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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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setzen.«
    »So schlimm?«
    »Schlimmer.«
    Sie reichte ihm die Hand und half ihm nach oben. Hinter ihm sah sie, wie der Küster über das Absperrband kletterte und mit fliegender, schlammbespritzter Robe auf sie zugeeilt kam.
    »Inspector ...«
    »Chief Inspector ...«
    Der Küster wischte sich die Regentropfen von der Brille und fragte, wann er das Grab wohl benutzen könnte. »Schließlich«, erklärte er, »haben wir ja einen Leichnam, der beerdigt werden muss. Der Pfarrer, Joss, unser Öko-Bestattungsbeauftragter, und ich, wir machen uns große Sorgen. Wir können den Verstorben wahrscheinlich nicht mehr allzu lange angemessen bedeckt halten.«
    Der junge Mann, der Honey seine Visitenkarte gegeben und bisher rauchend unter der Eiche gestanden hatte, gesellte sich zu ihrer Gruppe.
    »Der Sarg ist so beschaffen, dass er sich ziemlich schnell zersetzt«, fügte Joss rasch hinzu. »Bald liegt da nur noch ein Leichnam ohne jede Hülle drumherum. Ich kann nicht sagen, wie lange das alles hält, ehe es zerfällt.«
    Doherty warf einen Blick unter das triefnasse Pfadfinderzelt. »Ich denke, der macht sich keine allzu großen Sorgen mehr darum, ob er salonfähig ist. Ist das der Sarg?«, fragte er überrascht.
    Joss stürzte sich in seine lange Werbenummer über die bedrohte Erde, die Verschwendung von Hartholz für Särge und das Pflanzen von Bäumen. Er fügte auch noch die Information hinzu, dass man sich den Pappsarg nach eigenen Wünschen bedrucken lassen konnte.
    »In Ihrem Fall könnte es ein Polizist sein, in voller Uniform«, ergänzte er fröhlich.
    »Das merke ich mir.«
    Doherty hatte keine Miene verzogen, während er den Sarg betrachtete, obwohl seine Gesichtsmuskeln vor Anstrengung verdächtig zuckten.
    »Superman! Das ist mal originell.«
    »Er ist auch selbst als Superman verkleidet«, informierte ihn Honey. »Ich glaube, das hat er wohl öfter gemacht – weißt du –, auch im Schlafzimmer.«
    »Ach, wirklich. Habe ich noch nie probiert. Wäre aber einen Versuch wert.«
    Ein Mundwinkel drohte sich zu einem Lächeln zu verziehen, aber heldenhaft schaffte er es, seine Heiterkeit zu zügeln.
    »Sean hatte einen gewissen Ruf als Frauenheld«, erklärte Honey.
    Dohertys Blick traf den ihren. »Ah, verstehe. Superman. Klar.«
    Er wandte sich dem Küster und Joss, dem selbsternannten Öko-Bestattungsbeauftragten, zu.
    »Wie wäre es denn, wenn Sie irgendwo fern vom Tatort ein neues Grab ausheben würden? Da unten an der Mauer, das wäre mir recht.« Er deutete auf die Mauer zur Straße.
    Der Küster und der junge Mann sahen einander an, als wäre ihnen eine 100-Watt-Glühbirne aufgegangen, na ja, zumindest eine ökologisch vertretbare Energiesparlampe.
    Der Küster schüttelte den Kopf. »Aber ich kann doch nicht von jetzt auf eben einen Totengräber herbeizaubern. Das will alles sorgfältig geplant sein.«
    »Wir haben einen Bagger. Ich mach das schon«, meldete sich Joss zu Wort. »Ich glaube, da drüben bei der Mauer, das sollte klargehen. Es ist zwar ein bisschen nah an der Straße, aber ich weiß mit Bestimmtheit, dass dort niemand begraben liegt.«
    Doherty nickte bedächtig. »Ich habe nichts dagegen.«
    Er schaute den beiden nach, wie sie zu einer alten, aus Stein gemauerten Vorratsscheune am Rand des Feldes gingen. Joss mit den Dreadlocks öffnete die breite Doppeltür. Ein Rauchwölkchen, ein lautes Motorengeräusch, und ein Bagger tauchte aus der Scheune auf.
    Steve half Honey den kleinen Abhang hinunter und verkündete ihr die guten Nachrichten. »Sie heben ein neues Grab aus. Aber ich hatte nicht erwartet, dass sie motorisiert sind. Schau dir das mal an!«
    »Na ja, nicht gerade Knochenarbeit, und auch nicht sonderlich umweltfreundlich.«
    Doherty streifte ihren Ellbogen mit der Hand. Jeder Beobachter hätte das glatt übersehen, und auch auf der Liste sexueller Phantasien stand es wahrscheinlich nicht ganz oben, aber Honey kribbelte es bei dieser Berührung mächtig im Bauch.
    »Sie haben wirklich ein feines Händchen, Detective Chief Inspector Doherty, aber ich muss jetzt leider gehen. Die Pflicht ruft.«
    »Zurück ins Hotel?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich gehe rüber in den Poacher.«
    Er nickte beiläufig, während er immer noch dem Bagger zuschaute.
    »Hast du ein Glück.«
    »Soll ich mit der Witwe sprechen?«
    Doherty zuckte die Achseln. »Die wird wohl nicht viel über den Bär und das Mordopfer wissen, oder?«
    »Ich dachte eher, dass ich ihr mein Beileid aussprechen und ihr

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