagden zu Schrott fahren und den Rest der Zeit damit verbringen, wasserstoffblonde Gangsterliebchen zu verhören. Daß es euch auch mal hier herauf in den Norden verschlägt, noch dazu in eine Ecke, in der sich neulich erst das letzte Walroß zu Tode gelangweilt hat .«
    Maggie Conolly schüttelte den Kopf, so heftig, daß ihr fast die Sonnenbrille von der Stupsnase rutschte. Wozu sie die überhaupt trug, war Landru ein Rätsel. Die junge Pilotin ließ die kleine Cessna nämlich so dicht unter der grauen Wolkendecke entlang schrammen, daß das Cockpit ständig wie in wattigen Nebel getaucht war. Wie Maggie Conolly auf diese Weise den Kurs halten konnte, war ein weiteres Rätsel, das der Vampir nicht zu knacken vermochte. Denn die meisten Instrumente im Armaturenbrett schienen nicht zu funktionieren oder Phantasiewerte anzuzeigen.
    Die pagenköpfige Pilotin hatte noch vor dem Start in Kotzebue mit dem Quasseln begonnen, und ihr Repertoire schien noch lange nicht erschöpft. Und wenn sie sich doch wiederholte, so verwandte sie neue Worte für bereits Gesagtes.
    Auf diese Weise hatte Landru einiges über Alaska und die Menschen hier gelernt. Zum Beispiel, daß alle anderen US-Bundesstaaten unter den Sammelbegriff »der Süden« fielen, und daß der Rest der Amerikaner »die Leute aus dem Süden« waren. Ferner wußte Landru jetzt, daß zumindest Maggie ihre Kenntnisse über alles, was außerhalb Alaskas vorging, aus schlechten Fernsehserien oder Romanheften bezog. Ihre Vorstellung von FBI-Beamten war ein Paradebeispiel dafür.
    Er hätte zeitweise nicht übel Lust gehabt, ihr das süße Plappermaul zu stopfen. Doch wenigstens lenkte sie ihn von seinen düsteren Gedanken ein wenig ab. Überhaupt wunderte er sich darüber, weshalb Maggie Conolly in seiner Gegenwart so gesprächig war. Landru war es gewohnt, daß Menschen sich von seiner bloßen Anwesenheit eingeschüchtert fühlten, als erstickte etwas, das ihn unsichtbar umgab, alle Lust auf Konversation, um statt dessen latente Angst zu wecken.
    Vielleicht lag es in Maggies Fall ja daran, daß hier am Rande der Welt jeder Tag ein Kuriosum war und sie sich durch nichts erschrecken oder auch nur aus der Fassung bringen ließ.
    Aber es gab noch

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