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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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verstorbenen Gatten zu führen gedachte.
    Honey fand die Frau ein wenig selbstsüchtig, aber eigentlich war es unter den gegebenen Umständen besser, wenn so wenige Leute wie möglich um den Tatort herumtrampelten.
    Sie hatte ein wenig Zeit, sich alles genauer anzusehen, ehe die ganze Meute auftauchte – Doherty und seine Mannen.
    Das Hauptopfer, der arme alte Sean O’Brian, lag noch in seinem durchweichten Pappsarg, der ständig nasser wurde, obwohl der Küster ein Pfadfinderzelt ausgeliehen und darüber gebreitet hatte. Honey hatte zwar Seans Annäherungsversuche abgewiesen, verspürte aber nun Mitleid mit dem armen alten Kerl. Auf der eigenen Beerdigung von allen schnöde verlassen zu werden – sogar von seiner Frau!
    Da sie sich als Kriminaldame fühlte – und diese Bezeichnung sehr lustig fand –, hatte Honey tatsächlich das Kommando übernommen. Der Küster, der für den alten Friedhof und die ökologisch akzeptable Friedwiese zuständig war, hatte unbedingt das im Teddybär verborgene Mordopfer aus dem Loch zerren wollen, damit die Beerdigung weitergehen konnte. Honey hatte ihn davon abgehalten. »Am Tatort darf nichts verändert werden. Sie stören sonst die Beweislage.Detective Chief Inspector Doherty ist schon unterwegs. Unternehmen Sie nichts, ehe er nicht hier ist.«
    Das klang irgendwie komisch. Detective Chief Inspector Doherty. Steve hatte endlich die Beförderung bekommen, die er nie hatte haben wollen. Man hatte sie ihm angeblich aufgezwungen, weil es keine anderen Kandidaten gegeben hatte, das hatte er ihr zumindest erklärt. Sie glaubte es ihm nicht ganz. Doherty setzte am liebsten seinen Kopf durch und ließ sich bei der Arbeit nicht gern dreinreden. Im Grunde war er ein einsamer Wolf und hatte es nie gemocht, eine Nummer zwei dabei zu haben außer ihr natürlich, aber das war etwas anderes. Das kam ja nur ab und zu vor. Bisher war er anderen Assistenten erfolgreich aus dem Weg gegangen. Aber das konnte nicht ewig so bleiben.
    All das überlegte sie, während sie in die Grube schaute. Teddy Devlins schwarze Knopfaugen spiegelten mit glasigem Schimmer den grauen Himmel, und Regentropfen glänzten darin wie Tränen. Der arme alte Teddy Devlin. Mit einer Leiche im Bauch.
    Lautes Motorengeräusch kündete von der Ankunft der Hilfstruppen. Vier Streifenwagen kamen rasch nacheinander an. Die Beamten stiegen aus und versammelten sich am Straßenrand jenseits der Friedhofsmauer.
    Auf der anderen Straßenseite machte gerade eine Gruppe von Trauergästen eine Zigarettenpause im Freien vor dem Poacher. Zunächst beäugten sie die Neuankömmlinge voller Interesse, gingen dann aber doch wieder ins Restaurant. Die Wärme in der Bar und ein üppiges Büfett waren weitaus verlockender.
    Doherty kam als Erster mit großen Schritte zu Honey herüber. Seine Füße steckten vernünftigerweise in grünen Gummistiefeln. Die anderen blieben noch auf der anderen Seite der Friedhofsmauer. Manche zogen sich Regenjackenüber, andere schlüpften in die weißen Overalls, die zu ihrem Geschäft gehörten.
    Ein kleines Lächeln lag auf Dohertys Gesicht, obwohl er tadelnd den Kopf schüttelte. »Was ist das nur mit dir und den Leichen? Hast du irgendwelche Verbindungen zum Jenseits oder was?«
    Honey stand mit verschränkten Armen da, den Hut in einer Hand, ihr Haar triefte vor Nässe.
    »Das werde ich mal mit Mary Jane besprechen. Jedenfalls liegt Teddy Devlin da unten.« Sie deutete auf die Grube.
    Doherty ging in die Hocke, stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und schaute hinunter. Seine Füße waren sehr nah am Rand und pressten das Wasser aus dem Schlamm.
    Honey wartete.
    Immer noch kauernd, nickte er mit finsterer Miene. »Ja, scheint auf die Beschreibung in der Suchmeldung zu passen.«
    »Auf jeden Fall ein Teddybär.«
    »Und noch dazu auf jeden Fall Teddy Devlin. Gut«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Dann wollen wir mal sehen, was so in Teddy Devlin steckt.«
    »Na ja, Holzwolle ist es nicht.«
    Er sprang in die Grube und beugte sich über den Bär. Vorsichtig, um nicht zu viel zu verändern, zerrte Doherty an dem Kostüm. Der Kopf, der aus festerem Material gemacht war, gab nach. Doherty zog ihn ab und brachte ein Gesicht zum Vorschein.
    »Das arme Schwein.«
    Honey fiel die Kinnlade herunter. »Den kenne ich!«
    Doherty schaute zu ihr auf. »Wirklich?«
    » C. A. Wright. Und der ist kein armes Schwein. Der ist einfach nur ein Schwein. Du kannst mich gleich auf die Liste der Verdächtigen

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